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Minor BioMed Entrepreneurship

Unternehmerisches Denken früh einüben

Ein neuer, innovativer Studiengang vermittelt Masterstudierenden der Life Sciences unternehmerisches Wissen. Damit wird schon während des Studiums die erfolgreiche Translation akademischer Forschung in marktfähige Produkte und Unternehmenskonzepte gefördert.
Melanie Keim
Nachwuchsforschende an einem Workshop über «Design Thinking». Diese moderne Methode der Unternehmensführung wenden Studierende im neuen Minor «BioMed Entrepreneurship» an.


Wenn ein universitäres Forschungsteam eine Antikörpertherapie entwickelt, um Demenz zu behandeln, oder eine PhD-Studentin eine neue Methode, um Inkontinenz bei Frauen zu beheben, heisst das noch lange nicht, dass Betroffene je von diesen Erfindungen profitieren. Denn manche Erkenntnisse aus der akademischen Forschung im Bereich der Life Sciences erreichen die Patienten nie. Und dies nicht nur wenn Anwendungen oder Produkte klinische Tests nicht bestehen oder nicht marktfähig sind. Manchmal kommen hervorragende Forschende auch schlicht nicht auf die Idee, Innovationen auf den Markt zu bringen. «Nicht selten scheitern die Forschenden mit einem Spin-Off, weil ihnen die absoluten Grundlagen unternehmerischen Wissens und Handelns fehlen», sagt Simon Hoerstrup.

Unternehmerisches und juristisches Wissen

Er ist Direktor des Instituts für Regenerative Medizin (IREM) an der UZH, das mit einem neuartigen Studiengang die Translation von akademischen Erkenntnissen aus den Life Sciences in die Praxis fördern will. Zusammen mit der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der UZH lanciert das IREM auf das Herbstsemester 2020 den Minor BioMed Entrepreneurship, in dem Masterstudierende der Life Sciences unternehmerisches Wissen erwerben und lernen, wie man Forschungsergebnisse erfolgreich in die Praxis umsetzt. Im 30 ECTS umfassenden Studiengang werden zentrale unternehmerische Kompetenzen, etwa im Bereich Finanzen, Teambuilding oder Pitch-Training, vermittelt sowie juristisches Wissen zum Patentschutz oder zu regulatorischen Fragen bei der Firmengründung. Zudem absolvieren die Studierenden ein Praktikum im Bereich BioTech, Medtech oder Pharma.

«Wir haben in Programmen für Doktorierende und Postgraduierte gesehen, dass es sinnvoll ist, wenn Forschende früh mit unternehmerischem Denken in Berührung kommen», sagt Elke Zappe, die am IREM auch das Programm BioEntrepreneurship & Innovation (BEI) leitet – ein ähnliches Kursprogramm für Doktorierende und Postgraduierte aus den Life & Health Sciences. In der akademischen Forschung und der Unternehmenswelt gelten verschiedene Währungen, so Zappe. An Hochschulen sind Publikationszahlen und Impact Factor wichtige Gradmesser, in der Privatwirtschaft jedoch zählt gerade das geistige Eigentum, das geschützt sein will. Wenn nun Forschende bahnbrechende Innovationen publizieren, ohne rechtzeitig einen Patentschutz anzumelden, wird eine unternehmerische Umsetzung ihrer Idee in einem Spin-Off schwierig. So sollten Forschende schon während der Entwicklung wissen, wann und wie sie ein Patent für die entwickelte Technologie oder Anwendung anmelden, aber auch, wie sie mit Unternehmen umgehen, die Interesse an ihrer Forschung zeigen.

Soft Skills stärken

Im Studiengang soll auch vermittelt werden, dass die wirtschaftliche Umsetzung bei der Forschung stets mitgedacht wird, damit Innovationen für die Gesellschaft einen Nutzen bringen. Dabei betonen Zappe und Hoerstrup, dass das geförderte unternehmerische Denken keineswegs im Widerspruch zum Gedanken der freien Forschung und einer späteren akademischen Karriere stehe. Auch in einer Forschungsgruppe ist eine gute Zusammensetzung des Teams wichtig und das Wissen, wie man Unternehmensideen erfolgreich «pitcht», kann beim Erwerben von Forschungsgeldern helfen. Umgekehrt aber werden in den traditionellen Studiengängen viele Soft Skills wie eine zielgruppengerechte Kommunikation, die für den Unternehmenserfolg wichtig sind, nicht unterrichtet. So ist Exzellenz in der Forschung zwar zwingend notwendig für eine erfolgreiche Implementierung von Innovationen, aber eben nicht immer hinreichend. Diese Lücke soll der neue Minor nun schliessen.  

Grosser Praxisbezug

Der in der Schweiz bisher einzigartige Studiengang ist Teil der Innovationsförderung, welche die UZH als strategisches Ziel verfolgt. Wie bisherige Angebote (siehe Box) soll er zu einem positiven Gründerklima beitragen, das auch der neue Rektor Michael Schaepman an der UZH künftig noch stärker fördern will. Doch der Minor ist nicht einfach ein neues Puzzleteil der Innovationsstrategie. Gemäss Hoerstrup ist die frühe Förderung von unternehmerischem Denken auch eine Antwort auf ein zunehmendes Bedürfnis von Life Science-Studierenden, mehr über Unternehmertun zu erfahren.

«Wir haben diesbezüglich in Europa noch grossen Nachholbedarf», sagt Hoerstrup mit Blick auf führende Hochschulen in den USA, die Spin-Offs schon länger mit ähnlichen Programmen fördern. In Anlehnung an ein Programm des MIT und der Harvard University in Boston ist der neue UZH Minor durch einen starken Praxisbezug geprägt, wofür auch Dozierende aus der Praxis beigezogen werden. So werden erfolgreiche Spin-Off-Gründer und -Gründerinnen Erfahrungen aus ihrer unternehmerischen Tätigkeit mit den Studierenden teilen. Gemäss Hoerstrup sagten viele der Dozierenden zum neuen Angebot und zur Motivation für ihr Pro-bono-Engagement sinngemäss: «Hätte ich selber diese Möglichkeit gehabt, wären mir viele Anfängerfehler erspart geblieben.»