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Exzellenzstipendien

Erfolgreich studieren

Was braucht es, damit ein Studium gelingt? Wir haben vier Gewinnerinnen und Gewinner eines Exzellenzstipendiums gefragt. Sie geben Einblick in ihren Studienalltag und zeigen, dass man auf ganz unterschiedliche Weise erfolgreich an der UZH studieren kann.
Nathalie Huber

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Exzellenzstipendiatin Noemi Vogel: «Ich folge im Studienalltag so gut es geht meinem eigenen Rhythmus.»


So manch eine Studienanfängerin und manch ein Studienanfänger fragt sich zurzeit: Wie gelingt es mir, erfolgreich zu studieren? Wie motiviere ich mich? Wie setze ich die richtigen Prioritäten? Wie teile ich meine Kräfte ein? Wie wichtig sind Netzwerke und Freundschaften? Wie nutze ich die vielfältigen Unterstützungsangebote der UZH gut?

Dass es kein Patentrezept gibt, sondern dass viele unterschiedliche Wege zu einem gelingenden Studium führen, zeigt sich am Beispiel von Noemi Vogel, Kenny Dobler, Patrick Diener und Amely Walser. Die Vier haben – gemeinsam mit sechs anderen Studierenden (siehe Kasten) – vor Kurzem ein Exzellenzstipendium erhalten und beginnen im Herbst ihr Masterstudium an der UZH. Im Folgenden erzählen sie aus ihrem Studienalltag: Wie sie ihr Studium anpacken, was sie antreibt und sie verraten uns, wo es sie nach dem Studium hinzieht.

 

Patrick Diener hat im Bachelor Biologie und Computational Science studiert, im Master belegt er Neural Systems and Computation.

Offen sein

«Ich versuche nicht zu fest in die Zukunft zu schauen, sondern gehe oder mache dort weiter, wo mich etwas interessiert oder ich etwas spannend finde. Während des Bachelors realisierte ich, dass es mich noch mehr in die technische Richtung zieht. Alles mit Informatik und Neurobiologie interessiert mich sehr. Deshalb auch meine Wahl für das Fach Neural Systems and Computation im Master.  

Während des letzten Sommers absolvierte ich im Labor von Professor Konrad Basler ein Research Internship zu Computational Biology. Ich wertete einen Datensatz von Experimenten zur Einzelzellsequenzierung verschiedener Zellarten von gesunden und erkrankten Mäusedärmen sowie von Darmkrebspatienten aus. Der Einblick ins Labor war sehr wertvoll: Allein auf mich gestellt mit diesem Datensatz etwas herauszufinden – da merkte ich, wie anspruchsvoll das sein kann.

Ich habe mir in den vergangenen drei Jahren viel Wissen aneignen können. Grundsätzlich wird man im Biologiestudium mit sehr viel Stoff konfrontiert, die Gefahr ist gross, dass man versucht, alles zu lernen. Dafür ist die Zeit einfach zu knapp. Gerade zu Beginn habe ich gelernt, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Das war für den Rest meines Bachelorstudiums entscheidend.

Zum Lernen brauche ich eine gute Atmosphäre. Meistens höre ich dazu elektronische Musik und ich setze mich an einen Tisch im Gang eines Stockwerks am Campus Irchel. Ich geniesse die Flexibilität, die mir der Studienalltag bietet, dass ich meine Zeit selbst einteilen kann. Dank der Online-Vorlesungen kann ich mein Wochenpensum flexibler gestalten. Das ermöglicht es mir auch, neben dem Studium zu arbeiten.

Aktuell korrigiere ich während des Semesters Analysis- und Statistik-Übungen. Zusätzlich habe ich ein 20-Prozent-Pensum am Institut für Rechtsmedizin in der Informatik. Dort arbeite ich seit Februar für ein Machine-Learning-Projekt. Ich entwickle einen Algorithmus, der Computertomographie-Bilder von Leichen analysiert – um Aussagen darüber machen zu können, wie viel Gas im toten Körper enthalten ist. Daneben arbeite ich durchschnittlich einmal pro Woche in der Brauerei Oerlikon hinter der Bar. Die körperliche Arbeit ist eine gute Abwechslung zum Studium.

Das Exzellenzstipendium kommt mir sehr gelegen. Ich werde nicht mehr diesen Druck haben, unbedingt arbeiten zu müssen. Im Master werde ich aufgrund des neu gewählten Fokus sicher Stoff aufholen müssen. Diese Zeit kann ich mir nun nehmen.»

