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Talk im Turm

Besser lernen

Wie können wir in verschiedenen Lebensabschnitten optimal lernen? Darüber diskutierten die Kognitionspsychologin Lea Bartsch und der Neurobiologe Reto Huber im Talk im Turm.
David Werner
Talk im Turm
Auf dem Podium im Restaurant Uniturm: Kognitionspsychologin Lea Bartsch und der Neurobiologe Reto Huber (in der Mitte) zusammen mit den Moderatoren Thomas Gull (l.) und Roger Nickl (r.).

 

Kinder lernen anders als Erwachsene. Ausgeschlafen lernen wir schneller als übermüdet. Lernstoffe, die uns begeistern, gehen uns leichter in den Kopf als Inhalte, die uns gleichgültig sind.

All das ist bekannt, aber warum ist es so? Das erklärten die Kognitionspsychologin Lea Bartsch und der Neurobiologe Reto Huber auf griffige und unterhaltsame Weise im Talk im Turm.

Reto Huber beschäftigt sich als Neurobiologe täglich mit dem Hirn. Das Staunen darüber hat er trotzdem nicht verlernt. «Es fasziniert mich, wie viele Reize und Eindrücke das Hirn gleichzeitig zu verarbeiten vermag», sagte er.

Das Hirn trainieren wie einen Muskel

Eine sich rasch verändernde Welt erfordert, dass wir ständig Neues hinzulernen. Darauf sind wir physiologisch vorbereitet. Wie die Wissenschaft in den lezten Jahrzehnten gezeigt hat, bleibt unser Hirn ein Leben lang veränderbar und elastisch. Diese Plastizität ist die Voraussetzung dafür, dass wir vom Kindsbeinen an bis ins hohe Alter lernen können.

Wie beim Muskeltraining lässt sich die Leistungsfähigkeit des Hirns fördern, indem man es fordert. Beim Lernen und beim Üben werden Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehrn neu geschaffen oder ausgebaut. Je robuster die Verbindungen, desto besser fliesst der Datenverkehr. Verbindungen, die nicht mehr gebraucht werden, verkümmern.

Bilder, Klänge, Gerüche

«Die verschiedenen Hirnareale interagieren viel stärker, als die Forschung es lange vermutete», erklärte Huber. An unserem Gedächtnis sind viele verschiedene neuronale Netze beteigt. Um Lernstoffe zu memorieren, kommt es deshalb auch darauf an, möglichst vielfältige Verknüpfungen zu bilden. Bei Lernstoffen, die wir als relevant erachten, geschieht dies in viel grösserem Mass als bei solchen, denen wir gleichgültig gegenüberstehen.

Auch Assoziationen helfen, einen Lerninhalt rasch im Gedächtnis zu verankern, wie Kognitionspsychologin Lea Bartsch egänzte. Werden zum Beispiel beim Vokabellernen auch Sinneseindrücke wie Bilder, Klänge oder Gerüche ins Spiel gebracht, vertieft sich das Gelernte.

Das Lernen lernen

Je nach Alterstufe verlaufen Lernprozesse unterschiedlich. Kleine Kinder lernen spontan durch spielerisches Ausprobieren – und dies erstaunlich effizient. «Es wäre dagegen aussichstlos, sie zu systematischem Lernen anzuhalten», erklärte Bartsch. Dies wird erst ab einem Alter von etwa fünf Jahren möglich. Mit zunehmendem Alter schwächt sich die Fähigkeit zum spontanen Lernen ab – umgekehrt wächst die Fähigkeit, sich bewusst neue Stoffe anzueignen.

Welche Lernstrategien sich bewähren, ist individuell verschieden. Manche lernen zum Beispiel besser morgens, andere abends, manche lernen besser allein, andere in Gruppen. Wer also aus dem Kleinkinderalter heraus ist, muss das Lernen lernen – und dabei individuell passende Lernstrategien entwickeln.

 

Das gesamte Gespräch mit Lea Bartsch und Reto Huber wurde aufgezeichnet. Sie können es im folgenden Podcast nachhören.

 

Podcast zum Talk im Turm