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«Tag der Lehre»

Aktives Lernen fördern

Am diesjährigen «Tag der Lehre» stand die Wissensvermittlung im Fokus. Für Sabine Brendel, neue Leiterin Hochschuldidaktik UZH, darf es in der Lehre aber nicht nur um reine Wissensvermittlung gehen, die Wissensverarbeitung sei ebenso wichtig. Für Otfried Jarren, Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften, und Barbara Basting, Mitglied des Universitätsrats, sind die Grundfähigkeiten, die an der Universität gelehrt werden, sehr gute Voraussetzungen für beruflichen Erfolg.
Janine Gebser

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Sabine Brendel, neue Leiterin der Hochschuldidaktik der UZH, will am Begriff der Studierendenorientierung als zentralem Motiv der Lehre festhalten.

Sabine Brendel, neue Leiterin der Hochschuldidaktik der UZH, nahm in ihrem Vortrag zunächst Bezug auf die Diskussion, die am letztjährigen Tag der Lehre von Gabi Reinmann, Professorin für Lehre und Lernen an der Universität der Bundeswehr, in München, angestossen wurde. Diese kritisierte damals den Begriff der Studierendenorientierung, der seit der Bolognareform einen grossen Aufschwung erfahren hatte, als zu weit gefasst. Denn die Akteurinnen und Akteure einer Universität mit ihren unterschiedlichen Aufgabenfeldern würden diesen Begriff divergent nutzen, was zu Unklarheiten führe. Reinmann schlug daher den Begriff der Bildungsorientierung vor, der eher verdeutliche, dass es um eine gemeinsame Sache gehe, nämlich um die Bildung der Studierenden durch Dozierende.

Lernen als aktiver Prozess

Sabine Brendel führte in ihrem Vortrag weiter aus, dass sie den Kritikpunkten von Frau Reinmann zwar folgen könne, jedoch am Begriff der Studierendenorientierung als zentralem Motiv der Lehre festhalten möchte. Ihrer Meinung nach verdeutliche dieser Begriff den Perspektivenwechsel von der Lehre hin zum Lernen. Er unterstreiche das Lernen als aktiven Prozess, der von der Hochschule unterstützt und in Bahnen gelenkt werden solle.

Der Begriff der Aktivierung ist für Brendel ein zentrales Prinzip von Lehre. Lernen sei nicht nur Wissensaufnahme, sondern erfolge im aktiven Verarbeiten von Wissen, das zu einem vertieften Verständnis führe. Nun können die Gestaltung der Lehre, das sogenannte Lernsetting oder auch didaktische Methoden Hilfsmittel sein, um das Lernen in bestimmte Richtungen zu lenken und auf bestimmte Kompetenzen hin zu fördern.

Faires und transparentes System

Wie sieht dies konkret aus? Sabine Brendel führte dazu eine Reihe von Möglichkeiten auf. So fördere neben gut aufbereiteten Lehrmaterialien und anregenden Fragen vor allem der Kontakt zwischen den Lehrpersonen und den Studierenden sowie die Kooperation und Kommunikation unter den Studierenden das aktive Lernen. «Es ist deutlich, dass ein angenehmes Klima zum Mitdenken animiert und den Dialog fördert», erläuterte Brendel.

Auch bei grösseren Veranstaltungen – etwa bei Vorlesungen mit mehreren Hundert Studierenden – sei dies möglich, wenn auch schwieriger umzusetzen. Weiterhin sei es ganz wichtig, ein faires und transparentes System der Leistungsbewertung zu etablieren. Eine Rückmeldung zur erbrachten Leistung fördere das Lernen, denn so könnten die Studierenden erkennen, wo sie sich verbessern sollten.

Begeisterung teilen

Kommunikation zwischen Dozierenden und Studierenden als Voraussetzung guter Lehre war auch ein wiederkehrendes Thema in der anschliessenden Podiumsdiskussion. Christian Utzinger, UZH-Lehrpreisträger 2011, antwortete auf die Frage, wie er seine Studierenden motiviere, dass es ganz wichtig sei, die eigene Begeisterung zu teilen. Dies führe zu einem aktiven Lernen.

Utzinger verwies auch auf seine eigenen Erfahrungen als Student. Er habe in manchen Vorlesungen und Veranstaltungen diese Motivation gespürt, so dass sich seine Aufmerksamkeit dem Lernstoff gegenüber intensivierte. Eine gewisse Lehrerfahrung ist für Utzinger auf jeden Fall von Vorteil. Ihm kam es sehr gelegen, dass er zu Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere am Gymnasium unterrichtete und diese Schulstunden zur Reflexion über didaktische Methoden nutzte.

Wie vermitteln Dozierende ihr Wissen konkret? Sabine Brendel erläuterte dies nochmals eingehend am Begriff des Settings. Zum Beispiel müsse die Lehrperson über die Form der Lehrveranstaltung entscheiden. Auch die Einrichtung der Räume spiele eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und nicht zuletzt hob sie die persönliche Komponente hervor, das mentale Setting: «Ich bin als Mensch präsent, nicht nur als Fachperson und pflege somit auch meinen eigenen Stil.»

Martin Roeck, Präsident des Studierendenrats, wünschte sich, dass die Studierenden vermehrt in Settingentscheidungen eingebunden werden. So könnten beispielsweise Dozierende und Studierende gemeinsam über die Form gewisser Lehrveranstaltungen befinden. Gerade im organisatorischen Bereich vermisse er eine umfassende Beteiligung der Studierenden.

Berufsfelder im Wandel

Bildung versus Berufsvorbereitung – ein scheinbarer oder tatsächlicher Gegensatz? Diese Frage von Otfried Jarren, Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften, stand am Ende der Podiumsdiskussion.

Barbara Basting, Mitglied des Universitätsrats, wies darauf hin, dass die Begriffe Bildung und Berufsvorbereitung oft als Schlagworte benutzt würden. Die Berufsfelder, vor allem in den Geisteswissenschaften, seien heutzutage stark im Wandel und auch unser Verständnis von Bildung sei etwas Wandelbares. Die Grundfähigkeiten, die an der Universität gelehrt würden – zum Beispiel das schnelle Aneignen von Inhalten – seien sicherlich sehr gute Voraussetzungen, um beruflich erfolgreich zu sein.