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Kinder-Universität Zürich

Studieren mit Kinderlegi

Die Kinder-Universität Zürich startet am 7. April 2004 eine Vorlesungsreihe für Kinder. Dozierende aller Fakultäten geben Antworten auf Fragen aus verschiedensten Fachgebieten. Ab sofort können sich acht- bis zwölfjährige Kinder für die Kinder-Universität «einschreiben». Dr. Sabine Salis Gross, Projektleiterin und Initiatorin der Kinder-Universität Zürich, äussert sich in einem Interview dazu, wie die Projektidee entstanden und umgesetzt worden ist und welche Wunschträume sie für die Zukunft hat.
Marita Fuchs

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Sabine Salis Gross, Initiatorin und Projektleiterin der Kinder-Universität Zürich.

Frau Salis Gross, Sie haben als Privatperson die Initiative ergriffen und die Kinder-Universität ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?

Angefangen hat alles damit, dass ich die Entwicklung unseres Sohnes tagtäglichhautnah miterlebte: In den sechs Jahren als quasi Vollzeit-Mutter und wissenschaftlich ausgebildeter Mensch habe ich in vielem eine andere Sichtweise entwickelt. Die Fragen der Kinder sind eines meiner zentralen Anliegen geworden: Sie stellen nämlich sehr gute Fragen und das oft in ungünstigen Momenten, wenn zu wenig Zeit oder Geduld vorhanden ist. Es störte mich schon immer, wenn Erwachsene sagten: «Das musst du jetzt noch nicht wissen», und damit ein Kind nicht ernst nahmen. Oft fehlt die Zeit, aber es fehlt auch oft das nötige Wissen, um die Frage eines Kindes wirklich kompetent zu beantworten. Kinder sind von Natur aus wissensdurstig, interessiert, motiviert und neugierig. Sie stellen Fragen, die ihrer Entwicklung angemessen sind.

Als ich das Buch «Die Kinder-Uni. Forscher erklären die Rätsel der Welt» geschenkt bekam, wünschte ich mir diese Ringvorlesung für Kinder auch für Zürich. Professor Jürgen Oelkers war mir bereits durch seinen öffentlichen Vortrag «Glaubt das Kind was man ihm sagt?» und seine im Internet abrufbaren Vorträge aufgefallen. Er unterstützte die Idee einer Kinder-Universität Zürich von Anfang an. Gemeinsam bauten wir die Projektgruppe auf, die jetzt aus insgesamt sechs Personen besteht Professorin Brigitte Boothe, Professorin Inge Strauch, Professor Reinhard Fatke und Professor Wolfgang Langhans, Professor Jürgen Oelkers und mir.

Was möchte die Kinderuniversität erreichen?

Den Kindern soll als Zusatzangebot zur Schule Allgemeinbildung angeboten werden. Neue Bildungsräume sollen für die Kinder geöffnet werden. Sie sollen sich ernst genommen fühlen mit ihren Fragen an die Welt. Die Kinderuniversität ist ein Angebot für Kinder, die aus eigenem Interesse kommen. Sie verpflichten sich mit der Anmeldung für alle 12 Vorlesungen. Die Inhalte werden von Professorinnen und Professoren vorgetragen, die eine Frage zu ihrem Fachgebietin kindgerechter Form vortragen. Die Kinder sollen sich selbst ein Bild von der Universität machen können. Sie sollen sich willkommen fühlen und sollen im Rahmen ihrer Möglichkeiten und der Möglichkeiten der Universität teilnehmen dürfenam universitären Leben. Die Universität öffnet sich hier auf sehr sympathische Art.

Wer organisiert das Projekt Kinderuniversität?

Ich organisiere das Projekt. Professor Jürgen Oelkers hat die wissenschaftliche Leitung, d.h. die Aufgabe der Evaluation des Projektes, übernommen. Die Projektgruppe berät und entscheidet in allen wichtigen Aspekten gemeinsam.

