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Brustkrebs

Amputation war gestern

Im Vergleich zu früher sterben heute immer weniger Frauen an Brustkrebs. Neue Methoden in der Brustkrebserkennung und –behandlung sorgen dafür, dass diese Tendenz anhält. Anlässlich des Brustkrebsmonats Oktober stellten Experten an einer Veranstaltung des Brustkrebszentrums am Universitätsspital Zürich neueste Entwicklungen vor. 
Marita Fuchs
Die richtige Interpretation einer Mammographie erfordert viel Erfahrung: Links eine gesunde Brust und rechts eine Brust mit einem Mammakarzinom.

Krebszellen sind körpereigene Zellen, die sich spontan oder durch äussere Einflüsse ungehemmt zu vermehren beginnen. Der Körper verliert die Kontrolle über sie und es wächst ein Tumor heran. Doch nicht alle Vorstufen sind gefährlich. Bis jetzt können die Mediziner nicht genau sagen, wann sich eine Auffälligkeit in der Brust zu Krebs entwickelt und wann nicht.

Heute behandelt man deshalb alle, auch kleine Tumore. «Es muss weiter geforscht werden, bis wir Methoden entwickelt haben, mit denen wir erkennen können, wie gefährlich und behandlungsbedürftig das Brustkrebs-Frühstadium im Einzelfall wirklich ist», erläuterte Daniel Fink, Professor für Frauenheilkunde an der Universität Zürich.

Das Brustzentrum des Universitätsspitals Zürich hatte den Brustkrebsmonat Oktober zum Anlass genommen, ein breites Publikum über neue Entwicklungen in der Brustkrebsbehandlung zu informieren.

Brustkrebssterblichkeit senken durch regelmässiges Screening

Früherkennung sei wichtig, um dem Brustkrebs rechtzeitig zu begegnen, betonte Privatdozent Thomas Frauenfelder an derselben Veranstaltung. Er befürwortete ein Brustkrebs-Screening für die gesamte Schweiz. Heute bieten nur einige Kantone Frauen zur regelmässigen Brustkrebsuntersuchung auf. Der Kanton Zürich gehört nicht dazu.

«Heute ist bei der Mehrzahl der Frauen eine brusterhaltende Operation möglich»: Daniel Fink, Professor für Frauenheilkunde an der Universität Zürich.

Eine ganz neue Studie, die in der Medizin-Fachzeitschrift «The Lancet» am 30. Oktober veröffentlicht wurde, geben den Befürwortern regelmässiger Brustuntersuchung recht: Britische Forscher kamen zum Schluss, dass mit jährlichen Einladungen zur Untersuchung im Alter von zwischen 50 und 70 Jahren die Brustkrebs-Sterblichkeit um 20 Prozent gesenkt wird.

Neue Röntgentechnik erzeugt 3-D-Bilder der Brust

Thomas Frauenfelder stellte eine ganz neue Methode des Brustkrebsscreenings vor: Die Tomosynthese. Kern der Methode ist eine neu entwickelte sogenannte Niedrigdosis-Phasenkontrast-Computertomografie, mit der kontraststarke dreidimensionale Bilder der Brust entstehen, ohne das empfindliche Brustgewebe mit einer hohen Strahlungsdosis zu belasten.

Gegenüber der herkömmlichen Mammografie-Untersuchung, bei der nur zweidimensionale Bilder erzeugt werden, ist die Darstellung der Brust in 3-D-Bildern von Vorteil für eine genaue Diagnose. «Manche Tumore stellen sich bei der konventionellen Mammographie lediglich als sehr feine Architekturstörungen dar», so Frauenfelder. Mit der Tomosynthese könne man feststellen, ob Mikrokalke in der Brust gruppiert oder verteilt sind. Diese Kalkablagerungen sind an sich nichts Bedrohliches, können aber in einigen Fällen ein Hinweis auf ein Oberflächenkarzinom in den Milchgängen sein. Erfahrene Diagnostiker können mit den 3-D-Bildern genauere Analysen des Gewebes geben. Ein Tomosynthese-Gerät komme demnächst auch im UniversitätsspitalZürich zum Einsatz, sagte Frauenfelder.

Lymphknoten erhalten

Wird aber doch ein Brustkrebs diagnostiziert und kommt es zur Operation, setzen die Mediziner heute ebenfalls neue Methoden ein, erläuterte Daniel Fink.

Früher bedeutete die Diagnose Brustkrebs in den meisten Fällen die Amputation der gesamten Brust, Muskeln und Achsellymphknoten inklusive. Heute sei bei der Mehrzahl der Frauen eine brusterhaltende Operation möglich, so Fink. Lange Zeit war die Entnahme aller Lymphknoten unter der Achsel der Goldstandard bei der Brustkrebsbehandlung. Dieser schmerzhafte und von vielen Frauen gefürchtete Eingriff sei jedoch häufig gar nicht nötig.

Wird einer Brustkrebspatientin lediglich der Tumor und nicht die ganze Brust entfernt, untersuchen die Ärzte den sogenannten Wächterlymphknoten. Das ist derjenige Knoten, den die Tumorzellen zuerst erreichen. «Ist der Wächterlymphknoten nicht befallen, müssen die anderen Lymphknoten nicht entfernt werden», sagte Fink, der im Jahr über 50 Brustkrebspatientinnen operiert und deren Patientinnen vom grossen Erfahrungsschatz in der Behandlung von Brustkrebs an der Klinik für Gynäkologie profitieren.

Strahlentherapie bereits während der Operation

«Bis heute erfolgt bei allen brusterhaltend operierten Patientinnen auf die Operation eine Therapie mit Strahlen, um die Tumorzellen abzutöten», sagte Fink. Normalerweise erfolgt die Strahlentherapie als ambulante Serienbehandlung. In der Regel werden betroffene Frauen bis zu 25 Mal nach der Operation bestrahlt. Das habe jedoch Nebenwirkungen, zum Beispiel können schmerzende Hautrötungen und -irritationen im Bereich der Strahlungsfelder entstehen.

Eine neue Methode besteht nun darin, mit kleinen Bestrahlungsapparaturen zu arbeiten, die bereits während des chirurgischen Eingriffs im Operationssaal eingesetzt werden. «Das mobile Bestrahlungsgerät erlaubt es, schon während der Operation niederenergetische Strahlen in einer biologisch hoch effektiven Dosis direkt in das Tumorbett zu applizieren», sagte Fink. Durch das neue Verfahren werden Haut, Lunge und Herz geschont.

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