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Wir Egoisten

Menschen, aber auch Tiere können ausgesprochen egoistisch sein. Sie sind es aber längst nicht immer. Die neue Ausgabe des UZH Magazins erklärt, weshalb wir manchmal Egoisten und manchmal selbstlose Altruisten sind.
Thomas Gull, Roger Nickl

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Egozentrik und Gemeinsinn im Licht der Forschung: Titelbild der neuen Ausgabe des UZH Magazins. (Illustration: Yves Noyau)

 

Zwei Seelen wohnen in unserer Brust: Schon als Kinder haben wir Menschen einen Sinn für Fairness, gleichzeitig jedoch auch einen ausgeprägten Hang zur Egozentrik. Er zeigt sich darin, dass es uns manchmal schwer fällt zu teilen, wie Studien von Entwicklungspsychologen zeigen. Der Widerstreit zwischen Egoismus und Altruismus, selbstlosem Handeln, begleitet uns ein Leben lang. Er spiegelt sich nicht nur in unserem persönlichen Verhalten, sondern auch in der Wirtschaft und der Politik. Im Dossier «Wir Egoisten. Ich und die anderen» des neuen UZH-Magazins werden verschiedene Facetten egoistischen und altruistischen Verhaltens beleuchtet.

Moral in der Einkaufstausche

Jörg Rössel interessiert sich für die Moral in der Einkaufstasche. Der Soziologe geht der Frage nach, weshalb wir Fairtrade-Produkte kaufen, obwohl diese teurer sind. Das hat einerseits mit der humanitären Tradition in der Schweiz zu tun: «Fair einkaufen, ist wie spenden», hält Rössel fest. Andererseits sind Fairtrade-Produkte hierzulande in vielen Läden erhältlich. Wie sich Markt und Moral vertragen, erforscht der Ökonom Björn Bartling. Seine Forschung macht deutlich, dass soziale Normen unser Verhalten in der Wirtschaft stark beeinflussen. Und diese Normen können verhandelt und verändert werden.

Tiere sind in der Regel knallharte Egoisten, die mit allen Mitteln für ihr eigenes Überleben kämpfen. Doch auch in der Tierwelt lässt sich uneigennütziges Verhalten beobachten, etwa bei Erdmännchen und Krallenaffen, die ihren Nachwuchs gemeinsam beschützen und betreuen. Das hilfsbereite, prosoziale Handeln macht die Tiere erfolgreich; es ist auch die Basis für unsere hochentwickelte Kultur und Technologie, sagt Anthropologin Judith Burkart.

Im nationalen Schneckenhaus

«America first» ist die Losung des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Er steht damit stellvertretend für einen aufkeimenden nationalen Egoismus, der auch von nationalistischen Parteien in Europa propagiert wird. Doch, sich ins nationale Schneckenhaus zurückzuziehen, sei gefährlich für die Wirtschaft und die Stabilität der Weltordnung, sagt Politologin Stefanie Walter. 

Neben dem Egoismus und seinen Auswirkungen beschäftigt sich die aktuelle Ausgabe des UZH Magazins mit dem Schicksal von Kindern. Am universitären Kinderspital werden Kinder nach einem Hirnschlag behandelt und gepflegt. Eine wichtige Rolle für die Genesung spielt der Schlaf. Die Neuropsychologin Anne-Marie Mouthon untersucht, was sich im Gehirn der kleinen Patienten abspielt, wenn sie schlafen. Ihre Forschung könnte helfen, gezielte Therapien für Hirnschlagpatienten zu entwickeln.

Traumatische Jugend

Ehemalige Verdingkinder leiden ein Leben lang an ihrer traumatischen Jugend. Der Psychotraumatologe Andreas Maercker hat die Folgen der köperlichen und seelischen Misshandlungen untersucht. Eine schwere Bürde tragen auch Minderjährige, die ohne Eltern in die Schweiz geflüchtet sind. Humangeografin Barbara Bitzi hat sie begleitet und befragt. Ihr Fazit: Flüchtlingskinder möchten wie alle anderen sein und ein ganz normales Leben führen. Deshalb sei es wichtig, dass sie so schnell wie möglich zur Schule gehen.