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20 Jahre Unitectra

«Wir können nicht everybody’s darling sein»

Die Technologietransferstelle Unitectra hat ihr 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Im Interview erklärt Geschäftsführer Adrian Sigrist, was heute anders ist als früher und was den Erfolg von unitectra ausmacht.
Interview Thomas Gull

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Technologietransfer, Symbolbild
Die Technologietransferstelle Unitectra unterstützt Forscherinnen und Forscher dabei ihre Erfindungen zu patentieren.

 

Herr Sigrist, Sie haben die Technologietransferstelle unitectra1999 zusammen mit Herbert Reutimann gegründet. Wenn sie zurückblicken: Was war damals anders?

Adrian Sigrist: Technologietransfer war damals viel weniger ein Thema bei den Forschenden und der Universitätsleitung. Es gab noch keine etablierten Abläufe, wir mussten improvisieren. Als ich das erste Patent für die UZH anmelden wollte, schickte ich dem damaligen Prorektor Forschung Clive Kuenzle einen Fax. Eine Stunde später rief mich Rektor Hans-Heinrich Schmid an und sagte, Herr Kuenzle sei in den Ferien, er gebe aber das OK für die Anmeldung. Als mit Prionics die erste Spin-off Firma der UZH gegründet wurde, prüfte Erziehungsdirektor Ernst Buschor noch persönlich den Businessplan.

Wie sieht es heute aus?

Heute sind die Prozesse im Technologietransfer etabliert. Für viele Forschende, die an die Universität kommen, ist das ein wichtiger Faktor. Wir werden von Professoren, die Berufungsverhandlungen mit der UZH führen, kontaktiert. Sie wollen wissen, wie der Technologietransfer an der Universität organisiert ist und ob wir sie unterstützen können.

Sie haben eine beeindruckende Erfolgsbilanz (s. Kasten). Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine Technologietransferstelle?

Am wichtigsten sind die Forschenden. Es muss Forschende geben, die sich für die Umsetzung ihrer Technologien interessieren und in diese Richtung arbeiten, sonst gibt es nichts zu transferieren. Eine Technologietransferstelle muss ausserdem lösungsorientiert sein. Sie soll nicht verhindern, sondern den Transfer ermöglichen. Wobei es Grenzen gibt, manchmal muss man auch Nein sagen können. Nummer drei ist die Unterstützung der Universitätsleitung. Diese hatten wir in all den Jahren. Dafür sind wir dankbar.

Sie haben gesagt, eine Technologietransferstelle müsse auch mal Nein sagen. Was meinen Sie damit?

Als universitäre Technologietransferstelle muss Unitectra das tun, was den Interessen der Universität als Gesamteinheit dient und das Beste ist für den Transfer der betreffenden Technologie. Das tönt simpel, ist aber in der Praxis nicht immer einfach. Die Ansprüche, Anliegen und Interessen der beteiligten Partner sind vielfältig und manchmal gegensätzlich. Die Forschenden erwarten, dass Unitectra das tut, was für sie das Beste ist. Firmengründer möchten, dass Unitectra das macht, was ihrem Spin-off-Unternehmen am meisten dient. Industriepartner wünschen möglichst vorteilhafte Bedingungen bei Lizenzen und Forschungsverträgen. Unitectra kann nicht jedem Anspruch nachgeben, wir können nicht everybody’s darling sein. Wir müssen hauptsächlich dafür sorgen, dass die Interessen der Universität und ihrer Angehörigen nicht zu kurz kommen.

 

Adrian Sigrist
Adrian Sigrist, Geschäftsführer von Unitectra

Was ist bei der Lizenzierung von Technologien wichtig?

Universitäten betreiben Technologietransfer vor allem mit dem Ziel, dass die Gesellschaft von Produkten und Dienstleistungen profitieren kann, die aus kommerziell interessanten und mit Steuergeldern erzielten Forschungsresultaten entwickelt werden. Lizenzen müssen deshalb so gestaltet sein, dass sie eine Umsetzung ermöglichen und keine blockierenden Elemente enthalten. Andererseits bewegt sich eine Universität bei Lizenzierungen als Teilnehmerin auf dem freien Markt und konkurrenziert damit potenziell bestehende Unternehmen. Die UZH muss sich deshalb bei solchen Geschäften unternehmerisch verhalten und Lizenzen zu üblichen Konditionen vergeben, um sich nicht dem Vorwurf einer Marktverzerrung auszusetzen. Ausserdem muss es möglich sein, eine Lizenz zu kündigen, wenn der Lizenznehmer die Technologie nicht umsetzt, sondern brachliegen lässt.

Welche Rolle spielen Spin-off Gründungen im Geschäft von Unitectra?

Spin-off Firmen sind für uns sehr wichtig. Die wirtschaftliche Umsetzung universitärer Forschungsergebnisse ist schwierig, da der Weg bis zu einem marktfähigen Produkt meistens noch sehr lang ist. Einen Industriepartner zu überzeugen, viel Geld in eine entsprechende Entwicklung zu stecken, ist nicht immer möglich. Die Unwägbarkeiten und das Risiko sind oft zu hoch. Deshalb ist vielfach die Lizenzierung an eine neu gegründete Firma der einzige Weg zu einer Verwertung. Eine solche Spin-off Firma versucht, die nötigen finanziellen Mittel von darauf spezialisierten Geldgebern zu erhalten, die bereit sind, hohe Risiken zu tragen.

Sie haben mittlerweile 18'000 Forschungsverträge ausgehandelt. Worauf legen Sie dabei besonders Wert?

Forschungskooperationen haben – über die rein finanziellen Aspekte hinaus – einen grossen Nutzen für die UZH. Das Know-how fliesst in beiden Richtungen und es können interessante Forschungsthemen mit direktem Bezug zu aktuellen Problemen bearbeitet werden. Doch die Interessen der Industrie sind natürlicherweise anders gelagert als jene der Akademie. Deshalb ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Interessen und Freiheiten der Universität und ihrer Angehörigen gewahrt bleiben.

Sie sind seit Anfang an dabei. Co-Gründer Herbert Reutimann ging 2019 in Pension. Wie sehen Sie die Zukunft von unitectra?

Unitectra ist kein Sanierungsfall und ich möchte deshalb nicht alles über den Haufen werfen. Trotzdem ist ein Wechsel in der Geschäftsführung Gelegenheit, Gewohntes zu hinterfragen, Anknüpfungspunkte zu finden für Verbesserungen. Das mache ich zusammen mit einer neu zusammengesetzten Geschäftsleitung bestehend aus Wolfgang Henggeler, dem stellvertretenden Geschäftsführer, Franziska Weise und Daniel Gisi. Alle arbeiten seit mehr als 15 Jahren bei Unitectra. Zusammen haben wir 70 Jahre Erfahrung im Technologietransfer, was ein grosses Plus ist.

 

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