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Nord-Süd-Kooperation

Löschen, wenn das Haus brennt

«One-Health» ist das Schlagwort, das die weltumspannenden Anstrengungen in der globalen Gesundheitspolitik auf den Punkt bringt. Im Rahmen dieses Ansatzes sind auch Partnerschaften zwischen Forschungsinstitutionen und Universitäten von grosser Bedeutung. Wie eine gute Partnerschaft funktioniert, war Thema einer Podiumsdiskussion an der UZH. 
Marita Fuchs

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Erfahrungsaustausch zwischen Nord und Süd: Harriet Mayanja-Kizza, ehemalige Dekanin der Medizinischen Fakultät der Makerere University, Bernadette Abela-Ridder von der WHO, Christoph Hatz vom Swiss Tropical and Public Health Institute und Andrew Kambugu, Forschungsleiter des Infectious Diseases Institute der Makerere Universität. (v.l.n.r.) (Bild: Marita Fuchs)

Von Montag bis Mittwoch dieser Woche fand an der UZH ein Symposium zur Nord-Süd-Gesundheits-Kollaboration zwischen der Universität Zürich und der Makerere Universität in Uganda statt. Seit 2008 besteht eine Forschungspartnerschaft zwischen der UZH, der Makerere-Universität sowie dem Mulago-Universitätsspital in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Ausserdem arbeiten die UZH und das Universitätsspital Zürich seit 2010 mit dem Infectious Disease Institute (IDI) der Makerere University in der ugandischen Hauptstadt Kampala zusammen. Das IDI ist eines der führenden afrikanischen Forschungsinstitute für Infektionskrankheiten und gleichzeitig Zentrum für die Behandlung von HIV-Patienten.

Win-Win-Situation

Die gemeinsame medizinische Forschungstätigkeit trägt bereits Früchte, vor allem auf dem Gebiet der Tuberkulose-Forschung. Das sei ganz im Sinne einer gelungenen Partnerschaft, bei der eine Win-Win-Situation für beide Seiten entstehe, sagte Michael Hengartner, Rektor der UZH, an einer Podiumsdiskussion, die zum Abschluss des dreitägigen Symposiums standfand.

Mit ihm auf dem Podium diskutierten Claudia Nielsen, Vorsteherin des Gesundheits- und Umweltdepartements der Stadt Zürich, Christoph Hatz vom Swiss Tropical and Public Health Institute (Swiss TPH), Bernadette Abela-Ridder von der WHO, Harriet Mayanja-Kizza, ehemalige Dekanin der Medizinischen Fakultät der Makerere University und Andrew Kambugu, Forschungsleiter des Infectious Diseases Institute der Makerere Universität.

Lebhaftes Gespräch: Rektor Michael Hengartner und die Stadträtin Claudia Nielsen. (Bild: Marita Fuchs)

In Zusammenhängen denken

Moderator Ruedi Küng lenkte das Gespräch zuerst auf den disziplinenübergreifenden «One-Health»-Ansatz, der die systemischen Zusammenhänge von Mensch, Tier, Umwelt und Gesundheit in dem Mittelpunkt stellt. Rektor Michael Hengartner gab zu verstehen, dass er angesichts der heutigen Umwelt- und Entwicklungsprobleme einen integrativen Ansatz und ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement für sinnvoll erachte, aber auch für anspruchsvoll: Nötig dazu seien inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit, Datenaustausch und Investition in entsprechende Forschung und Ausbildung.

Auch Stadträtin Claudia Nielsen zeigte sich vom «One-Health»-Ansatz überzeugt. Gesundheit von Mensch und Tier seien nur in einer gesunden Umwelt möglich. «Wir alle trinken Wasser und atmen Luft». Krankheiten dürften nicht isoliert, sondern müssten systemisch betrachtet werden, forderte die Stadträtin.

Die Voraussetzungen einer gelungenen Partnerschaft waren ein weiteres Thema des Abends. Andrew Kambugu erklärte, dass eine Partnerschaft nur dann erfolgreich sei, wenn man sie auch pflege. Doch jede Partnerschaft habe ihr eigenes Profil. Arbeite man zum Beispiel zu Malaria, seien andere Bedingungen gegeben als beim Kampf gegen Tuberkulose.

