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Mobiles Arbeiten

Mitarbeitende begrüssen flexibles Arbeitsmodell

Im Mai 2022 hat die UZH ein neues Arbeitsmodell eingeführt mit dem Ziel, den Erfordernissen einer Präsenzuniversität gerecht zu werden und zugleich eine flexible Arbeitsorganisation zu ermöglichen. Das Modell kommt gut an, wie eine Befragung der UZH-Mitarbeitenden zeigt.
David Werner, Nathalie Huber

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Präsenz als wichtiger Bestandteil der Arbeitskultur: Die UZH-Mitarbeitenden schätzen nach wie vor den unmittelbaren Austausch vor Ort. (Bild: IStock)

 

Unsere Arbeitswelt verändert sich rasant, die Technologie eröffnet viele neue Möglichkeiten, und die Pandemie hat die Entwicklung noch beschleunigt. Um die damit verbundenen Chancen zu nutzen und zugleich den Erfordernissen einer Präsenzuniversität gerecht zu werden, hat die UZH Anfang Mai 2022 ein neues Arbeitsmodell eingeführt. Dieses sieht vor, dass die UZH-Mitarbeitenden in der Regel zu 60 Prozent ihres Beschäftigungsgrads vor Ort an der UZH arbeiten. Ergänzend dazu ist mobiles Arbeiten möglich, soweit es die betrieblichen Bedürfnisse und die Aufgaben der Mitarbeitenden zulassen.

Wie kommt dieses Modell bei den UZH-Mitarbeitenden an? Darüber gibt jetzt eine Befragung Aufschluss, die das «UZH Center for Leadership in the Future of Work» im Auftrag der Universitätsleitung im Sommer 2022 durchgeführt hat. Demnach passt das 60-40-Modell gut zu den Präferenzen der Mitarbeitenden. Befragt wurden sie unter anderem danach, wie sie ihre Arbeit vor der Pandemie organisiert haben, welche Erfahrungen sie mit dem neuen Arbeitsmodell machen und welche Anliegen sie damit verknüpfen.

Zufriedenheit gestiegen

Das Ergebnis: Die Zufriedenheit mit dem Arbeitsmodell ist verglichen mit der Zeit vor der Pandemie um durchschnittlich sieben Prozentpunkte gestiegen. Die UZH-Mitarbeitenden begrüssen flexible Regelungen, zugleich schätzen sie die Vorteile des Präsenzbetriebs.

Im folgenden Interview erklären Christian Schwarzenegger, Stefan Schnyder und François Chapuis als Vertreter der Universitätsleitung, wie sie die Ergebnisse einordnen und was es für die weitere Entwicklung der Arbeitskultur an der UZH bedeutet.

 

«Wir verstehen die Weiterentwicklung der Arbeitskultur an der UZH als einen gemeinsamen Lernprozess.» Stefan Schnyder, Direktor Finanzen und Personal; Christian Schwarzenegger, Prorektor Professuren und wissenschaftliche Information; François Chapuis, Direktor Immobilien und Betrieb.

 

Herr Schwarzenegger, was macht eine gute Arbeitskultur aus?

Christian Schwarzenegger: Eine gute Arbeitskultur basiert auf dem Wissen, den Erfahrungen, dem gegenseitigen Respekt und den Sozialkompetenzen aller Mitarbeitenden, ausserdem auf guter Führung und auf geeigneten und attraktiven Rahmenbedingungen, die man von Zeit zu Zeit den sich wandelnden Bedürfnissen anpassen muss. Wir verstehen die Weiterentwicklung der Arbeitskultur an der UZH als einen gemeinsamen Lernprozess. Die Einführung des neuen Arbeitsmodells im Mai 2022 war ein Schritt in diesem Prozess, weitere Schritte werden folgen.

Wie geht die UZH dabei vor, Herr Schnyder?

