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«Robots on Tour»

Der neue Freund des Menschen

Die Roboter riefen, und die Menschen kamen – in Scharen. Anlässlich des 25. Geburtstages des Artificial Intelligence Lab der UZH präsentierten Roboterforscher aus aller Welt in Zürich ihre neuesten Entwicklungen einem breiten Publikum. Sie sehen Roboy, den humanoiden Roboter des Artificial Intelligence Lab der UZH, im Video.
Theo von Däniken
In nur neun Monaten erschaffen und schon an einer internationalen Robotershow: Roboy, der humanoide Roboter des Artificial Intelligence Lab der UZH. (Video: UZH, Brigitte Blöchlinger)

Lange Schlangen vor dem Eingang, dichtes Gedränge rund um die vielen Ausstellungsboxen, in denen Wissenschaftler Roboter präsentierten: Die Menschen kamen am Samstag in Scharen, um sich ihre zukünftigen Begleiter und Gefährten anzusehen. Die grösste Aufmerksamkeit galt dabei dem jüngsten Spross der Roboter-Familie: «Roboy», einem humanoiden Roboter aus dem Artificial Intelligence Lab der Universität Zürich.

Der von Professor Rolf Pfeifers Team entwickelte «Roboy» hat Sehnen und Knochen, die dem Menschen nachempfunden sind. Als «Muskeln» bewegen zahlreiche kleinste Elektromotoren seine Glieder. Winken und Hände drücken kann er schon. Und auch auf den Mund gefallen ist er nicht, wie er in einer kleinen Theaterperformance bewies. Sonst hat der Kleine mit dem riesigen Kopf und dem freundlichen Gesicht aber noch eine Menge zu lernen. Bis er laufen kann, dürfte es wohl noch eine Weile gehen.

Mit seiner bewusst kindlich und freundlich gehaltenen Art ist «Roboy» typisch für die an der Ausstellung präsentierten Roboter: Denn egal, ob sie nur aus einem Kopf bestehen, einem Bein, einem Arm oder ob sie einen vollständigen menschenähnlichen Körper haben; egal ob sie rollen, fliegen oder sich auf zwei Beinen fortbewegen. In einem sind sie sich alle ähnlich: Sie alle werden geschaffen, um dem Menschen eine Hilfe, ein Begleiter zu sein, der für sie übernimmt, was sie selber nicht (mehr) können.

Standen im Mittelpunkt des Interesses: «Roboy» und sein Schöpfer Rolf Pfeifer. (Bild: Theo von Däniken)

Mit dem Willen steuern

Roboter wie der Greifarm «Jaco» können für Tetraplegiker den Arm und die Hand ersetzen und einfache Bewegungen übernehmen – etwa ein Glas hochheben und zum Mund führen oder einen Liftknopf drücken. Die Handprothese «i-limb» kann über Muskelstimulationen im Oberarm bewegt werden und so die fehlende Hand ersetzen.

An der EPFL in Lausanne wird ein Rollstuhl entwickelt, der über die Gehirnströme gesteuert werden kann. Paraplegiker sollen so künftig mit ihrem Willen den Rollstuhl lenken können. Keine einfache Aufgabe ist es allerdings, den Roboter an der Ausstellung durch die dichte Menschenmenge zu manövrieren.

Andere Roboter sollen als «SocioBots» Gefährten und Unterstützer des Menschen sein, mit denen man interagieren kann. «Flobi» etwa besteht aus einem freundlichen Kopf und spielt «Memory». Allerdings muss er seinen Partner jeweils bitten, für ihn die Kärtchen umzudrehen. In der Therapie eingesetzt wird «Paro». Der kuschelige Roboter in der Gestalt eines Robben-Babys reagiert auf Streicheleinheiten und auf seinen Namen. In Altersheimen in Japan kümmern sich die Betagten hingebungsvoll um ihn.

REEM von PAL Robotics ist mobil und dient als wandelnde Auskunftssäule. (Bild: Theo von Däniken)

Hilfsbedürftige Assistenten

Freundlich, hilfsbereit, geduldig: So präsentieren sich die künftigen Freunde und Helfer der Menschen, wie sie derzeit entwickelt werden. Man wähnt sich ein wenig wie im Spielparadies für grosse Kinder. Die kleinen Nao-Roboter etwa kicken Bälle, bewegen sich ziemlich geschickt und haben auch schon den Gangnam-Style drauf. Was im kleinen wie reine Spielerei wirkt, soll im grösseren Massstab künftig den Menschen im Alltag assistieren können.

Im Moment allerdings ist es eher noch umgekehrt. Allzu oft wirken die Roboter noch orientierungslos und müssen durch helfende Menschenhände wieder auf die richtige Bahn gebracht werden. Das gilt auch beim Robo-Soccer, das eher einer Suche nach dem Ball ähnelt als einem gezielten Agieren. Mit den nicht immer ganz koordinierten Aktionen und den eifrigen Hechtsprüngen der Torhüter verbuchen sie beim zahlreichen Publikum immerhin grosse Heiterkeitserfolge.

Freundlich und hilfsbereit: Roboter FLASH des Institute of Computer Engineering, Control und Robotics der Wroclaw University of Technology beim Händeschütteln. (Bild: Theo von Däniken)

Tanzende Quadrocopter

Tanzen können nicht nur humanoide Roboter, sondern auch die fliegenden Quadrocopter von Professor Davide Scaramuzza aus dem AI Lab der UZH. Die kleinen Helikopter können dank einer Kamera an Bord die Umgebung erkennen und ihre Position berechnen. So sind sie in der Lage, Pirouetten, Schwenker und Überschläge auszuführen, ohne die Orientierung zu verlieren. Die Fähigkeit, sich selber anhand von Geländemerkmalen zu orientieren, soll die Quadrocopter dereinst befähigen, zum Beispiel in Katastrophengebieten nach Verschütteten zu suchen.

Unter all den heiter herumwuselnden Robotern wollte einzig einer nicht so richtig ins Bild passen: Aus einer kleinen Auswahl von Filmrobotern grüsste der «Terminator» als grimmige, aber harmlose Attrappe aus einer ganz anderen Welt.

Die Handprothese «limb ultra» von touch-bionics kann durch Muskelimpulse differenziert gesteuert werden.