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«universelle» 9

Zivilcouragiert handeln

Die neue Broschüre der Schriftenreihe «universelle» ist jetzt erschienen. Die «Beiträge zur Gleichstellung» behandeln das Thema Zivilcourage.
Marita Fuchs

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Ist Zivilcourage ebenso wie der heimische Apfel eine zum täglichen Leben gehörende traditionelle und gesunde Selbstverständlichkeit in der Schweiz?

Die neue «universelle 9» ist da! Die jährlich erscheinende Zeitschrift der Abteilung Gleichstellung hat in diesem Jahr zur Emeritierung von Brigitte Woggon – der langjährigen Präsidentin der Gleichstellungskommission an der UZH – das Thema «Zivilcourage und Wissenschaft» als Schwerpunkt gewählt.

Ende 2008 war zum Thema Zivilcourage ein Symposium zu Ehren von Professorin Brigitte Woggon durchgeführt worden. Mit der nun vorliegenden «universelle 9« veröffentlichen die Herausgeberinnen Referate, die auf der Tagung gehalten wurden. Einige weiterführende Beiträge runden das Thema ab. «Mit der neuen universelle wollen wir dazu anregen, sich mit den verschiedenen Facetten von Zivilcourage innerhalb und ausserhalb der Wissenschaft auseinanderzusetzen», schreibt Elisabeth Maurer, Gleichstellungsbeauftragte der UZH, in ihrem Begleitschreiben zur Herausgabe der neuen Broschüre.

Kurze Übersicht über den Inhalt der «universelle 9»:

Rektor Andreas Fischer eröffnet das Heft mit einem etymologischen Rückblick auf den Begriff Zivilcourage und einem herzlichen Dankeschön an die engagierte Präsidentin der Gleichstellungskommission, die ihm wegen ihrer unbestechlichen Persönlichkeit als «Mutter Zivilcourage» in Erinnerung bleiben wird.

Für die Universitätsrätin Myrtha Welti verkörpert Brigitte Woggon den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, der immer wieder Zivilcourage erfordert, jedoch nicht unbedingt mit Pauken und Trompeten daherkommen muss, sondern auch im Kleinen entstehen und wachsen kann.

Zivilcourage in Kriegs- und Krisengebieten: Eine junge Frau in Liberia trägt einen Hut, auf dem «Schluss mit Vergewaltigungen» steht.
Prorektor Otfried Jarren diskutiert in seinem Beitrag als Medienwissenschaftler die Legitimation, die Möglichkeiten, Grenzen und die Notwendigkeit von Zivilcourage im Journalismus. Zivilcourage zu zeigen verlange heute von Journalistinnen und Journalisten Mut, weil Zivilcourage nicht dem aktuellen Selbstverständnis der Medien entspreche.

Die Strafrechtsprofessorin und jetzige Präsidentin der Gleichstellungskommission Brigitte Tag beleuchtet die Widersprüchlichkeiten des Themas aus juristischer Sicht und zeigt auf, dass Zivilcourage – unter bestimmten Bedingungen – sowohl als Gesetzesverstoss wie auch als rechtskonformes Verhalten auftreten kann. In jedem Fall gilt: Wer zivilcouragiert handelt, passt sich im Konflikt nicht an, sondern tritt für fundamentale Wertentscheidungen ein, die für das Funktionieren der Gesellschaft von tragender Bedeutung sind.

Dekan Felix Althaus von der Veterinärmedizinischen Fakultät spannt in humorvoller Weise nicht nur den Bogen zurück zur herausragenden Persönlichkeit von Brigitte Woggon, sein Beitrag stimmt auch nachdenklich, weil er anhand von überraschenden und zukunftsweisenden Forschungsergebnissen in der Pharmazie deutlich machte, dass zivilcouragiertes Handeln auch an der vordersten Front der Grundlagenforschung höchst brisant und sogar riskant werden kann.

Veronika Brandstätter-Morawietz, die als Psychologieprofessorin das Thema empirisch erforscht und auch Möglichkeiten zum Trainieren von couragiertem Handeln anbietet, steht aufgrund ihrer Forschungsresultate dafür ein, dass mehr Menschen bei Ungerechtigkeiten im Alltag genauer hinschauen und auch konkret handeln lernen können.

Sichtlich gerührt: Die Professorin für Pharmakotherapie Brigitte Woggon wurde für ihre Verdienste als Gleichstellungspräsidentin an der UZH mit einem Symposium zu Zivilcourage und der neuen «universelle» zum gleichen Thema geehrt.

Die ehemalige Nationalrätin Ruth-Gaby Vermot-Mangold berichtet über einige bisher «unsichtbare» zivilcouragierte Frauen aus dem Projekt «1000 Frauen für den Friedensnobelpreis», die im Jahr 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert worden waren. Monika Hauser ist eine dieser tausend Frauen für den Friedensnobelpreis. Ein Interview mit ihr berichtet über ihren unerschrockenen Einsatz für Frauen, die Opfer von sexualisierter Gewalt in Kriegs- und Krisengebieten geworden sind. Monika Hauser wurde für ihre Tätigkeit 2008 der Alternative Nobelpreis verliehen.

Vier weitere Texte geben Einblick in persönliche Überlegungen von Universitätsangehörigen, die sich durch das Thema des Symposiums zu einem eigenen Beitrag anregen liessen.

Professorin Brigitte Woggon hat in der «universelle 9» das letzte Wort: Nach dem Lesen der beiden Interviews mit ihr ist leicht zu verstehen, warum sie sich für ihr Abschiedssymposium das Thema «Zivilcourage» ausgesucht hatte.

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