 

Noemi Vogel, Studentin der Chiropraktischen Medizin

Sich interessieren

«Erstmals in Berührung mit der Chiropraktischen Medizin kam ich durch mein Austauschjahr in Alabama während des Gymnasiums. Mein Gastvater war Chiropraktiker und behandelte mich nach einer Sportverletzung.

Als Chiropraktikerin ist man Spezialistin für den gesamten Bewegungsapparat. Zu wissen, wie Gelenke, Sehnen, Bänder und Muskeln funktionieren oder eben nicht, das fasziniert mich. Mein Know-how, wie man beispielsweise eine Lunge abhört oder eine Schulter abtastet, kann ich inzwischen anderen Studierenden in Tutoraten weitergeben. Mir macht es Spass, zu unterrichten und ich lerne gerne Leute kennen. Überhaupt habe ich während des Studiums viel gelernt im Umgang mit Menschen. Gerade der Umgang mit den Patienten – dass man ihnen gut zuhören kann – dünkt mich als Ärztin zentral. Häufig wird dieser Aspekt etwas unterschätzt.

Studieren bedeutet für mich: sich interessieren und neue Dinge erforschen. Dank meiner Masterarbeit – die Teil einer grösseren Studie ist – gewann ich bereits einen ersten Einblick in die Forschung. Ich untersuchte, ob eine chiropraktische Behandlung die Propriozeption – die Wahrnehmung des Körpers und dessen Lage im Raum – bei Personen mit chronischen Rückenschmerzen beeinflusst. Mithilfe einer sogenannten Kraftmessplatte führte ich an 30 Personen Messungen durch, danach wertete ich die Daten aus. Die Probanden musste ich selbst rekrutieren. Ich plane, ein Paper zu meiner Arbeit zu verfassen und zur Publikation einzureichen. 

Ich folge im Studienalltag so gut es geht meinem eigenen Rhythmus. Die Vorlesungen schaue ich meistens online an – in etwas zügigerem Tempo. Ich stehe gerne etwas früher auf, sodass ich um 9 Uhr den Vorlesungsteil erledigt habe. Danach kann ich mich auf ein Praktikum vorbereiten, gehe arbeiten oder spiele Volleyball im ASVZ.

Ich versuche möglichst viel während des Semesters zu lernen. Ich lerne immer alles ab Tablet – schreibe keine Zusammenfassungen oder Kärtchen, sondern lese einfach die Power-Point Slides aufmerksam durch. Zum Glück bleibt viel hängen.

Finanziell ist es – wie bei vielen Studierenden – nicht immer einfach. Ich arbeite als Sitzwache im Spital, neu arbeite ich am Empfang bei einer Chiropraxis. Mithilfe des Exzellenzstipendiums muss ich zukünftig nicht mehr jedes Wochenende arbeiten und habe mehr Zeit fürs Studium – zum Beispiel kann ich bereits während des Masterstudiums mit dem PhD beginnen.

Ich fände es spannend, nach dem Abschluss ein Standbein in der Forschung zu haben und nebenher in einer Praxis für Chiropraktische Medizin zu arbeiten. Auf diese Weise hätte man eigene Patienten, die man in Studien einbinden könnte.»

 

Veterinärmedizinstudent Kenny Dobler

Studium und Sport kombinieren

Mein Credo lautet: Je mehr ich velofahren kann, desto besser läuft es mir im Studium. Ich brauche den sportlichen Ausgleich. Ich hatte noch nie so schlechte Noten wie während Verletzungszeiten. Ich bin Radrennfahrer, habe eine Amateur-Lizenz und nehme an nationalen Rennen in der Kategorie U23 teil. Ich arbeite momentan daran, mich für die Elitekategorie zu qualifizieren. Grundsätzlich stelle ich das Studium über den Sport. Denn ich weiss, während dieser fünfeinhalb Jahre erarbeite ich mir das massgebende Wissen für mein späteres Berufsleben.

Da ich sehr viel Sport treibe, bin ich gezwungen, meine Zeit gut einzuteilen. Ich besuche alle Vorlesungen an der Vetsuisse Fakultät, zum Lernen gehe ich aber nachhause. Ich lerne immer mit einem Timer und bin sehr pflichtbewusst. Während der Phase vor den Prüfungen stehe ich jeweils um 6:15 Uhr auf, dann lerne ich bis 8 Uhr, frühstücke und lerne wiederum bis 11:30 Uhr. Nach einer längeren Pause fahre ich bis 17 Uhr Rennvelo, anschliessend kommt die letzte Lernrunde bis 21 Uhr.

