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Die Präsidentin

Der Zürcher Universitätsverein (ZUNIV) ist seit 130 Jahren aktiv und mit aktuell 3'650 zahlenden Mitgliedern die grösste der Alumni-Organisationen an der Universität Zürich. Erstmals wird er von einer Frau präsidiert, der Historikerin und Publizistin Denise Schmid. Ein Portrait. 
Esther Banz

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«Im ZUNIV sind Alumni aller Fakultäten willkommen»: Die neue Präsidentin Denise Schmid.

Das Büchlein, das Denise Schmid in ihrem eleganten Altbau-Büro auf den grossen runden Holztisch legt, gibt eine Übersicht über die Präsidenten des ZUNIV. Es ist ein Who is Who grosser Zürcher Geschlechter, vor allem aber: Es sind ausschliesslich Männer. Eine Präsidentin gab es in dem Verein von Ehemaligen der Universität Zürich seit seiner Gründung 1883 noch nie. Denise Schmid ist die Erste.

Und eine Quereinsteigerin sei sie noch dazu, meint die Kommunikationsfachfrau, obwohl sie einst selber an der Uni Zürich studierte: «Ich habe im letzten Jahr eine Art Anlehre gemacht, war an allen Sitzungen und Anlässen des Vorstands dabei. Es braucht eine Weile, um den Verein und das ganze komplexe Geflecht zu verstehen.» Schmid löste im April diesen Jahres den bisherigen Präsidenten Jacques Bischoff ab. Als Präsidentin bekleidet sie nicht nur ein Amt, sondern gleich deren drei – denn sie wird dadurch unter anderem auch Vorstandsmitglied der «Alumni UZH», der Dachorganisation aller Alumni-Organisationen der Universität Zürich; alles zusammen rund ein 20-Prozent-Pensum für längstens sechs Jahre.

Frauenbewegte Zeiten

Schmid hat von 1989 bis 1994 Geschichte studiert. «Dass ich jetzt die erste ZUNIV-Präsidentin bin, kommt mir fast etwas schicksalshaft vor», sagt sie. Denn: «Damals lehrte am Historischen Seminar keine einzige Professorin. Als dann wieder einmal eine Berufung anstand, setzte man eine hervorragend qualifizierte Frau auf den zweiten Platz – auf dem ersten war, wie immer, ein Mann. Und dieser wurde auch gewählt. Eine Gruppe von Studentinnen und Studenten inklusive mir wurde dann aktiv. Wir gaben eine kleine Zeitschrift heraus, bauten eine Datenbank mit Arbeiten zu Geschlechterfragen auf, positionierten uns gegenüber der Seminarleitung und so weiter.» Das, sagt die Mutter zweier Töchter lachend, «war meine frauenbewegte Zeit».

Auf die Frage, weshalb sich die heute Studierenden der Uni Zürich für den ZUNIV interessieren sollten, sagt Schmid ohne zu zögern: «Wenn ich an der Universität Zürich meinen Bachelor oder Master mache, wird sie ein Leben lang in meinem CV stehen. Also habe ich doch ein Interesse daran, dass es dieser Universität gut geht. Und ich möchte auch in Kontakt zu ihr bleiben. Alumni-Organisationen wie der ZUNIV geben einem die Möglichkeit dazu.»

Der Universität etwas zurückgeben

In den letzten Jahren sind an der Universität Zürich viele fachbezogene Alumni-Organisationen entstanden. Der 130 Jahre alte ZUNIV unterscheidet sich von diesen durch seine Grösse und vor allem seine Offenheit, denn hier sind die Alumni aller Fakultäten willkommen. «Das Netzwerken ist dabei nur ein Aspekt», sagt Denise Schmid, «es geht den Mitgliedern auch darum, der Universität etwas zurück zu geben. Fast die Hälfte der Mitgliederbeiträge geht an Aktivitäten der Universität, beispielsweise für die Krippe, für Studienreisen, Publikationen usw. Und mit dem ‚Fonds zur Förderung des akademischen Nachwuchses’, der zum ZUNIV gehört, unterstützen wir dank einem Gönnerkreis Forschungsprojekte des akademischen Nachwuchses mit mehreren hunderttausend Franken im Jahr.» In universitätsinterne politische Themen indes mische sich der ZUNIV nicht ein.

Für Denise Schmid, die ihr Geschichtsstudium mit einem Liz über Staatenlosigkeit in der Weimarer Republik abschloss und später in München den Titel «PR Fachwirt» erwarb, ist der ZUNIV gerade wegen der fachlichen Vielfalt seiner Mitglieder so interessant. Wen wundert es da, dass die letzten drei Publikationen der selbständigen Kommunikationsberaterin waren: ein Buch über die Zürcher Oper, eines über die berufliche Vorsorge, sowie eins über Käse. «Und jetzt», lacht die sympathische 48-Jährige, «beschäftige ich mich gerade im Auftrag einer Stiftung mit dem Umgang mit dem Sterben in verschiedenen Kulturen.» Und, selbstverständlich, mit der Zukunft des ZUNIV.