Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Computerbasierte Prüfungen

Test per Taste

An der Universität Zürich sollen in Zukunft Studierende vermehrt ihre Klausuren online ablegen. Jürgen Petry, Projektleiter für E-Assessment an der UZH, möchte jetzige Insellösungen vereinen und eine sichere und anwenderfreundliche Umgebung für alle Fakultäten anbieten. 
Marita Fuchs

Kategorien

Fünfhundert, manchmal über tausend Klausuren müssen korrigiert werden. Viel Arbeit wartet am Ende des Semesters auf Assistierende und Lehrende. Besonders mühsam: die Korrektur der handbeschriebenen Seiten. Manche Antworten sind schwer leserlich oder so undurchsichtig formuliert, dass ihre Bewertung selbst zur Denksportaufgabe wird.

Klausuren, die am Computer geschrieben wurden, sparen schon allein aus Gründen der Leserlichkeit Zeit und Nerven. Im Rahmen des Projekts «E-Assessment» möchte Projektleiter Jürgen Petry auch deshalb vermehrt elektronische Prüfungen ermöglichen und damit Lehrende entlasten.

Petry ist überzeugt: Elektronische Prüfungen bieten viele Vorteile im Vergleich zu traditionellen, schriftlichen Prüfungen. Sie machen die Standardisierung der Prüfungsinhalte einfacher und erlauben eine schnelle Auswertung der Prüfungsleistungen. Aufgrund der stärkeren Formalisierung bieten sie tendenziell einen höheren Grad an Objektivität und Transparenz.

Mit elektronischen Hilfsmitteln lassen sich Prüfungsformen erschliessen, die weit über die Möglichkeiten von konventionellen «paper and pencil»-Prüfungen hinausgehen.

Zudem lassen sich mit elektronischen Hilfsmitteln auch Prüfungsformen erschliessen, die weit über die Möglichkeiten von konventionellen «paper and pencil»-Prüfungen hinausgehen. So werden beispielsweise bereits seit einigen Jahren bei der Vetsuisse-Fakultät digitalisierte Gewebeschnitte bei elektronischen Prüfungen analysiert. Dieses unter dem Namen «digitales Mikroskop» angewandte Verfahren ist auch kostengünstig, denn die Studierenden arbeiten nicht mehr mit je einem Objektträger am Mikroskop, sondern greifen am Computer auf dieselben Bilder in ausgezeichneter Qualität zu.

E-Assessment-Lösungen vorantreiben

Schon im Jahr 2007 hat die Universitätsleitung das Projekt «E-Assessment» angestossen. Jürgen Petry, von Haus aus Physiker, hat in seiner bisherigen Laufbahn Projekte in unterschiedlichen Bereichen geleitet.

Vor drei Monaten trat der 46-jährige seine Stelle als «E-Assessment»-Projektleiter an der Universität Zürich an. Nun treibt er die Einführung von elektronischen Prüfungen voran. Sein Ziel: 2013 ist an der UZH eine erste durchgängige E-Assessment-Lösung verfügbar. «Bis dahin werden wir Werkzeuge zur Erstellung, Durchführung und Nachbereitung von E-Assessments entwickeln, die die didaktischen Anforderungen der verschiedenen Fakultäten berücksichtigen», sagt Petry.

Erweitertes Methodenspektrum

Multiple-choice-Fragen, die zum Beispiel in der Medizin ohnehin üblich sind, lassen sich ohne Mühe digitalisieren. Elektronische Prüfungen erweitern jedoch das Methodenspektrum gegenüber traditionellen Klausuren, so Petry. Neben konventionellen Aufgabentypen wie Text-, Multiple-choice-, Auswahl- und Zuordnungsfragen sind auch multimodale Prüfungsinhalte, sprich: Verknüpfung von Text, Bild und/oder Ton sowie computergestützte Simulationen und interaktive Prüfungen realisierbar.

Projektleiter Jürgen Petry: «2013 soll an der UZH eine erste durchgängige E-Assessment-Lösung verfügbar sein.»

Die Befürchtung einiger Dozierender, durch standardisierte Antworten könnten die argumentativen Fähigkeiten verkümmern, teilt Petry nicht. Im Gegenteil: Zu Beginn des Studiums ist es auch früher um das Abfragen von Faktenwissen gegangen, dafür sei der Computer besonders geeignet. «Wo Argumentation und Analyse eine wichtigere Rolle spielen, bleiben herkömmliche Essayfragen erhalten.»

Zusätzlich bieten E-Prüfungen den Vorteil, dass der Computer die Auswertung der Prüfungsergebnisse unterstützt. Er rechnet beispielsweise aus, wie die Studierenden auf eine Frage reagiert haben. Eine hohe Fehlerquote kann auch darauf hindeuten, dass eine Aufgabenstellung unklar formuliert ist. So können Prüfungsinhalte kontinuierlich verbessert werden.

Anwenderfreundliche Navigation für Studierende

Parallel zur Entwicklung von Fragesystemen suchen Petry und sein Team nach einem geeigneten Testplayer, einer Plattform für die Prüfungen. «Für die Studierenden möchten wir die Prüfungsumgebung so gestalten, dass sie bei allen Prüfungen vom Grundsatz her gleich ist», erläutert Petry. «Konkret bedeutet das, dass sich zum Beispiel die Navigation immer an der gleichen Stelle befindet, so dass sich der Prüfling nicht bei jedem Test wieder neu auf dem Bildschirm orientieren muss, sondern sich voll auf die Inhalte konzentrieren kann.»

Petry und sein Team werden demnächst entscheiden, inwieweit sie hochschulspezifische Prüfungssysteme individuell entwickeln und somit primär den Prüfungsbedarf der UZH abdecken wollen und wo eine hochschulübergreifende Lösung angebracht ist. Sein Ziel ist die Bereitstellung eines Systems, das einerseits als fester Bestandteil der universitätseigenen E-Learning-Plattform OLAT verfügbar ist. Andererseits soll die angestrebte E-Assessment-Umgebung auch als eigenständige Lösung genutzt werden können.

Damit das System nicht durch die Prüfung fällt

Als potenzielle Nachteile elektronischer Prüfungen gelten Sicherheitsbedenken. Petry befürwortet deshalb bei Prüfungen die Benutzung universitätseigener Rechner. «Es ist zu aufwendig, wenn vor jeder E-Prüfung die Rechner der Studierenden auf eventuelle Hacks untersucht werden müssen. Auch vor dem Hintergrund gleicher technischer Voraussetzungen – Rechnerleistung etc. – ist eine einheitliche Rechnerumgebung zwingend nötig.»

Einige Systeme nutzen für die Datenübertragung ungeschützte Verbindungen über das Internet. Petry jedoch bevorzugt ein abgesichertes internes Netz mit autonomen PCs, so dass die Klausur selbst nach einem Zusammenbruch der Zentraleinheit fortgesetzt werden kann. «Jeder Klick wird auf einem internen Server gespeichert. Fällt ein Rechner aus, kann der Prüfling einen anderen Rechner nehmen und an derselben Stelle weitermachen, an der er zuvor aufgehört hat.» Die Zeitverzögerung bekommt er gutgeschrieben.

Weiterführende Informationen