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Tag der Lehre

65 Studierende erhalten einen Semesterpreis

Der diesjährige «Tag der Lehre» stand unter dem Motto «Punkten». Zahlreiche Veranstaltungen in den Instituten der UZH widmeten sich dem Thema Leistungsnachweise. Den Abschluss bildeten ein Podiumsgespräch und die Verleihung der Semesterpreise.
Adrian Ritter

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Feierliche Preisübergabe in der Aula.

Von der «Punktejagd» bis zu digitalen Prüfungen: Die Veranstaltungen zum diesjährigen, achten «Tag der Lehre» widmeten sich der Bedeutung von Leistungsnachweisen. Ziel war es, im Dialog von Dozierenden und Studierenden darüber zu reflektieren, wann ein Leistungsnachweis fair und sinnvoll ist und Erfahrungen über gelungene wie auch herausfordernde Praxisbeispiele auszutauschen.

«Wer kann bei Prüfungen punkten – die Fleissigen oder die kritisch Denkenden?»: Mit dieser Frage begrüsste Gabriele Siegert als Prorektorin Geistes- und Sozialwissenschaften die Gäste am Abend zur Abschlussveranstaltung zum «Tag der Lehre».

An der UZH werden mehr als 50 Formen von Leistungsnachweisen genutzt, sagte Siegert. Dazu gehöre unter anderem, dass Studierende schriftliche und mündliche Prüfungen ablegen, aber auch Dossiers verfassen oder Vorträge halten. Eine der am häufigsten verwendeten Formen seien schriftliche Prüfungen. Damit der Aufwand der Auswertung nicht zu gross werde, würden dabei oft auch Multiple Choice-Fragen verwendet, führte Siegert aus.

Diskutierten die Vor- und Nachteile verschiedender Prüfungsformen: Gabriele Siegert, Thomas Gächter, Pio Gino Steiner und Greta Patzke. (v.l.n.r.)

Es sind allerdings andere Prüfungsformen, die bleibende Erinnerungen hinterlassen, wie sich beim Podiumsgespräch mit UZH-Rechtsprofessor Thomas Gächter, UZH-Chemieprofessorin Greta Patzke sowie Student und VSUZH-Vertreter Pio Gino Steiner zeigte.

Thomas Gächter und Greta Patzke erinnerten sich an mündliche Prüfungssituationen, die sie als besonders prägend und positiv erlebt hatten. Sie fühlten sich dabei ernst genommen und es konnte ein echtes, lehrreiches Gespräch entstehen. Pio Gino Steiner studiert an der UZH Kunstgeschichte Ostasiens und Japanologie. Er erinnert sich in seinem bisherigen Studium besonders gerne an den Leistungsnachweis, den er erhielt, als er in seinem Fachbereich ein Symposium mitorganisierte.

Thomas Gächter wie Greta Patzke würden als Dozierende gerne vermehrt mündliche Prüfungen einsetzen. «Diese erlauben es auch besser, talentierte Studierende zu erkennen», sagte Patzke. Dem Wunsch stehe aber oft die grosse Zahl der Studierenden entgegen. Gabriele Siegert, die das Podiumsgespräch moderierte, erinnerte sich an die Rekordzahl von 1200 Studierenden, für die sie Prüfungen organisierte. In einer solchen Situation stehe das Ziel einer Logistik im Vordergrund, die niemanden benachteiligen dürfe.

«An der UZH werden mehr als 50 Formen von Leistungsnachweisen genutzt»: Gabriele Siegert, Prorektorin Geistes- und Sozialwissenschaften.

Formen der Fairness

Prüfungen müssen fair sein im Sinne einer nachvollziehbaren und gerechten Beurteilung der Leistungen, waren sich die Podiumsteilnehmenden einig. Neben dieser formalen Fairness werden Prüfungen im Idealfall aber auch den Studierenden gerecht: Die Geprüften sollen ihre Fähigkeiten gut zum Ausdruck bringen können. 

Damit dies möglich ist, sollten Studierende auch bei Prüfungen «in grossen Bögen denken können», betonte Thomas Gächter. Er plädierte für seltenere, aber umfassendere Leistungsnachweise, um das Wissen weniger zerstückeln zu müssen. «Wir prüfen zu fraktioniert», stellt Gächter seit der Bologna-Reform fest.

Für die Naturwissenschaftlerin Greta Patzke können portionierte Leistungsnachweise durchaus Sinn machen. Die Fähigkeit, kreativ und kritisch zu denken zeige sich vor allem in einem späteren Teil des Studiums, wenn es gelte, eigene Daten zu erheben. Patzke plädierte dafür, vermehrt elektronische Leistungsnachweise zu nutzen und neue Formen von Leistungsnachweisen mit zu berücksichtigen. In den USA etwa gehörten Essays oft zu Bewerbungsverfahren und geben Hinweise darauf, wie gut sich jemand ausdrücken kann.

Die Orelli-Preiträgerinnen Viola Donzelli (l.) und Norma Wolter – eingerahmt von Rektor Michael Hengartner und Rechtswissenschaftler Thomas Gächter.

Keine einheitliche Lösung

Ob wenige grosse oder häufigere kleine Leistungsnachweise, dazu gebe es auch unter Studierenden unterschiedliche Präferenzen, stellt Gabriele Siegert fest. Pio Gino Steiner berichtete von einem sinnvollen Beispiel häufiger Prüfungen, als er wöchentlich einen japanischen Text übersetzen musste und dafür bewertet wurde. Für ihn ist klar: «Bei der Frage nach der Häufigkeit und dem Umfang von Leistungsnachweisen kann es keine einheitliche Lösung geben. Das hängt vom jeweiligen Fachbereich ab.»

Einig waren sich die Podiumsteilnehmenden, dass das Lernen nicht aufhört, wenn die ECTS-Punkte gutgeschrieben sind. Gächter, Patzke und Steiner ermunterten die Studierenden, die Möglichkeit vermehrt zu nutzen, Prüfungsergebnisse zu besprechen. «Das ist wichtig für den Lerneffekt», so Steiner.

Die Vielfalt der Leistungsnachweise sollte genutzt werden, um den Studierenden möglichst gerecht zu werden, fasste Gabriele Siegert das Gespräch zusammen. Es gelte, die «grossen Gedanken» nicht zu verpassen, Talente zu erkennen und das kritische Denken zu fördern.

Semesterpreise verliehen

Im zweiten Teil der Abschlussveranstaltung zum «Tag der Lehre» würdigte UZH-Rektor Michael Hengartner die 65 Studierenden, die mit den Semesterpreisen der beiden vergangenen Semester ausgezeichnet wurden. Hengartner gratulierte zudem den beiden Preisträgerinnen des Orelli-Preises (Rechtswissenschaften) und den 22 Absolventinnen und Absolventen des Teaching Skills Programms, die ihr Diplom entgegennehmen durften. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch das Dave Ruosch Trio.

Für die musikalische Begleitung sorgte das Dave Ruosch Trio.