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Neues Magazin

Freund oder Feind? Von Viren und Bakterien

Bakterien und Viren sind unheimlich flexibel und können manchmal grausam gefährlich sein. Das Dossier im neuen Magazin gibt Einblicke in die faszinierende Welt dieser Mikroorganismen und zeigt, wie Forschende der Universität Zürich sie untersuchen.
Thomas Gull und Roger Nickl

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Kein Leben ohne sie: Das neue Magazin widmet sich den Bakterien und Viren.

Bakterien sind unsere engsten Freunde: Jeder von uns trägt etwa 1,5 Kilogramm solcher Mikroorganismen auf seinem Körper. Heute geht die Forschung davon aus, dass wir ohne Bakterien nicht leben könnten. Wir verdanken ihnen auch manch alltägliche Dinge wie Käse oder Wein. Indes: Die positiven Aspekte der Bakterien stehen oft im Schatten ihrer gefährlichen Eigenschaften. Bestimmte Bakterien können tödlich sein. Das gilt auch für Viren. Beide gelten sie als unheimliche Krankmacher, die einem hinterrücks an den Kragen gehen. Oft überstehen wir diese Attacken dank unseres Immunsystems, das sich gegen die Eindringlinge wehrt. Doch Bakterien und Viren sind unglaublich flexibel. Sie finden immer neue Wege, um unsere körpereigene Abwehr ins Leere laufen zu lassen. Ihre erstaunliche Wandelbarkeit hat sie zu einem Erfolgsmodell der Evolution gemacht.

Verstehen und bekämpfen

Wissenschaftler versuchen, Viren und Bakterien besser zu verstehen, um sie erfolgreicher bekämpfen zu können, wie das Dossier in der neuen Ausgabe des «Magazin» zeigt. Dies gilt etwa für die Grippeviren. Forschende der UZH haben herausgefunden, wo diese Erreger besonders verwundbar sind. Mit diesem Wissen arbeiten sie an einer Impfung, die gegen alle Grippeviren wirkt.

Im Gegensatz zu den Viren konnten Bakterien seit der Entdeckung des Penicillins mit Antibiotika erfolgreich in Schach gehalten werden. Mittlerweile gibt es jedoch Bakterienstämme, die gegen diese Medikamente resistent sind. Das gilt beispielsweise für Tuberkulose, die weltweit wieder im Vormarsch ist: 2013 sind 9 Millionen Menschen an Tb erkrankt, 1,5 Millionen sind daran gestorben. Wissenschaftler der UZH suchen deshalb nach neuen Therapien, die auch gegen resistente Bakterien wirken.

Gute und schlechte Eigenschaften

Ein Bakterium verkörpert in Personalunion gute wie schlechte Eigenschaften: Helicobacter pylori kann Magenkrebs auslösen, uns aber auch vor Allergien schützen. Diese Qualität wollen Mikrobiologen nutzen, um Kinder mit besonders hohem Allergierisiko zu behandeln. Bakterien lassen sich auch ganz praktisch verwenden, etwa um Metallabfälle zu rezyklieren. Diese Fähigkeit könnte uns helfen, Schlacken und Elektronikgeräte umweltschonend und nachhaltig zu entsorgen. Eine revolutionäre Perspektive für die Gentechnik eröffnet die «bakterielle Schere», die Wissenschaftler an der UZH entwickelt haben. Mit ihrer Hilfe können ganze Gensequenzen einfach und schnell ausgetauscht werden.

Infektionskrankheiten, die von Viren und Bakterien ausgelöst werden, sind nicht nur ein medizinisches Problem. Sie haben auch eine politische Seite, wie uns Ebola vor Augen führt. Die Bekämpfung der Krankheit sei ein Testfall für die globale Gesundheitspolitik, sagt Medizinhistoriker Flurin Condrau. Die grundsätzliche Frage ist, ob nur die Krankheit bekämpft wird, oder mit der Unterstützung der Weltgemeinschaft in den betroffenen Ländern ein tragfähiges Gesundheitssystem aufgebaut wird. Letzteres wäre die nachhaltigere Lösung, aber auch die unwahrscheinlichere.