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Theologisches Seminar der UZH

Mythen der Reformation

Luther und seine Thesen haben noch heute Einfluss auf Politik, Gesellschaft und Kultur. 2017 feiert die Reformation (1517–1648) runden Geburtstag – und die Universität Zürich ist eine der ersten Gratulanten: Am Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte fand im Rahmen der Jubiläumsvorbereitung eine interdisziplinäre Konferenz des Reformation Research Consortium statt.
Peter Opitz

Vom 8.–10. Juni organisierte das Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte am Theologischen Seminar der Universität Zürich eine internationale Tagung zum Thema: «The Myth of the Reformation». Sie wurde von rund 80 Forschenden aus allen Teilen Europas und den USA besucht.

Die Tagung, durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem letztes Jahr in Montreal gegründeten RefoRC (Reformation Research Consortium), war der gelungene Auftakt einer Einrichtung, die Tradition werden soll: Abwechselnd an verschiedenen Universitäten Europas wird – aus Anlass des Jubiläums – jährlich eine gesamteuropäische Tagung stattfinden, an welcher sich Forschende unter den Stichworten «Reformation» beziehungsweise «Katholische Reform» mit den religiösen und kulturellen Transformationsprozessen der «Frühen Neuzeit» befassen können. Ziele sind die europaweite Förderung des Nachwuchses und der disziplinäre wie forschungskulturelle Austausch.

Am Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte geht man den Mythen der Reformation nach.

Dem Thema entsprechend wurden in über 60 Referaten Projekte und neue Forschungsresultate präsentiert. Nicht zuletzt wurden dabei kritische Fragen an traditionelle (wissenschaftliche) «Mythen» im Blick auf die «Reformation» beziehungsweise «Reform» gestellt. War die «Reformation» im Wesentlichen ein «deutsches Ereignis»? War die katholische Reform im Grunde ein «spanisches Verdienst»? Waren die lutherische und auch die reformierte Frömmigkeit derart «bilderlos» wie sie sich selber oft präsentiert haben?

Nicht nur in den Plenary Papers (Barbara Mahlmann-Bauer, Bern; Bridget Heal, St. Andrews; Piotr Wilczek, Warschau; Ignasi Fernández Terricabras, Barcelona; Rodney Petersen, Boston; Emidio Campi, Zürich), auch in vielen, oft von Nachwuchskräften bestrittenen Sektionsvorträgen, wurden traditionelle, nicht selten apologetische Selbstbilder befragt und «Mythen und Fakten» in oft überraschender Weise einander gegenüber gestellt. Religionsgeschichtliche, theologische, kunsthistorische, literaturgeschichtliche, politikgeschichtliche und andere Perspektiven kamen dabei zum Zuge.

Die Organisatoren der Tagung zogen am Ende eine positive Bilanz: Die als Experiment initiierte Tagung scheint einem Bedürfnis nach europaweiter Vernetzung der Erforschung des 16. Jahrhunderts zu entsprechen, mussten doch gar Interessenten aus Gründen des beschränkten Raumes abgewiesen werden. Dies weckt Hoffnung für die weitere Arbeit des RefoRC.