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Weiterbildung

Tauschzone des Wissens

Ob Opernhausdirektorin oder forensischer Gutachter – alle werden ihre Weiterbildung in den neuen Räumen des Zentrums für Weiterbildung (ZWB) der Universität Zürich absolvieren können. Mit einem Tag der offenen Tür weihte das ZWB am 23. Oktober offiziell ihr neues Domizil ein – und ist glücklich darüber, endlich die Weiterbildung in einem Haus vereinen zu können, nachdem diese bisher verstreut in Hotels stattfinden musste.
Michèle Büttner

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«Die Universität Zürich verfügt nicht nur über das Know-how, um Weiterbildungskurse anzubieten, jetzt besitzt sie auch die entsprechenden Räume»: Klaus Burri, Leiter des Zentrums für Weiterbildung.

Das geeignete Gebäude fand das Zentrum für Weiterbildung im ehemaligen «Institut für Technische Ausbildung» (ITA). Innerhalb eines Jahres wurde das ITA umgebaut, das Resultat konnten die künftigen Gäste, Dozentinnen und Programmleiter am Tag der offenen Tür begutachten. Diverse Vorträge vermittelten der interessierten Öffentlichkeit die ideelle Klammer, die um den ganzen Umbau gelegt wurde: Wer sich hier weiterbildet, soll nicht einfach nur belehrt werden; das Haus will auch den Wissensaustausch fördern.

Wie kann ein Raum die Eigeninitiative von Lernenden unterstützen? Raumspezialist Heinz Gruner erklärt, was die Kreativität fördert.

Erwachsene nicht belehren

«Wer eine Weiterbildung besucht, hat höhere Anforderungen an die Standards, als während der Erstausbildung», erklärte Klaus Burri, Leiter der Fachstelle für Weiterbildung. Für den Umbau orientierte sich die Universität Zürich deshalb an bestehenden Weiterbildungszentren wie etwa jenes der Universität St. Gallen oder der Credit Suisse in Horgen, dessen Berater für die Ausgestaltung der Kommunikationsräume, Heinz Gruner, sie auch gleich für das ZWB engagierte. «Erwachsene wollen nicht belehrt werden, deshalb ist Frontalunterricht in der Weiterbildung denkbar ungeeignet», erklärte Gruner in seinem Vortrag. Er habe daher bewusst versucht, die Innenausstattung der Räume so zu gestalten, dass die Initiative und Eigenverantwortung der «Schüler» gefördert werde. Die Ideen dazu holte er sich in Kindergärten, wie er plastisch schilderte. Seine Forderung an einen Weiterbildungsraum: Er muss dem Kommunikationsbedürfnis folgen. So sind zum Beispiel sämtliche Stühle auf Rollen, damit sich die Teilnehmenden schnell einander zuwenden können, die Tische sind hochklapp- und ineinander verschiebbar, jeder Raum ist ausgerüstet mit Visualisierungsmaterial von Low-tech (Flipcharts)bis High-tech (Computer, Kabelanschlüsse fürs Internet).

Weitsicht regt zum Denken an: Das Dachgeschoss wurde mit einem Glasaufbau versehen.

Rot belebt in der Pause

Die für den Umbau verantwortlichen «Fischer Architekten» wählten ein Farbkonzept, das eine lernunterstützende Atmosphäre schaffen soll: In den Arbeitsräumen aktivieren ein helles Blau und Grün die Konzentration, das Rot in den Gängen wirkt belebend, wenn die müden Kursteilnehmer in die Pause gehen. Auf dem Dach, wo sich früher Abstellräume befanden, setzten die Architekten ein neues Glasvolumen hin, von dessen Räumen aus man einen Weitblick auf das Zürcher Unterland hat. Dort oben befindet sich auch der Trainingsraum mit Einwegspiegel für Kurse in psychologischer Gesprächsführung. Lernfördernd soll auch das Angebot des hausinternen Restaurants wirken, das sich bewusst nach der Ernährungspyramide richtet. Also: viel Früchte, Gemüse und Kohlenhydrate, damit die Konzentrationsgeister geweckt werden.

Im Dachgeschoss befindet sich auch ein Raum mit Einwegspiegel, Mikrophon und Videoübertragung. Hier können Verhandlungssituationen nachgestellt werden.

Schwiegermutterzunge zum Entdecken

Das ZWB ist ganz als Tauschzone des Wissens ausgestaltet, bis hin zum Konzeptder Innenraumbegrünung. Peter Enz, Leiter des Botanischen Gartens Zürich, wählte die Pflanzen sorgsam aus den Bereichen Handel/Tausch/Wissen aus – natürlich nebst Kriterien wie Ästhetik, Klima und Pflegebedürfnissen. So werden dereinst Kaffee, Gewürztee und Pfeffer den Handel symbolisieren, die Schwiegermutterzunge steht für das Entdecken und Cardamon und Schraubenpalme für die Erweiterung des Wissens.

Die Ananas ersetzt den Kirsch nach dem Fondue: Auch die Innenraumbegrünung soll den Wissenstausch fördern und die Neugier anregen. Im Bild: Peter Enz vom Botanischen Garten Zürich.

Wie werde ich Opernhausdirektor?

Das neue Zentrum soll längerfristig selbsttragend sein. So können sich auch andere Institutionen einmieten und ihre eigenen Weiterbildungsangebote durchführen. Wie beispielsweise die Pädagogische Hochschule Zürich, die bereits einen ganzen Stock gemietet hat. «Bei einigen Kursen, die wir anbieten, besitzen wir im europäischen Raum die Monopolstellung», erklärte Burri stolz. So zum Beispiel die Weiterbildung zum «Executive Master in Arts Administration». Weil es keine gründliche Ausbildung für die Leitung von Kulturbetrieben gab, kam der Zürcher Opernhausdirektor Alexander Pereira einst mit der entsprechenden Idee auf Burri zu, zusammen entwickelten sie das Konzept für den Kurs. Weitere Ideen sind willkommen.

Michèle Büttner ist freie Wissenschaftsjournalistin.

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