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Neurowissenschaften

25 Jahre für die Hirnforschung

Die «Betty und David Koetser-Stiftung für Hirnforschung» feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Sie hat die Neurowissenschaften an der Universität Zürich seit 1993 mit rund drei Millionen Franken unterstützt.
Adrian Ritter

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Drehstuhl Schwindelforschung
Schwindel erforschen: Der Drehstuhl an der Klinik für Neurologie ist massgeblich von der Koetser-Stiftung mitfinanziert. (Bild: zVg)

 

Schwindel ist neben Schmerz das häufigste Symptom, das Patientinnen und Patienten in eine ärztliche Sprechstunde führt. Für die Diagnose bei Schwindel und Gleichgewichtsstörungen lässt sich eine Besonderheit unseres Nervensystems nutzen: Die Gleichgewichtsorgane in den Innenohren und die Gleichgewichtszentren im Gehirn sind eng mit den Augenmuskeln verschaltet. Misst der Arzt bei einem Patienten die Augenbewegungen, während er gleichzeitig seinen Kopf oder Körper bewegt, gibt das deshalb Hinweise auf die Ursache der Beschwerden. Diese lassen sich in der Folge in vielen Fällen therapieren.

Der Erforschung solcher Gleichgewichtsstörungen widmet sich das Team um Professor Dominik Straumann an der Klinik für Neurologie des Universitätsspitals Zürich. Ein wichtiges Instrument für ihre Experimente ist ein dreidimensionaler motorisierter Drehstuhl (siehe Foto). Damit lassen sich Versuchspersonen in alle Richtungen bewegen und gleichzeitig die Augenbewegungen messen.

Die Konstruktion des Drehstuhls wurde massgeblich von der Betty und David Koetser-Stiftung für Hirnforschung finanziert. Die Stiftung unterstützt seit 25 Jahren Grundlagenforschung und klinische Forschung in den Neurowissenschaften, insbesondere an der UZH. Insgesamt 2,9 Millionen Franken Fördergelder flossen seit 1993 in Forschungsprojekte an der Universität Zürich. Ein Schwerpunkt der unterstützten Projekte liegt bei Bewegungsstörungen und Fragestellungen aus der Neuropsychologie.

Von Parkinson betroffen

Ins Leben gerufen wurde die Stiftung von der Koetser-Familie, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts im Kunsthandel tätig ist, mit einer ersten Galerie in Amsterdam. David Koetser eröffnete 1967 eine Kunstgalerie in Zürich, wo er auch lebte. Aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung liess er sich in den letzten Lebensjahren am Universitätsspital Zürich von Professor Volker Henn behandeln, dem damaligen Leiter der Neurologischen Poliklinik. Nach dem Tod von David Koetser gründete seine Frau Betty 1993 mit der Unterstützung der Familie und der Hilfe von Volker Henn die Betty und David Koetser Stiftung für Hirnforschung.

Jährlicher Preis

Neben finanzieller Unterstützung für Forschungsprojekte vergibt die Stiftung jährlich den Koetser-Preis für herausragende Hirnforschung an Hochschulen in der ganzen Welt (vgl. Kasten). Zu den Preisträgern gehört unter anderem das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser. Sie wurden 2006 mit dem Koetser-Preis ausgezeichnet und durften 2014 ebenfalls gemeinsam den Nobelpreis für Medizin/Physiologie entgegennehmen. In ihrer Forschung gingen sie der Frage nach, wie der Hippocampus die räumliche Orientierung ermöglicht.

Von der Universität Zürich wurde 2007 Professor Martin Schwab mit dem Koetser-Preis ausgezeichnet – für seine Forschung zur Funktion des Nogo-Proteins bei der Hemmung des Nervenwachstums. Zu den Preisträgern gehören zudem frühere UZH-Forschende wie der Molekularbiologe Charles Weissmann und der Neurologe Theodor Landis.

Effektiver Test

Aus Anlass des 25-Jahr-Jubiläums haben ehemalige Koetser-Preisträger Mitte September am Symposium des Zentrums für Neurowissenschaften Zürich über neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Behandlung von Bewegungsstörungen berichtet.

Gleichzeitig wurde der Koetser-Preis 2017 an Professor Gabor Michael Halmagyi von der University of Sydney vergeben. Er wurde ausgezeichnet für die Entwicklung des Halmagyi-Curthoys-Kopfimpulstests – das eingangs erwähnte Vorgehen, bei dem Augenbewegungen helfen, die Ursachen von Gleichgewichtsstörungen zu erkennen. Der einfache, effektive Test wird inzwischen weltweit angewandt.