Beinahe alle meine Kolleginnen und Kollegen schreiben Zusammenfassungen – und lernen meistens in Gruppen. Das liegt mir nicht, ich lerne immer alleine. Ich schaue die Folien durch und versuche die Zusammenhänge zu verstehen. Bei dieser Vorgehensweise sehe ich viel eher die verschiedenen Gemeinsamkeiten, die zwischen den Fächern bestehen. Das bringt mich weiter und ist effizient. 

Ich bin sehr ländlich aufgewachsen. Zuhause haben wir vier Katzen, zwei Hunde und sieben Hühner. An den Zukunftstagen durfte ich Tierärzte begleiten; seit der fünften Klasse weiss ich deshalb, dass ich Tierarzt werden will, konkret: Nutztierarzt. Tiere kann man nicht fragen, wie es ihnen geht, das ist das Reizvolle und Spannende an der Veterinärmedizin. Man muss Tiere «lesen» können. Natürlich brauchst du als Veterinär ein profundes Fachwissen, doch wenn du keinen Zugang zu Tieren findest oder nicht weisst, wie mit ihnen umzugehen, dann wird dieses Wissen nutzlos. Deshalb versuche ich mich bereits jetzt im Umgang mit Tieren zu schulen – etwa indem ich bei einem Bauern arbeite, wie letzten Sommer. 

Wenn ich das Studium abgeschlossen habe, würde ich gerne nach Südafrika gehen, um dort für eine Zeit als Tierarzt zu praktizieren. Mich dünkt, dass die Menschen generell in Afrika einen intuitiveren Zugang zu Tieren haben, gerade weil sie so viel Zeit mit ihnen verbringen. Davon könnte ich profitieren, umgekehrt könnte dort vielleicht mein Fachwissen nützlich sein.»

 

Humanmedizinstudentin Amely Walser

Gut planen

«Ich bin jemand, der gerne plant und frühzeitig mit Lernen beginnt; ich mag es nicht, kurz vor den Prüfungen alles reinzupacken. Für die Prüfungsphase mache ich mir einen groben Zeitplan, was ich an welchen Tagen lernen will. Dann arbeite ich nochmals den Semesterstoff durch. Ich lerne mit Kärtchen, sodass ich den Stoff aktiv wiedergeben muss, das bringt mir mehr als Zusammenfassungen zu schreiben. Ich nutze Lernplattformen der medizinischen Fakultät, zum Beispiel Via Medici. Dort finde ich verlässliche Inhalte und alte Prüfungsfragen.

Ich lerne praktisch immer in der Bibliothek des Careum, denn mein winziges WG-Zimmer eignet sich schlecht dafür. Ich besuche auch die Vorlesungen vor Ort am Campus. Ich profitiere auf diese Weise viel mehr, als wenn ich sie zuhause online anschaue. Stehen komplizierte Vorlesungsthemen an, lese ich mich im Voraus etwas ein. Wenn ich mir neuen Stoff aneigne, versuche ich zuerst die groben Zusammenhänge zu verstehen. Das macht das Lernen nachher einfacher. 

Ich bin bereit, sehr viel Zeit in mein Studium zu investieren; es steht eindeutig an oberster Stelle in meinem Leben. Es bereitet mir aber auch sehr viel Freude, denn ich eigne mir Wissen über den Menschen an. Meine Studienwahl macht für mich nicht zuletzt auch deshalb sehr viel Sinn, weil am Ende ein konkreter Beruf in Aussicht steht. Ich muss nicht jeden Tag überlegen, wofür ich eigentlich lerne. 

Highlights in meinem Bachelorstudium waren eindeutig die Praktika – zum Beispiel der Sezierkurs. Welche Fachrichtung ich später als Ärztin einschlage? Das ist noch offen. Zu Beginn dachte ich, dass ich irgendwann Fächer ausschliessen kann, aber je länger ich studiere, desto spannender wird’s.

Bis anhin blieb mir wenig Zeit, um neben dem Studium arbeiten zu können. Das Exzellenzstipendium macht mich finanziell unabhängig und gibt mir Freiraum, weitere Interessen zu verfolgen oder mich zu engagieren. Da ich die Chance habe zu studieren – was nicht selbstverständlich ist – möchte ich anderen etwas weitergeben. Als studentische Mentorin der Asylorganisation Zürich begleitete ich im vergangenen Jahr ein Mädchen aus Bangladesch. Ich war die einzige Person, mit der sie ausserhalb des schulischen Umfelds Deutsch sprechen konnte. Ich zeigte ihr Lernmethoden auf und wir unternahmen Ausflüge – etwa ins Zoologische Museum der UZH.»

 

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