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BVK

Tiefere Zinsen auf die Sparguthaben

2022 war ein schwaches Börsenjahr, 2021 hingegen ein sehr gutes. Wie geht die Pensionskasse BVK mit diesen Schwankungen um, und welche Auswirkungen hat das auf die persönlichen Sparguthaben? Wir haben den Vorsitzenden der Geschäftsleitung der BVK, Thomas R. Schönbächler, gefragt.
Brigitte Blöchlinger

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Aktienkurse
Die Börsenbaisse von letztem Jahr wirkte sich negativ auf die Pensionskassen-Performance aus.

 

2021 konnte man mit Aktien des Swiss Performance Index über 20% Gewinn erzielen, das war dreieinhalb Mal so viel wie in einem durchschnittlichen Börsenjahr. Seit Februar 2022 wurde die Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Krise durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gebremst, und die Börsen sind gefallen. Gleichen die hohen Aktiengewinne von 2021 die Verluste von 2022 nicht aus?

Thomas R. Schönbächler: Die Aktiengewinne 2021 vermögen die Aktienverluste von 2022 noch auszugleichen. Der Hauptunterschied zwischen 2021 und 2022 liegt aber nicht bei den Aktien, sondern bei den Obligationen, die ebenfalls stark eingebrochen sind. Noch nie verloren im gleichen Jahr sowohl die Aktien als auch die Obligationen im zweistelligen Prozentbereich. Das Resultat ist unschön, aber ein solches Jahr gehört zum Geschäft einer Pensionskasse und war nach so vielen erfolgreichen Jahren statistisch wohl überfällig. Die weltweite Erhöhung des Zinsniveaus durch die Zentralbanken hat bewirkt, dass bestehende Obligationen mit Tiefzinsen oder gar Negativzinsen vorübergehend noch tiefer bewertet werden. Diese Bewertungskorrekturen betreffen grundsätzlich alle Pensionskassen. Wir erwarten aber, dass durch den Zinsanstieg das Ertragspotenzial gestärkt wird.

Wie reagiert die BVK auf die starken Ausschläge der Finanzmärkte?

Wir verfügen über eine langfristige und ausgewogene Anlagestrategie. Aufgrund von Kursschwankungen kann die Vermögensaufteilung des Portfolios kurzfristig von der Anlagestrategie abweichen. Die BVK hat dafür definierte Bandbreiten, bei welchen sie interveniert, und das Portfolio basierend auf festen Regeln und automatisiert wieder näher an die Anlagestrategie führt. Wer es genauer wissen will, kann sich unseren Erklärfilm «Rebalancing» anschauen. Nimmt beispielsweise der Aktienanteil bei starken Kursrückschlägen ab und fällt unter die definierte Quote, kauft die BVK zu tieferen Preisen Aktien dazu, um wieder in die vorgesehen Bandbreite zu kommen. Wir verhalten uns demzufolge antizyklisch, indem wir bei steigenden Kursen verkaufen und bei sinkenden Kursen kaufen.

Durch die unüblichen, gleichzeitigen Kursverluste von Aktien und Obligationen kam es im vergangenen Jahr zu keinem solchen Rebalancing. Unter Berücksichtigung des vergangenen Jahres beträgt die Performance über die letzten zehn Jahre noch immer 3,6% jährlich.

2023 startete besser. Der provisorische Deckungsgrad per Ende Januar liegt bereits wieder über 100%. Wir hoffen, dass sich dieser positive Trend fortsetzt.

Wie wird eine positive Performance bei der BVK verwendet?

Zuerst müssen die laufenden Renten finanziert werden, hierfür ist jährlich eine Verzinsung von 1,75% notwendig. Dann werden die Sparguthaben der Erwerbstätigen verzinst. In einem Jahr mit guter Performance wird mit dem Rest der Deckungsgrad erhöht, das heisst Wertschwankungsreserven gebildet. Dank der sehr guten Performance in den Vorjahren konnten wir frühzeitig Rückstellungen bilden, um bis Ende 2026 Aufwertungsgutschriften für alle – das ist ungewöhnlich – Versicherten der BVK, die vor 2022 eintraten, zu finanzieren.

