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Neuer Masterstudiengang Biostatistik

«Ohne uns wäre vieles für die Katz»

Biostatistik ist ein Fach für Rechenkünstler, die sich fürs Lebendige interessieren. Als erste Universität der Schweiz bietet die Universität Zürich seit Herbstsemester 2011 einen eigenständigen Master-Studiengang in diesem Fach an.  
Interview: Marita Fuchs

Mathematik-Professor Reinhard Furrer: «Biostatistikerinnen und Biostatistiker werden händeringend gesucht.»

Herr Furrer, Sie sind Mathematikprofessor an der UZH und haben den Studiengang für Biostatistik initiiert. Für wen ist das Fach interessant?

Reinhard Furrer: Wer sich für medizinische und biologische Fragestellungen begeistern kann und zugleich ein Flair für Mathematik hat, für den eröffnet die Biostatistik zweifellos sehr faszinierende Perspektiven. Das Fach ist eng verbunden mit dem spannenden Umfeld der Life Science, wo zur Zeit rasante wissenschaftliche Fortschritte erzielt werden. Biostatistiker und Biostatistikerinnen können zu diesen Fortschritten einen wesentlichen Beitrag leisten. Sie werden händeringend gesucht. Insbesondere in pharmazeutischen Firmen oder unter Dienstleistern im Gesundheitsbereich ist die Nachfrage sehr gross.

Was genau macht die Biostatistik?

Statistische Methoden helfen dabei, aus quantitativen Daten interpretierbare Resultate abzuleiten. Forschende in der Biologie oder der Medizin können noch so gute Daten haben: Wenn sie mit den falschen statistischen Methoden arbeiten, ist alles für die Katz.

Deshalb ist das Spezialwissen der Biostatistik so wichtig. Sie arbeitet mit spezifischen statistischen Methoden, die sich auf Fragestellungen der medizinischen und biologischen Forschung anwenden lassen, und sie entwickelt diese Methoden laufend weiter.

Was kann schief laufen, wenn falsche statistische Methoden angewandt werden?

Es kann passieren, dass die wissenschaftliche Fragestellung anhand der im Forschungsprozess gewonnenen Daten nicht richtig beantwortet wird, dass also die falschen Schlüsse aus dem Datenmaterial gezogen werden.

Können Sie ein einfaches Beispiel nennen?

Ich nenne Ihnen einen Klassiker: Die Auswertung einer Statistik ergibt, dass Personen, die Zündhölzer bei sich tragen, ein besonders grosses Risiko haben, an Lungenkrebs zu erkranken. Das ist offenkundig ein Fehlschluss. Wie wir alle wissen, ist nicht der Besitz von Zündhölzern, sondern das Rauchen ein Risikofaktor. Da aber Raucher oft Zündhölzer bei sich tragen, gibt es eine scheinbare Assoziation mit Lungenkrebs.

Der neue Studiengang Biostatistik ist auch schweizweit der erste. Wie kam der Studiengang zustande?

Vor der Bologna-Reform gab es in der Schweiz kein Diplom in Statistik. Studierende gelangten zur Statistik in der Regel über die Mathematik. Da aber, wie gesagt, ein sehr grosser Bedarf an Biostatistikerinnen und Biostatistikern besteht, hat sich das Institut für Mathematik mit dem Institut für Sozial- und Präventivmedizin, an dem bereits seit geraumer Zeit eine Biostatistik-Abteilung besteht, zusammengetan, um gemeinsam den neuen Studiengang zu konzipieren und bei der Universitätsleitung zu beantragen.

Welches sind die Voraussetzungen, um Biostatistik zu studieren?

Der Studiengang empfiehlt sich besonders für Studierende mit einem Bachelorabschluss in Mathematik, Physik, Statistik oder Informatik. Sie müssen Vorkenntnisse in Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik erworben haben. Studierende mit Bachelordiplomen aus anderen Disziplinen und Studierende mit einem Fachhochschulabschluss können unter zusätzlichen Auflagen ebenfalls aufgenommen werden.

Welche Forschungsfelder umfasst der Studiengang?

Hauptsächlich klinische Forschung und Epidemiologie, am Rande auch Themen aus der Biologie, zum Beispiel quantitative Methoden in der Genomik. Wir wollen die Zusammenarbeit mit dem kürzlich berufenen Mark Robinson, Professor für statistische Genomik, weiter ausbauen. Neben diesen eher anwendungsorientierten Bereichen werden wir mit den Studierenden auch methodologische, theoretische oder mathematische Fragestellungen angehen.

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