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Sommerferien – aber richtig

Wie bauen wir in den Ferien am besten Stress ab? Wie lange sollen wir schlafen? Und wie viel soll man bei hochsommerlichen Temperaturen trinken? Lesen Sie hier die Antworten unserer Experten. Mit diesem Artikel verabschiedet sich UZH News in eine zweiwöchige Sommerpause. Wir sind ab 6. August mit frischen News von der UZH wieder online. 
Marita Fuchs, Adrian Ritter, David Werner

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Füsse hoch und geniessen: Baut man so am besten Stress ab?

Soll man in den Sommerferien jede Anstrengung unterlassen, um Stress abzubauen? Oder helfen Aktivferien besser bei der Stressbewältigung?

Antwort von Wulf Rössler, ordentlicher Professor für klinische Psychiatrie, speziell Sozialpsychiatrie.

Wulf Rössler: «Zum Stressabbau gehört, sich in Partnerschaft und Familie auf eine Intimität einzulassen, die man vielleicht sonst im Alltag so nicht lebt.»

«Es gibt stressresistente Menschen, die auch in den Ferien gerne aktiv und auf Draht sind und sich trotzdem erholen können. Deshalb halte ich es für Unfug, dass beispielsweise die Firma VW ihren Managern empfiehlt, in den Ferien ihren Blackberry abzustellen. Jeder muss für sich entscheiden, ob er seine Mails in den Ferien abrufen möchte oder nicht. Das hängt natürlich auch von der Aufgabe ab, die man in einem Betrieb wahrnimmt. Als ich noch ein junger Mediziner war, pflegte mein Chef zu sagen: «Wer sechs Wochen in Urlaub geht, auf den können wir ganz verzichten.»

Das Geheimnis der sogenannten Work-Life-Balance liegt nicht in der Länge der Ferien, sondern in der Kunst, von beruflicher Tätigkeit auf eine spielerische Beschäftigungsweise umzustellen. Im Beruf nehmen wir eine bestimmte Rolle wahr, wir müssen Leistungsanforderungen entsprechen, sind eingebettet in prozessorientierte Abläufe.

Sich ziel- und zweckfrei verlieren

All dies kann man aufbrechen, indem man sich in der Freizeit oder in den Ferien mit Dingen beschäftigt, die rein gar nichts mit Leistung oder Erfolg zu tun haben. Einen Viertausender zu besteigen oder 200 Fahrradkilometer am Tag abzuspulen, ist immer noch sehr leistungsorientiert. Dem Stressabbau zuträglicher sind Tätigkeiten, in denen man sich ziel- und zweckfrei verlieren kann: zum Beispiel, indem man ganz für sich allein ein Herbar anlegt – einfach so aus Spass an Pflanzen und am sinnlichen Vergnügen.

Es ist für den Stressabbau ganz wichtig, einen Gegenpol zum beruflichen Alltag zu finden. Dazu gehört auch, sich in Partnerschaft und Familie auf eine Intimität einzulassen, die man vielleicht sonst im Alltag so nicht lebt.»

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Soll man bei hochsommerlichen Temperaturen immerzu trinken – auch dann, wenn man gar keinen Durst verspürt? Oder wird die Niere belastet, wenn wir zu viel trinken?

Antwort von François Verrey, Professor für Physiologie.

François Verrey: «In der Regel und unter normalen Verhältnissen reichen 1 bis 1,5 Liter Wasser am Tag.»

«Drei Viertel unseres Körpers bestehen aus Wasser, davon befinden sich zwei Drittel in den Zellen, der Rest davon umgibt diese. Ist die Zusammensetzung des im Körper befindlichen Wassers normal, befinden wir uns im Gleichgewicht und fühlen uns wohl. Wenn wir Wasser verlieren, müssen wir es wieder aufnehmen. Das ist lebensnotwendig. Unser Körper benötigt Wasser, um zu funktionieren. Fahren wir also in die Wüste oder gehen auf eine lange Wanderung, sollten wir nicht vergessen, Flüssigkeit mitzunehmen und bewusst ans Trinken zu denken, denn auf unser Durstgefühl können wir uns nicht verlassen.

Durst ist ein sozial angelerntes Verhalten

Wirklichen Durst verspüren wir heute kaum noch, denn Durst ist ein sozial angelerntes Verhalten, verursacht durch die Tatsache, dass wir tagtäglich trinken, ohne wirklich Durst zu verspüren. Wir prosten uns zu, Kinder werden von den Eltern ermahnt, viel zu trinken. Trinken und Gemeinschaftspflege scheinen zusammenzuhängen. So können wir heute oft nicht mehr unterscheiden zwischen der blossen Lust, etwas zu trinken, und der physiologischen Meldung des Körpers, dass er jetzt Wasser benötigt.

Es wäre jedoch falsch, daraus zu schliessen, man müsse sicherheitshalber immerzu trinken. In vielen Ratgebern steht: Trinken sie täglich 3 Liter Wasser! Wissenschaftlich hat noch niemand bewiesen, dass dies sinnvoll ist. In der Regel und bei normalen Verhältnissen in der Schweiz reichen 1 bis 1,5 Liter Wasser. Es sei denn, man verliert viel Flüssigkeit durch Schwitzen, was man besonders in sehr trockener Umgebung gar nicht bemerkt. Dann sollte man den Verlust bewusst kompensieren und auch etwas Salz zu sich nehmen.

Ein Zuviel an Wasser ist jedoch nicht schädlich, wenn die Niere gesund ist. Ist die Niere jedoch krank, so kann eine erhöhte Wasserzufuhr den Krankheitsverlauf beschleunigen.»

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Ist es sinnvoll in den Ferien besonders ausgiebig zu schlafen, um Schlafdefizite aufzuholen und für stressige Zeiten vorzuschlafen? Oder macht eine Schlafkur nur träge und schlapp?

Antwort von Peter Achermann, Titularprofessor für Schlafforschung und Signalanalyse in der Pharmakologie.

Peter Achermann: «Wir können leider nicht vorschlafen.» (Bild: zVg)

«Etwas Schlaf nachholen kann man durchaus. So kompensieren viele Menschen am Wochenende etwa eine Stunde Schlaf. Auch in den Ferien kann man ein gewisses Schlafpensum nachholen, jedoch nicht für kommende stressige Zeiten vorschlafen.

Die Erholung hängt davon ab, wie tief und intensiv der Schlaf ist. Die Intensität ist dann am grössten, wenn man sich in ruhiger Umgebung befindet, in der der Schlaf nicht gestört wird.

In den Ferien pendelt sich der Schlafrhythmus schnell wieder ein. Wie im Berufsalltag werden auch in den Ferien die Lerchen früher erwachen als die Eulen. Das gilt auch für kleine Kinder. Viele Eltern hoffen, dass ihre Kleinen am Morgen länger schlafen, wenn sie sie am Abend länger wach halten. Das funktioniert nicht, denn gerade bei Kindern ist die innere Uhr auf die gewohnte Zeit gestellt.

In südlichen Ländern ist eine Siesta durchaus empfehlenswert. Mit einem Mittagsschlaf kann man die Leistungsfähigkeit am Nachmittag deutlich verbessern.»