Die BVK hat auf ihrer Webseite in Aussicht gestellt, dass sie ab Mitte 2023 die Verzinsung der Sparguthaben auf 1% senken werde. Weshalb wird die BVK die Zinsen senken – von derzeit 2,2% auf 1%?

Die Höhe des Zinssatzes ist abhängig vom Deckungsgrad und ist seit Jahren im Vorsorgereglement festgelegt. Die definitive Festlegung des Zinssatzes erfolgt nach Vorliegen der revidierten Jahresrechnung durch den Stiftungsrat jeweils per Mitte Jahr und gilt für zwölf Monate. Andere Pensionskassen legen die Verzinsung rückwirkend fest. Bei der BVK weiss man im Voraus, wie hoch verzinst wird. Damit kommt der Zins auch Personen zugute die unterjährig in Pension gehen oder die BVK verlassen, weil sie den Arbeitgeber wechseln.

Bei einem Deckungsgrad von 100% bis 114,9% werden die Sparguthaben mit 2% verzinst – wobei die BVK den Zins Mitte 2022 aufgrund des guten Ergebnisses 2021 gar über den reglementarisch festgelegten Wert auf 2,2% angehoben hat.

Ende 2022 lag der Deckungsgrad der BVK bei 97,6 %. Gemäss Vorsorgereglement wird bei einem Deckungsgrad von 90% bis 99,9% die Verzinsung der Sparguthaben auf den BVG-Mindestzinssatz gesenkt. Dieser liegt derzeit bei 1%. Wichtig ist aber, dass wir diesen Zinssatz über das gesamte Sparguthaben geben. Also sowohl über den obligatorischen BVG-Anteil als auch über den weitaus grösseren überobligatorischen Teil.

Die Zinsgutschrift für das vergangene Jahr beläuft sich demzufolge durchschnittlich auf 2,1 Prozent. Für das aktuelle Kalenderjahr ist mit 1,6 Prozent zu rechnen. Wer bei der BVK versichert ist, kann sich im Versichertenportal myBVK jederzeit ein tagesaktuelles Bild über das persönliche Sparguthaben machen.

Liegt der Deckungsgrad unter 100%, werden die Sparguthaben der Erwerbstätigen tiefer verzinst, damit die Renten der über 65-Jährigen finanziert werden können. Dadurch entsteht eine Ungerechtigkeit zwischen den erwerbstätigen (aktiven) Generationen und den pensionierten.

Im vergangenen Jahr erhielten die Aktivversicherten mit 2,1 Prozent eine höhere Verzinsung als die Rentenbeziehenden mit 1,75 Prozent. Durch die Unterdeckung sinkt nun der Zins der Versicherten auf voraussichtlich 1,6 Prozent, was zu einer minimalen Umverteilung führt. Die BVK hat als erste grosse Pensionskasse die Grundlagen so geschaffen, um eine langfristige Gleichbehandlung der Generationen sicherzustellen.

Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat die Kosten der Pensionskassen untersucht und kommt zum Schluss, dass bei der Versichertenverwaltung im Durchschnitt jährlich 430 Franken pro versicherte Person und bei der Vermögensverwaltung 0,46% Kosten anfallen. Wie steht es bei der BVK?

Da brauchen wir uns nicht zu verstecken. Bei der Vermögensverwaltung liegen wir mit 0,15% dreimal tiefer als der Durchschnitt. Das heisst, pro 100 Franken Anlagevermögen geben wir 15 Rappen aus. Würden wir gleichviel ausgeben wie der Schnitt, hätten wir zusätzliche jährlich wiederkehrende Ausgaben von über 114 Millionen Franken. Dank unserem konsequenten Kostenbewusstsein bleibt dieser Betrag aber in unserer Kasse.

Bei den Versichertenverwaltungskosten liegen wir mit jährlich 108 Franken pro versicherte Person gar viermal tiefer als der ausgewiesene Durchschnitt, wobei wir die Zahl der Finanzkontrolle noch analysieren müssen. Ein von uns genutzter Branchenschnitt weist Kosten von 289 Franken aus – aber auch von diesem Betrag sind wir meilenweit entfernt.

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