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Die Lange Nacht der Museen

Ausstellungs-Hopping bis in die Morgenstunden

Mondtee, Fossilien und Bollywood: Am Samstag 4. September laden die Zürcher Museen zum fünften Mal zu einer Langen Nacht ein. Mit von der Partie sind auch die Museen der Universität Zürich. Vom Botanischen Garten bis zum Zoologischen Museum zeigen alle Häuser ihre Sammlungen in ungewohntem Licht – und bieten oft noch viel mehr. Unipublic hat für Sie die Rosinen gepickt und einen Rundgang mit den spannendsten Beiträgen zusammengestellt.
Sascha Renner

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Kulturrausch ohne Ende. Auch die Universitätsmuseen locken mit zahlreichen Veranstaltungen.

Ausgeruht, mit bequemen Schuhen und dem Kombiticket in der Hand (für 20 Franken an jeder Museumskasse) starten wir in die Lange Nacht. Ihnen knurrt der Magen? Umso besser: Zahlreiche fantasievolle Verpflegungsangebote – von der Sternlisuppe im Botanischen Garten bis hin zum opulenten Orientalischen Buffet im Völkerkundemuseum – warten zwischen 19 und 02 Uhr auf die Museumsgänger. Auf zu Kulinarik, Kultur und Wissenschaft also, rein in die faszinierende Welt der Sammlungen und Archive!

Unser nächtlicher Ausstellungsreigen beginnt im Schoss der Alma Mater: im Zoologischen Museumder Universität an der Rämistrasse. Hier öffnet die Sonderausstellung «Zürichsee» ein Fenster in die abenteuerliche Arbeit der Forscher unter Wasser. Verschiedene Spezialveranstaltungen laden überdies zu einem Tauchgang in die Tiefen des Zürichsees. Etwa eine hautnahe Begegnung mit lebenden Krebsen («Ritter der Nacht», 19 bis 19.15 Uhr). Gleich anschliessend erfährt man, wie der Fisch auf den Tisch beziehungsweise an die Angel unserer jungsteinzeitlichen Vorfahren kam («Hechte und Bouillabaisse», 19.30 bis 19.45 Uhr). Um 20 Uhr verlassen wir das nasse Element und lassen uns in die Nistgewohnheiten von Bienen einweihen. Wer mag, kann anschliessend gleich selber ein «Bienen-Hotel» in der Museumsschreinerei zimmern.

Auch dieses Jahr wieder begehrt: Fossilien suchen wie die Paläontologen im Steinbruch. Funde dürfen behalten werden.

Das Innenleben von Fischen, ein Unterwasserfilm, ein «Vogel-Quiz» – vieles gäbe es noch zu sehen und zu raten. Wir aber ziehen einige Meter weiter, ins Paläontologische Museum, das mit einer besonderen Attraktion aufwartet: Fossilien suchen wie die Paläontologen im Steinbruch. Mit dem Hammer klopft man 180 Millionen Jahre alte Ammoniten und andere Meerestiere aus dem schwarzen Tonschiefer. «Die Wahrscheinlichkeit, auf Spuren urzeitlichen Lebens zu stossen, ist sehr gross», lässt Markus Hebeisen, Präparator am Paläontologischen Museum, durchblicken. Wer etwas entdeckt, wird belohnt: Alle Funde dürfen mit nach Hause genommen werden.

Nachdem wir unser Wissen über Wirbeltierknochen beim «Paläontologie-Quiz» getestet haben, verlassen wir das Hauptgebäude der Universität. Die Shuttle-Busse der VBZ, die sternförmig vom Bellevue aus verkehren, bringen uns im 15-Minutentakt zum Botanischen Gartenan der Zollikerstrasse. Um einen Termin bei Madame Etoile zu ergattern, tragen wir uns als erstes in die Anmeldeliste ein. Die aus Zeitung und Radio bekannte Astrologin wird für 24 Besucher zwischen 23 und 01 Uhr kostenlos in die Sterne blicken (Geburtszeit und -ort nötig; weitere Konsultationen zwischen 20 und 22 Uhr; Einschreibung jeweils eine Stunde vorher).

Bilder zwischen Wissenschaft und Kunst gibts im Botanischen Garten zu bestaunen. Von verschiedenen Pflanzenarten (im Bild das Johanniskraut) wurden zu unterschiedlichen Mondkonstellationen Pflanzensäfte «geerntet» und auf Fliesschromatogramme aufgetragen.

Dass auch die Pflanzen auf den Stand der Sterne reagieren, demonstrieren fünfPosten in und um den Botanischen Garten. Ein Versuch mit Gemüse – ausgesäht nach dem Mondkalender von Maria Thun – zeigt, wie vorteilhafte oder ungünstige Gestirnskonstellationen das Wachstum von Broccoli und Rüebli beeinflussen. Altes Wissen mit modernsten Methoden überprüft auch Ernst Zürcher von der Berner Fachhochschule für Architektur, Bau und Holz: Der Forscher veranschaulicht, welcher Zusammenhang zwischen den Saftströmen in Bäumen und den Mondkonstellationen besteht. Je nach Mondphase beziehungsweise Fällzeitpunkt variiert nämlich der «Wasserstand» in der Pflanze – Zürcher spricht von «Ebbe und Flut» – und damit auch die Qualität des Holzes.

Es geht bereits gegen Mitternacht, und wir machen uns auf zu unserer letzten Station: dem Völkerkundemuseum(Shuttle-Bus M7 bis Bellevue, dann weiter mit M4). Bei indischen Gaumengenüssen und einem Rundgang durch die Ausstellung «Gefässe für das Heilige» stimmen wir uns auf den emotionalen Höhepunkt dieser Nacht ein: zweieinhalb Stunden opulentes Gefühlskino made in Bollywood, Start um Mitternacht. Tip: Unbedingt einen ausreichenden Vorrat an Taschentüchern mitnehmen.

Neben den hier vorgestellten Angeboten laden auch das Anthropologische Museum, die Archäologische Sammlung, das Medizinhistorische Museumund die Moulagensammlungzwischen 19 und 02 Uhr (teilweise bis um 04.30 Uhr) zu Spezialprogrammen und zum Besuch ihrer Sonder- und Dauerausstellungen ein.

Sascha Renner ist Redaktor des unijournals.