Stefan Schnyder: Die Pandemie hat viele Entwicklungen enorm beschleunigt. Das birgt Chancen, aber auch das Risiko, dass wir uns als Organisation überfordern. Wir wollen diese Dynamik in die Bahnen einer nachhaltigen Entwicklung lenken, die wir Schritt für Schritt immer wieder selbstkritisch überprüfen. Wir wissen jetzt, was der Stand der Erfahrungen und Erwartungen hinsichtlich der mobilen Arbeit im Sommer 2022 war. Um die Entwicklung beobachten und reflektieren zu können, wollen wir die Befragung alle zwei bis drei Jahre wiederholen.



«Die Ergebnisse zeigen,
wie wichtig die richtige Balance
von Präsenz und
mobilem Arbeiten ist.»

Stefan Schnyder

 

Welche Schlüsse ziehen Sie aus den Ergebnissen?

Schnyder: Die Befragungsergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Präsenz vor Ort und mobiles Arbeiten richtig auszubalancieren. Die Mitarbeitenden schätzen offenkundig die Möglichkeit, flexibel arbeiten zu können. Viele würden sogar eine noch weitergehende Lösung begrüssen, sofern Vorgesetzte und Betrieb dies zulassen. Gleichzeitig zeigt die Befragung aber auch deutlich: Für das Zugehörigkeitsgefühl ist physische Präsenz grundlegend, und Wertschätzung erfahren die Mitarbeitenden vor allem, wenn sie vor Ort sind. Wir tun also gut daran, genügend Zeit vor Ort präsent zu sein – und zumindest einen Teil dieser Zeit bewusst dafür einzusetzen, die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt im Team zu pflegen.

Schwarzenegger: Der wichtigste Grund für die Mitarbeitenden, vor Ort zu arbeiten, ist gemäss der Befragung die soziale Interaktion. Man kann auch aus der Ferne mit digitalen Tools kommunizieren, aber ein echtes, lebendiges Gemeinschaftsgefühl stellt sich nur vor Ort ein. Damit die soziale Interaktion vor Ort überhaupt stattfinden kann, braucht es Kopräsenz, also die gleichzeitige Anwesenheit von Mitarbeitenden. Kopräsenz ist grundlegend für den Zusammenhalt im Team, für den spontanen Austausch und für ein inspirierendes Campus-Leben. Das 60-40-Modell fördert die Kopräsenz vor Ort und kommt damit dem Bedürfnis nach Interaktion entgegen.



«Kopräsenz ist grundlegend
für den Zusammenhalt im Team
und ein inspirierendes
Campusleben.»

Christian Schwarzenegger

 

Laut der Befragung stehen Führungsverantwortliche dem neuen Arbeitsmodell etwas skeptischer gegenüber als die anderen Mitarbeitenden. Warum?

Schnyder: Für Führungsverantwortliche bedeutet die Flexibilisierung der Arbeit eine Mehrbelastung. Es ist schwieriger und erfordert mehr koordinativen Aufwand, ein teilweise mobil arbeitendes Team zu führen als eines, dessen Mitglieder ständig vor Ort sind. Wenn sich Teammitglieder seltener direkt begegnen, müssen die Vorgesetzten mit gezielten Ausgleichsmassnahmen für einen guten Zusammenhalt im Team sorgen. Die richtige Balance zu finden zwischen Präsenzzeiten und mobiler Arbeit ist nicht einfach – aber wichtig für die erfolgreiche Umsetzung eines flexiblen Arbeitsmodells im Alltag. Um die Führungsverantwortlichen dabei zu unterstützen, hat die Abteilung Personal ein Beratungs- und Coaching-Angebot etabliert.

Zu den Führungsverantwortlichen der UZH gehören auch die Professor:innen. Welche spezifischen Herausforderungen stellen sich hier?

