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Vision Campus Irchel 2050

«Wir haben jetzt den Überblick»

Das Hightech-Gebäude für die Chemikerinnen und Chemiker ist bald fertig, und der Gestaltungsplan für die Erweiterung des Standorts Irchel wird demnächst verabschiedet. François Chapuis, Direktor Immobilien und Betrieb der UZH, zeigt im Gespräch auf, was sich vor und hinter den Kulissen des Campus tut.
Nathalie Huber
«Wird der Gestaltungsplan für den Campus Irchel im kommenden Frühjahr festgesetzt, haben wir für die nächsten 20 Jahre Planungssicherheit.»


Herr Chapuis: Seit 2016 wird auf dem Irchel gebaut. Wo steht die bauliche Entwicklung am Campus Irchel zurzeit?

François Chapuis: Der erste universitäre Neubau seit 20 Jahren, der Laborbau für das Institut für Chemie, UZI 5, steht kurz vor dem Abschluss: Ende Januar 2021 ist der Innenausbau beendet, daraufhin werden integrale Gebäudetests durchgeführt, sodass UZI 5 im Sommer bezugsbereit ist. Daneben planen wir die Zwischennutzung des freiwerdenden Chemiegebäudes durch drei Zürcher Mittelschulen. Und wir bereiten den nächsten Bau vor: Ein neues zweistöckiges Gebäude für das Functional Genomics Center Zurich, das neben UZI 5 zu stehen kommt und im Jahr 2024 fertiggestellt werden soll.

War seit Beginn der Erweiterung des Campus Irchel ein eigenständiges Gebäude für das Functional Genomics Center vorgesehen? 

Nein. Das Baufeld für dieses Gebäude ist während der Erarbeitung des Gestaltungsplans hinzugekommen. Im Neubau kann das Center künftig alle Geräte an einem Ort vereinen. Dies erleichtert die Arbeit sowohl für interne Forschende als auch für externe Nutzende dieser Forschungsplattform.

Was steht alles im Gestaltungsplan?

Der Gestaltungsplan definiert die einzelnen Baufelder und regelt, wie viele Kubikmeter darin wie gebaut werden dürfen. Ergänzende Konzepte zum Gestaltungsplan decken wiederum viele weitere Einzelaspekte ab: Das Mobilitätskonzept zeigt beispielsweise auf, wie der Campus für Fussgänger, Velofahrer oder ÖV-Nutzerinnen und -Nutzer erschlossen werden kann. Das Freiraumkonzept sieht vor, wie die neuen Gebäude behutsam im Grünraum integriert werden, und wie der Irchelpark durch Bäume, Wiesen und Gewässer aufgewertet und nutzbar gemacht werden soll.

Der Gestaltungsplan ist wirklich beispielhaft aufbereitet, sodass wir jetzt den Überblick haben. Kürzlich haben wir dieses gesamte Paket an Fachkonzepten zuhanden der Baudirektion des Kantons Zürich überwiesen.

Was passiert danach?

Wird der Gestaltungsplan vom Baudirektor des Kantons Zürich im kommenden Frühjahr festgesetzt, haben wir für die nächsten 20 Jahre Planungssicherheit. Damit wäre ein Meilenstein erreicht.

Schematische Darstellung des Campus Irchel mit dem Neubau für Chemie UZI 5 (violett) und den Silhouettenbauten (hellblau) sowie dem bisherigen Chemiegebäude UZI 1 (grün), in das die Zürcher Mittelschulen ab 2024 ziehen werden.

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf das Neubauprojekt für das Institut für Chemie aus?

Zum Glück wirkt sich die Pandemie bisher nur gering aus. Der Innenausbau hat sich um knapp vier Monate verzögert, da italienische Lieferanten ihre Labormöbel nicht liefern konnten. Die Chemikerinnen und Chemiker werden dennoch Anfang August 2021 in ihren Neubau einziehen können.     

Was war die grösste Herausforderung bei diesem Laborneubau?

Definitiv der Technologisierungsgrad – UZI 5 ist im Grunde nichts anderes als eine Maschine mit einer Hülle! Die Gebäudetechnik ist ausserordentlich komplex. Zum Beispiel wälzen gigantische Lüftungsanlagen stündlich 570'000 Kubikmeter Luft um und verbessern dadurch die Temperatur- und Klimastabilität sowie die Sicherheit für die Mitarbeitenden in den Laboren – im alten Gebäude sind es 120'000 Kubikmeter. Rund 90'000 Gebäudesensoren erfassen ununterbrochen Gebäude-, Energie- und Umweltdaten, sie optimieren dadurch die Energieeffizienz und steuern die technischen Anlagen.

Wie profitieren die Chemikerinnen und Chemiker von ihren neuen Räumlichkeiten?

In den Laborräumen profitieren die Chemikerinnen und Chemiker von einem multifunktionalen Grundrisskonzept. Die Labore sind standardisiert eingerichtet und verfügen über zahlreiche Anschlussvorrichtungen, sodass alle Personen mit derselben Infrastruktur arbeiten und ihren Arbeitsplatz flexibel wechseln können. Die Bürolandschaft besteht neu aus einem Mix aus fixen und austauschbaren Arbeitsplätzen, Gemeinschaftsräumen und Rückzugsorten.

Das Institut für Chemie zählt knapp 300 Personen. Wie ist da ein reibungsloser Umzug möglich?  