Das Projekt wird jetzt als Drittmittelprojekt geführt, das Sachleistungen, aber kein Geld von der Universität enthält. Auch ich arbeite derzeit noch unentgeltlich. Wir sind noch auf der Suche nach einem Hauptsponsor und zusätzlicher finanzieller Unterstützung. Bis heute werden wir von der RGBP AG Thalwil, Rahn&Bodmer Banquiers Zürich, der ZKB, der Familien – Vontobel - Stiftung, der Jubiläumsstiftung der Zürich Versicherungsgruppe und vier Privatpersonen finanziell unterstützt. Coop hat eine Unterstützung in Aussicht gestellt.

Die buchstäbliche grüne Welle, und das viele Wohlwollen, das ich täglich spüre, will ich unbedingt beim Namen nennen: Sensationell war, dass fast 170 Dozierende ihre Teilnahme angeboten haben. Das hat alle unsere Erwartungen bei weitem übertroffen und spornt mich an.

Rektor Hans Weder brachte dem Projekt von Anfang an grosses Wohlwollen entgegen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle nochmals ganz herzlich danke: So stellt uns die Universität die Räume und die technische Infrastruktur ohne Berechnung zur Verfügung. Unicom hat die Website, die mir sehr gefällt, eingerichtet. Der Rechtsdienst und die Finanzverwaltung berät in vielen Belangen kompetent und freundlich. Ein spezieller Dankgeht an Maximilian Jäger, Rektoratsdienste. Das Anthropologische Museum verlängert im Sommersemester für die Eltern und Begleitpersonen der Kinder die Besuchszeit extra Mittwochs bis um 18.30h.

Allen, die hier nicht namentlich erwähnt werden, aber ohne deren Mithilfe das Projekt deutlich weniger gut vorankäme: Danke!

Wie istbisher das Interesse an der Kinderuniversität und wie meldet man sich an?

Da verschiedene Medien berichtet haben, ist das Projekt bereits recht bekannt geworden. Privatpersonen und Schulen haben mich angesprochen.

Kinder, die teilnehmen wollen, benötigen die Unterschrift Ihrer/Ihres Erziehungsberechtigten auf dem Anmeldeformular, welches online erhältlich (aber auch bei mir bestellbar) ist. Das Anmeldeformular senden sie mir per Post zu und erhalten nach ungefähr zwei Wochen eine Legi per Post zugeschickt, auf welche das Kind seine Adresse und wichtige Telefonnummern für den Notfall einträgt. Es kann gerne auch ein Foto von sich einkleben. 500 Plätze werden nach Eingang der Anmeldungen vergeben. Anmeldeschluss ist der 31. März 2004. Die einzige Teilnahmebedingung ist das Alter. Die Kinderuniversität ist für alle 8 bis 12jährigen Kinder offen (Jahrgänge 1992 bis 1996).

Was ist mit den Kindern, die keinen Platz erhalten?

Diese Kinder müssen leider bis zum Wintersemester warten. Wir denken auch über ein Buchprojekt nach.

Wie sieht die Zukunft aus?

Ich hoffe, dass sich die Kinderuniversität bewährt. Ich wünsche mir, dass hier Generationen von Kindern gute Erfahrungen mit der Universität machen können, der Art zu fragen, zu forschen und sich auszutauschen. Für die Zukunft wünsche ich mir zusätzlich Angebote für Gruppen mit 10 bis 20 Kindern, auch jüngeren Kindern. Im Rahmen der Evaluation werden wir die Kinder nach ihren Erfahrungen und Wünschen fragen und das Ergebnis in die Planung der nächsten Kinderuniversität einfliessen lassen.

Ein weiteres Anliegen ist die Einrichtung eines Kinderbüros: Das Kinderbüro könnte als soziale Serviceeinrichtung der Universität sowohl Studierende als auch wissenschaftliche und Verwaltungsangestellte in Fragen der Vereinbarkeit von Studium/Beruf und Elternschaft beraten und unterstützen. Vieles hängt nun davon ab, ob dieses Projekt langfristig genügend finanzielle Unterstützung erhält.

Marita Fuchs ist Mitarbeiterin von unicom.

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