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Graduate Campus

Pilotprojekt in der Nachwuchsförderung gestartet

Am Mittwoch wurde an der Universität Zürich in feierlichem Rahmen der «Graduate Campus» eröffnet. Er bietet Doktorierenden und Postdoktorierenden aller Fachrichtungen eine Plattform, um sich zu vernetzen und interdisziplinär auszutauschen.
Adrian Ritter

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Tore auf: Albert Kesseli, Geschäftsführer der Mercator Stifung Schweiz (rechts), übergibt Heini Murer, Direktor des Graduate Campus, den Schlüssel. 

Die Universität Zürich tut viel für ihren Nachwuchs. Die Betreuung der Doktorierenden wurde in den letzten Jahren verbessert, der universitätseigene Forschungskredit wird laufend aufgestockt und zusätzliche Assistenzprofessuren sollen auch geschaffen werden. «Die Eröffnung des Graduate Campus ist die Krönung dieser Bestrebungen», sagte UZH-Rektor Andreas Fischer am Mittwoch bei der feierlichen Eröffnung in der Aula der Universität Zürich.

Rektor Andreas Fischer: «Die Eröffnung des Graduate Campus ist die Krönung unserer Bestrebungen in der Nachwuchsförderung.»

Der Nachwuchs erhöht die Reputation

Der Graduate Campus ist ein schweizweites Pilotprojekt: eine gesamtuniversitäre Plattform zur Förderung des interdisziplinären Austauschs und der Vernetzung unter Nachwuchsforschenden. Die Doktorienden und Postdoktorierenden erhalten mit dem Campus die Möglichkeit, kompetitiv ausgeschriebene Fördermittel etwa für fächerübergreifende Tagungen, Podien oder Retraiten zu beantragen. «Damit können die Nachwuchsforschenden in partizipativer Form selbst zur Verbesserung ihrer Rahmenbedingungen beitragen», sagte Heini Murer, Direktor des neuen Graduate Campus. Der Campus wolle ein universitätsweites Netzwerk bilden und eine gemeinsame Qualitätskultur für die Doktoratsstufe verankern.

Nicht zuletzt solle der Campus auch die Leistungen des Nachwuchses besser sichtbar machen. Dies sei auch im Sinne der Hochschule: «Die Reputation einer Universität wird zunehmend auch von den Leistungen und vom Potenzial des wissenschaftlichen Nachwuchses bestimmt», so Murer.

Regierungsrätin Regine Aeppli: «Wir kommen dem Legislaturziel ein Stück näher.»

Das intellektuelle Potenzial erhalten

Den Nachwuchs und die Forschung und Lehre an der Universität Zürich zu stärken, gehört auch zu den Legislaturzielen des Zürcher Regierungsrates. Bildungsdirektorin Regine Aeppli zeigte sich sehr erfreut über die schweizweit neuartige Initiative des Graduate Campus: «Damit kommen wir diesem Legislaturziel ein gutes Stück näher.»

Um den Kanton Zürich fit zu machen für den Wettbewerb in der globalen Wissensgesellschaft, müssten nicht nur die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern auch diejenigen für Bildung und Forschung verbessert werden. Sie freue sich über den Graduate Campus, eine Initiative fern der «politischen Nebelpetarden», die sich bisweilen im Bildungsbereich zeigten – von Budget-Kürzungen bis zu Fremdenfeindlichkeit gegenüber ausländischen Studierenden und Dozierenden.

Es gelte, auf verschiedenen Ebenen dem drohenden Verlust von intellektuellem Potenzial entgegenzuwirken. Folgende Aspekte stehen dabei gemäss Aeppli im Vordergrund: Die Konkurrenzfähigkeit der Löhne im Vergleich zur Privatwirtschaft, die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Familie und die mangelhafte Sicherheit der akademischen Laufbahn.

Offizielle Feier in der Aula: Am Rednerpult Heinzpeter
Znoj, Dekan der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern

Potenzial nicht ausgeschöpft

«Dass nicht nur ein einzelner Fachbereich, sondern eine ganze Universität einen solch neuen Weg der Nachwuchsförderung beschreitet, ist einzigartig», sagte Albert Kesseli, Geschäftsführer der Stiftung Mercator Schweiz. Die Stiftung unterstützt den Graduate Campus bis Ende 2015 mit 3,6 Millionen Franken. Kesseli betonte insbesondere die universitätsweite und interdisziplinäre Vernetzung, die sich mit dem Projekt biete.

Heinzpeter Znoj, Dekan der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern, betonte als Gastredner die schwierigen und finanziell nicht abgesicherten Übergänge zwischen Master und Doktorat sowie zwischen Doktorat und Postdoktorat. In der Schweiz seien zwar genug motivierte und begabte Nachwuchsforschende da, aber das Potenzial werde nicht ausgeschöpft.

Insbesondere fehle es in der Schweiz an universitären oder gar einer gesamtschweizerischen Hochschul-Stipendienstiftung, an der sich auch die Wirtschaft beteilige. In Deutschland etwa bestünden mit der Studienstiftung des deutschen Volkes, der Volkswagen-Stiftung oder der Max-Planck-Förderstiftung gleich mehrere solcher Stiftungen.

Erfahrungsaustausch (von links): Oberassistentin Silvia Berger und Doktorand Onur Erdur im Gespräch mit Referent Heinzpeter Znoj.

Erfahrungen aus London fliessen ein

«Es braucht mehr Stellen», gab sich auch Silvia Berger, Oberassistentin und Habilitantin am Historischen Seminar der UZH, überzeugt. Auch sie betonte, dass der Karriereweg der Postdoktorierenden zu unsicher sei. Die Aussicht auf eine Assistenzprofessur mit Tenure-Track sollte sich schon nach zwei oder drei Jahren als Postdoc eröffnen, regte sie an.

Berger war eine von vier Doktorierenden und Postdocs, die ihre Ansichten und Erfahrungen an der Eröffnung mit den Gastreferenten diskutierten. Zu Wort kamen die Nachwuchsforschenden auch in einem vom Campus in Auftrag gegebenen Video mit Porträts von (Post-)Doktorierenden und ihren Wünschen an den Graduate Campus.

Zu den Gastreferenten gehörte auch David Bogle, Chemieingenieur und seit sechs Jahren Vorsteher der Graduate School am University College London (UCL). Er berichtete von seinen Erfahrungen, die er als Beirat auch dem neuen Graduate Campus der UZH zur Verfügung stellt.

Die Angebote der Graduate School am UCL seien gefragt. Im vergangenen Jahre habe das «Skill Development Program» 12'000 Anmeldungen für Kurse verzeichnet. Denselben Erfolg für seine Angebote wünschten die Rednerinnen und Redner an der Eröffnungsfeier auch dem neuen Zürcher Graduate Campus.

An der Eröffnungsfeier erstmals gezeigt: Video mit dem Titel «Graduate Campus Universität Zürich: Doktorierende und Postdoktorierende im Fokus».