Wir werden eine Firma für die Planung und Begleitung des Umzugs engagieren. Konkret initiieren wir ein Change-Management-Projekt. Denn mit einem Umzug wird nicht nur Material von einem Ort zu einem anderen bewegt, sondern ein Umzug bewegt auch die Menschen. Umziehen ist ein Change-Prozess, der häufig Unsicherheiten oder Konflikte mit sich bringt, gerade wenn sich Arbeitsplätze verändern – wie dies teilweise im Laborneubau der Fall sein wird.

Damit sich die Mitarbeitenden im Voraus ein Bild ihres neuen Arbeitsorts machen können, zeigen wir ihnen Musterlabore und Visualisierungen ihrer zukünftigen Arbeitsplätze. Sie werden unter Anleitung eines externen Moderators im Team besprechen, wie sie ihre neue Arbeitsumgebung gemeinsam gestalten, und wie sie darin zusammenarbeiten wollen.

Gezügelt wird dann gestaffelt, von August bis Ende Dezember 2021. Auch der Umzug an sich ist nicht bloss «Plug-and-play»: Hochkomplexe Geräte und Maschinen werden transportiert und neu kalibriert, Forschungsexperimente sollten möglichst nicht unterbrochen werden müssen – all dies bedingt, dass sich die Teams gut untereinander absprechen. Eine grosse Herausforderung wird sein, dass die von den Studierenden benötigten Laborarbeitsplätze bis zu Beginn des Herbstsemesters bereits in Betrieb genommen sind.  

Das freigewordene Chemiegebäude wird im Anschluss von drei Zürcher Mittelschulen zwischengenutzt. Weshalb?

Das hat zwei Gründe: Erstens können wir dadurch dem Kanton Zürich, der für die Sanierung der Mittelschulen zuständig ist, dringend benötigte Ersatzfläche zur Verfügung stellen. Die Kantonsschule Zürich Nord beispielsweise könnte während der Renovation nicht die gesamte Schule in Provisorien unterbringen, sodass die Sanierung etappenweise erfolgen müsste. Wenn die Mittelschule vorübergehend an den Irchel zieht, spart sie viel Zeit und Geld.      

Zweitens können wir die Investitionsspitzen für die UZH glätten, wenn wir nicht gleichzeitig das Chemiegebäude totalrenovieren und das FORUM UZH am Standort Zentrum bauen. Unsere Planung sieht vor, dass alle grossen Bauvorhaben nacheinander in Angriff genommen werden. Nach der Fertigstellung des FORUM UZH, voraussichtlich im Jahr 2028, werden die sogenannten Silhouettenbauten errichtet. Diese zwei länglichen zur Winterthurerstrasse hin geplanten Neubauten markieren künftig den Eingang zum erweiterten Campus. Sie sollten gleichzeitig mit dem Wegzug der Mittelschulen fertig sein.

Muss das bisherige Chemiegebäude für die Zwecke der Mittelschulen umgebaut werden?

Ja. Zuerst werden alle Zwischenwände abgebrochen, das Gebäude wird mehr oder weniger entkernt. Danach werden die Wände gemäss den Bedürfnissen der Mittelschulen neu aufgebaut: Es entstehen Klassenzimmer, Lehrpersonenzimmer, Musikzimmer, Praktika-Räume oder auch Selbstlernplätze.

Gibt es für die Silhouettenbauten bereits genauere Pläne?  

Wir gehen davon aus, dass im Frühling 2022 die Nutzungsplanung vorliegen wird. Denn wir werden im März kommenden Jahres einen Architekturwettbewerb ausschreiben, mit dem Ziel, bis Dezember 2021 die Wettbewerbsbeiträge zu jurieren. Bereits jetzt steht fest, dass in den Silhouettenbauten weitere Unterrichts- und Laborräume unterkommen sowie eine Mensa. Ein weiterer wichtiger Bestandteil dieser beiden Gebäude ist ihr Sockelbau. Dieser wird neu die Energie- und Logistikzentrale des Campus Irchel beherbergen. 

Stichwort Energie: Die Forschungsinfrastruktur auf dem Campus Irchel ist bereits heute sehr energieintensiv. Mit dem Laborneubau sowie den zusätzlichen Neubauten wird der Energiebedarf zunehmen. Wie kann die UZH gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele einhalten?

Indem wir unseren Energiekreislauf optimieren. Wir planen ein Anergienetz, das künftig die Abwärme der eigenen Campus-Gebäude über Erdsonden im Untergrund speichert und im Winter für die Heizung nutzt. So kann die UZH den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung um 75 Prozent reduzieren und braucht nur noch wenig Fernwärme. Ausserdem soll 10 Prozent des gesamten Strombedarfs in Zukunft durch Photovoltaik gedeckt werden. Dies entspricht dem Bedarf der gesamten IT-Infrastruktur auf dem Campus Irchel.

In Zukunft werden deutlich mehr Personen den Campus Irchel besuchen. Der ÖV wird stark belastet. Bietet die UZH Hand, um Kapazitätsengpässe zu vermeiden?

Die VBZ misst die Verkehrskapazität. Sie hat gemeinsam mit der Stadt Zürich nachgewiesen, dass es bis ins Jahr 2030 keine Engpässe geben wird. Sollten wir in ferner Zukunft an die Kapazitätsgrenze stossen, könnte die VBZ den Taktfahrplan erhöhen.

 

Machen Sie sich dank des Videos ein Bild der Ausstellung «Vision Campus Irchel 2050».