Unterschiede zwischen Nord und Süd

Ob in der Partnerschaft zwischen Zürich und Kampala ein Nord-Süd-Gefälle spürbar sei, wollte der Moderator als nächstes wissen. Darauf sagte Hengartner, dass es zwischen den Ländern und Kontinenten Unterschiede gebe, wie dringlich die Probleme empfunden würden. Im Moment gebe es viele dringende Probleme in Afrika, die man nicht isoliert betrachten dürfe: «Wenn dein Haus in Flammen steht», sagte Hengartner, auf ein afrikanisches Sprichwort anspielend, «benötigst du dringend die Feuerwehr. Ich als Nachbar bin aber auch daran interessiert, dass das Feuer schnell gelöscht wird, weil auch mein Haus bald brennen könnte.»

Christoph Hatz führte als positives Beispiel für die Zusammenarbeit von Nord und Süd die Bekämpfung der höchst ansteckenden Infektionskrankheit Ebola an. Mediziner – egal, ob aus Afrika oder Europa – hätten gemeinsam geholfen, die Epidemie einzudämmen. In solchen Fällen spiele das «Woher» keine Rolle. Hatz betonte, dass Partnerschaften im Gesundheitsbereich immer eins gemeinsam hätten: den Patienten. Und Patienten seien überall gleich, ob in Afrika oder in Europa.

Harriet Mayanja-Kizza wies darauf hin, dass Krankheiten angesichts der globalen Mobilisierung heute nicht mehr nur ein Land betreffen würden. «Die Menschen reisen und tragen Krankheitserreger in die Welt hinaus, deshalb sind Partnerschaften so wichtig: Man muss Krankheiten dort behandeln können, wo sie entstehen», sagte sie.

Stellte präzise Fragen: Der Journalist und Afrikaexperte Ruedi Küng. (Bild: Marita Fuchs)

Rasches Handeln gefragt

Viele signifikante Partnerschaften hätten klein begonnen und seien mit der Zeit gewachsen, sagte Andrew Kambugu. Auch die Zusammenarbeit mit der UZH sei noch weiter ausbaufähig, gerade was die wichtigen Forschungsfelder betreffe. Es gebe jedoch auch Situationen, in denen schnell gehandelt werden müsse. Das hätte die Ebola-Epidemie gezeigt.

Es sei eine gewaltige Aufgabe gewesen, die Epidemie gleichzeitig in drei Ländern ohne funktionierende Gesundheitssysteme zu bekämpfen, fügte Christoph Hatz an. In dieser Situation habe es sich als vorteilhaft erwiesen, dass die verantwortlichen Personen der Weltbank zu Beginn der Epidemie schnell gehandelt hätten. In so einem Fall nutze eine kleine Partnerschaft nichts, hier müsse man mit der grossen Kelle anrühren und das Gesundheitssystem vor Ort kräftig finanziell und personell unterstützen. Er lobte die Amerikaner, die gehandelt hätten, während die Schweiz gezögert habe.

Vorteile kleiner Partnerschaften

Das Problem bei Partnerschaften sei oft, dass die Verantwortlichkeiten nicht gründlich genug geklärt würden, sagte Bernadette Abela-Ridder, die aus der Sicht der WHO sprach. In so einem Fall würden «Revierkämpfe», die Zusammenarbeit behindern. Der Streit um Kompetenzen, aber auch um Sponsorengelder sei kontraproduktiv. Sie sehe allerdings die Makerere-Universität als Vorbild, die afrikanische Hochschule zeige, wie das Konzept der One Health funktionieren könne.

Christoph Hatz bezeichnete das Vertrauen als entscheidende Voraussetzung für eine gelungene Zusammenarbeit. «Wenn man einander vertraut, kann man sich auch alles sagen. Misstrauen ist schlecht. Ich habe beides erlebt und erfahren, dass Misstrauen Partnerschaften zerstört», sagte Hatz.

Vertrauen, ergänzte Harriet Mayanja-Kizza, sei sogar noch wichtiger als Geld. Ihrer Erfahrung nach gedeihe das Vertrauen in kleinen Partnerschaften besser. Wo Vertrauen sei, da wachse auch die Wahrscheinlichkeit, dass Gelder akquiriert werden könnten.

Übereinstimmend meinte Andrew Kambugu, dass es die vertrauensvollen Partnerschaften seien, die eine nachhaltige Wirkung entfalteten. Wenn die Partnerschaft mit der UZH irgendwann ende, dann blieben die vielen persönlichen und institutionellen Beziehungen, die zwischen Nord und Süd geknüpft worden seien, erhalten.