Schwarzenegger: Bei den Professor:innen zeigt sich die ganze Vielfalt der UZH. Die Präferenzen und Herausforderungen sind je nach Disziplin sehr unterschiedlich. In den Naturwissenschaften und in der Medizin wird anders gearbeitet als zum Beispiel in den Geisteswissenschaften. Tätigkeiten in Labor und Klinik folgen anderen Regeln und Notwendigkeiten als die Arbeit in Studierzimmern und Bibliotheken. Wir haben deshalb ein Pilotprojekt lanciert, in dem interessierte Professorinnen und Professoren aus allen Fakultäten Ideen entwickeln, wie sich eine lebendige Campus-Kultur mit digitalen Technologien und mobilen Arbeitsformen verbinden lässt. (KASTEN)

Herr Chapuis, was bedeutet der Wandel der Arbeitskultur für das universitäre Raumangebot?

François Chapuis: Wir brauchen längerfristig vielfältiger nutzbare Räume. Die Pandemie hat uns für diesen Bedarf sensibilisiert. Was die Präsenz vor Ort so wichtig macht, und was wir im Home-Office so schmerzlich vermisst haben, ist soziale Interaktion. Dafür braucht es geeignete Räume. Andererseits kam in der Befragung deutlich zum Ausdruck, dass viele Mitarbeitende sich einen Ort wünschen, an dem sie in Ruhe und konzentriert arbeiten können. Wir werden beim Bau und beim Umbau von Gebäuden und beim Organisieren und Einrichten diesen Anliegen Rechnung tragen.



«Wir brauchen längerfristig
vielfältiger nutzbare Räume.»

François Chapuis

 

In welche Richtung geht die Entwicklung?

Chapuis: In Richtung einer stärkeren Differenzierung des Raumangebotes. Bisher haben wir primär unseren jeweiligen Schreibtisch als Home-Base betrachtet. Zukünftig werden wir vielleicht auch Orte als unsere Home-Base betrachten, an denen wir uns austauschen und vernetzen. Das geplante FORUM UZH trägt diesen Gedanken schon im Namen.

Hat die grössere Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes dafür geführt, dass wir der Präsenzarbeit mehr Aufmerksamkeit zuwenden als früher?

Chapuis: Viele Mitarbeitende sagen mir, dass sie heute ihre Zeit, die sie vor Ort verbringen, bewusster strukturieren als zuvor. Ich finde das eine gute Entwicklung. Die Präsenzarbeit der meisten Mitarbeitenden beinhaltet sehr verschiedene Tätigkeitsformen. Grob kann man unterscheiden zwischen konzentrierter Einzelarbeit, Teamarbeit, Routinetätigkeit, vertraulicher Arbeit und Erholungsphasen. Im Idealfall könnten alle UZH-Mitarbeitenden für jede der genannten Tätigkeitskategorien eine passende räumliche Umgebung wählen, also zum Beispiel störungsfreie Bereiche zum stillen Arbeiten und offenere Bereiche für den Austausch. An dieser Idee wollen wir uns auf lange Sicht bei der Planung neuer Räume an der UZH orientieren. Im Gebäude UZI 5, im Functional Genomics Center und im Westpark ist dies teilweise bereits geschehen. Angesichts der Grösse und Vielfalt der UZH wird dieser Prozess aber viele Jahre in Anspruch nehmen. Wir werden dabei mit der nötigen Umsicht vorgehen und uns im Austausch mit den betroffenen Mitarbeitenden an die jeweils passende Lösung herantasten.

Sie haben die Weiterentwicklung der Arbeitskultur an der UZH mehrfach als einen gemeinsamen Lernprozess bezeichnet. Was ist das Ziel?

Schwarzenegger: Das Ziel sind motivierte und zufriedene Mitarbeitende, die an der UZH ihr Bestes geben und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln können.

Schnyder: Die Voraussetzung dafür sind attraktive, zeitgemässe Arbeitsbedingungen. Es braucht eine kompetente Führung auf allen Ebenen, die Entwicklungsperspektiven vorgibt, Teams zusammenhält und Wertschätzung vermittelt. Und es braucht eine zeitgemässe bauliche und technische Infrastruktur mit Räumen, in denen sich das Campus-Leben in all seinen Facetten entfalten kann.