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Mercator Awards

Citizen Science, humanitäre Hilfe in Uganda und Bräuche

Sie haben die Jury mit ihren innovativen und originellen Forschungsprojekten überzeugt: Simon Etter und Barbara Strobl vom Geographischen Institut, Ethnologin Maria-Theres Schuler und Rechtsanwalt Oliver William erhalten den diesjährigen Mercator Award.
Nathalie Huber
Barbara Strobl und Simon Etter erhalten den Mercator Award ex aequo für ihre Forschungsarbeiten zum Citizen-Science-Projekt «CrowdWater».


Innovative Forschung von morgen beginnt mit talentierten Nachwuchsforschenden von heute. Der Graduate Campus der Universität Zürich und die Stiftung Mercator Schweiz zeichnen jährlich Jungforscherinnen und -forscher der UZH für hervorragende wissenschaftliche Leistungen mit dem Mercator Award aus.

Wasserprognosen verbessern

Der Mercator Award für den Bereich Medizin und Naturwissenschaften geht dieses Jahr ex aequo an Simon Etter und Barbara Strobl. Die beiden Doktorierenden des Geographischen Instituts der UZH werden für ihre Dissertationsarbeiten zum Projekt «CrowdWater» ausgezeichnet – eines der ersten Citizen-Science-Projekte der UZH. Es handelt sich dabei um eine App zur Sammlung hydrologischer Daten. Damit können Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Forschenden auf der ganzen Welt Daten zu Wasserständen von Flüssen und Bächen, zur Bodenfeuchte sowie zur Plastikverschmutzung sammeln und in eine zentrale Datenbank einspeisen.

Ziel des Projekts ist letztlich, das Wassermanagement und die Wasserprognosen zu verbessern. «Mithilfe der vielen Freiwilligen können wir nicht nur unser Wissen über hydrologische Prozesse verbessern, sondern ermöglichen auch Hochwasser-Vorhersagemodelle in Regionen, wo sonst die Daten dafür fehlen würden», sagt Strobl. «Wir erhoffen uns auch neuartige Methoden für die Sammlung hydrologischer Daten, die auf Citizen Science basieren und im Endeffekt jedem nützen», ergänzt Etter.   

 

Maria-Theres Schuler
Ethnologin Maria-Theres Schuler

Was Menschen mit Behinderungen nützt

Seit der Lancierung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2008 hat sich der Umgang mit Menschen mit Behinderungen in humanitären Kontexten stark gewandelt: von einem medizinisch-karitativen zu einem menschenrechtsbasierten Ansatz. Ersterer setzt auf direkte rehabilitative oder materielle Hilfe, während letzterer auf die Selbstständigkeit der Menschen, mittels Sensibilisierung und Trainings, abzielt. Maria-Theres Schuler hat in ihrem ethnographischen Dissertationsprojekt untersucht, was dieser Paradigmenwechsel für die Lage von Menschen mit körperlichen Behinderungen in einer ugandischen Flüchtlingssiedlung bedeutet.

Schuler hat während eines Jahres am Alltagsleben von Menschen mit Behinderungen sowie an Aktivitäten mehrerer Hilfsorganisationen teilgenommen. Dabei untersuchte sie, inwiefern sich welche Art von Hilfe auf die sozialen Beziehungen dieser Menschen auswirkte. «Ich stellte fest, dass eher die direkte materielle oder finanzielle Hilfe, Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmteres Leben ermöglichte­», erklärt Schuler.

Die Nachwuchsforscherin plädiert deshalb für einen alternativen Ansatz bei der Verteilung von Hilfsgütern, und zwar einen, der unterschiedliche Abhängigkeitsformen berücksichtigt. Für ihre kritische Auseinandersetzung mit humanitärer Unterstützung erhält Schuler den Mercator Award im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften. 

 

Oliver William
Rechtsanwalt Oliver William

Rechtliche Relevanz sozialer Normen

Der Mercator Award im Bereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften geht an Rechtsanwalt Oliver William. In seinem Forschungsprojekt befasst er sich mit Handelsbräuchen und Verkehrssitten. Es handelt sich dabei um im Geschäftsverkehr geltende Bräuche, die sich zu Verhaltensregeln verdichtet haben und deren Einhaltung von Marktteilnehmern erwartet wird. Auf Bräuchen basierende Verhaltensregeln gelten nicht von Gesetzes wegen, und dennoch prägen sie vertragliche Rechte und Pflichten mit.

In seinem Forschungsprojekt untersucht William, welchen Stellenwert das Recht diesen sozialen Normen beimisst. Soziologische Erkenntnisse helfen ihm, die rechtliche Relevanz sozialer Normen in verschiedenen Rechtsordnungen einzuordnen. Weil soziale Normen immer nur für eine bestimmte Bezugsgruppe gelten, entwickelt William ein Modell zur Abgrenzung solcher Bezugsgruppen. «Meine Untersuchung hat gezeigt, dass sich beispielsweise die Rückversicherungsbranche stark auf Gepflogenheiten und Bräuche abstützt», sagt er. Der Nachwuchswissenschaftler schlüsselt ausserdem auf, wie sich soziale Normen auf Vertragsauslegung, Vertragsergänzung und die Identifizierung vertraglicher Nebenpflichten auswirken.

 

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