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Zoo- und Wildtiere

Wie man Elefanten das Fieber misst

Professor Jean-Michel Hatt, Direktor der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich, verbrachte ein ungewöhnliches Forschungssemester an der Universität von Banda Aceh auf Sumatra. Im tropischen Regenwald unterrichtete er angehende Tierärztinnen und Tierärzte. 
Marita Fuchs
Unterricht am Tiermodell: Professor Jean-Michel Hatt ist umringt von Studierenden der Veterinärmedizin an der der Universität Syiah Kuala in Sumatra.

Professoren der Universitäten haben im Durchschnitt alle sechs Jahre ein Anrecht auf ein Forschungssemester. Die einen nutzen es, um endlich das Buch zu schreiben, das schon lange geplant ist, andere forschen intensiv. Jean-Michel Hatt, Direktor der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich, verbrachte ein ungewöhnliches Sabbatical an der Universität von Banda Aceh auf Sumatra. Seine Intention: Studierende der Veterinärmedizin vor Ort von seinem Fachgebiet – der Wild- und Zootiermedizin – zu begeistern.

Trotz seiner fantastischen Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt gibt es in Sumatra kaum Veterinäre, die in Wildtiermedizin ausgebildet sind. Um diese Ausbildung anzustossen und mit Studierenden vor Ort zu arbeiten, entschied sich Hatt für ein halbes Jahr mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Banda Aceh zu leben.

Schon seit vier Jahren besteht zwischen der Stiftung «PanEco», der Universität Zürich und der Universität Syiah Kuala in Sumatra eine Austauschvereinbarung. Bisher kamen einige Studierende nach Zürich, um am Tierspital und im Zoo ein Praktikum zu absolvieren. Jetzt besuchte Hatt die Studierenden.

Laborarbeit unter freiem Himmel: Jean-Michel Hatt mit Studierenden.

Mit allen Sinnen

Banda Aceh ist eine Stadt mit etwa 400'000 Einwohnern. Hier befindet sich die einzige Universität auf Sumatra mit einer veterinärmedizinischen Fakultät. Die Stadt erlangte eine traurige Bekanntheit durch die Verwüstungen des Tsunami im Jahr 2004, bei der auch viele Studierende und Dozierende ums Leben kamen.

Hatt stiess an der Fakultät auf sehr motivierte Studierende. «Die Infrastruktur der Laboratorien sind für unsere Verhältnisse sehr einfach» erzählte Hatt am Montag auf der Veranstaltung des Zürcher Zentrums für Integrative Humanphysiologie (ZIHP), das ihn eingeladen hatte, über seine Erfahrungen zu berichten. «Doch es ist auch eine gute Erfahrung, ohne modernstes Gerät, nur dem Mikroskop, den Händen und allen Sinnen zu arbeiten».

Den Waran sezieren

Neben Vorlesungen und praktischer Arbeit im Labor führte Hatt seine Studierenden in einen nahe gelegenen Zoo, in dem Tiere unter schlechten Bedingungen gehalten wurden. Die Studierenden untersuchten die Tiere und beurteilten deren Gesundheitszustand. «Diese praktische Arbeit, die ansonsten im Studium zu kurz kommt, wurde von den Studierenden sehr geschätzt», sagte Hatt.

Sektion eines Warans: Wie lang ist die Echse und was hatte sie für eine Krankheit?

So entnahmen sie zum Beispiel Elefanten Blut und analysierten es unter dem Mikroskop auf Krankheitserreger. Die Sezierung eines toten Warans gab interessante Hinweise auf sein Nahrungsverhalten und seinen Gesundheitszustand. Ob die Verdauung der Python in Ordnung ist, konnten sie mit den Fingern ertasten. «Mit der praktischen Arbeit lernen die Studierenden am besten, was gute Haltung ausmacht», sagte Hatt.

Und wie misst man beim Elefanten Fieber? Das Fieberthermometer ist zu klein für die Messung im Hinterteil, deshalb steckt man es am besten in den frischen Kot. Allerdings muss man schnell sein, so Hatt. Denn die Fermationsprozesse im Kot setzen schnell ein und bewirken eine höhere Temperatur. «Wartet man zu lange, stellt man eine falsche Diagnose.»

Opfer eines Luftgewehr-Angriffs: Operation eines schwer verletzten Orang-Utans.

Quarantänestation für Orang-Utans

Sumatra hat eine vielfältige und faszinierende Tier- und Pflanzenwelt. Es werden jedoch immer mehr Urwälder abgeholzt, wodurch viele Wildtiere und auch Pflanzen bedroht sind. Der Umgang mit wilden Tieren ist auch anders als in Europa, die Achtung ihnen gegenüber ist geringer. Orang-Utans zum Beispiel werden als Statussymbole von Politikern oder anderen Amtspersonen isoliert gehalten. Wilde Orang-Utans werden verletzt oder erschossen, wenn sie sich zu weit in die Dörfer vorwagen.

Manche dieser Tiere landen in einer Quarantänestation. Hier operierte Hatt kranke Orang-Utans und rettete manchen von ihnen das Leben. «Die Station hatte etwa 50 Tiere», erzählte Hatt. Ziel ist die Auswilderung der Tiere. Doch zuvor werden sie auf ihren Gesundheitszustand untersucht. Orang-Utans sind vor allem von Malaria und Tuberkulose bedroht. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, sind die Daten und die Erfahrungen, die man hier mit der Arbeit an den Orang-Utans macht, sehr wertvoll. «Ich sehe ein grosses Potential im Austausch zwischen Zürich und Sumatra.»