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Zentralbibliothek Zürich

Von Buchseiten zu Bytes

Seit September 2008 leitet Susanna Bliggenstorfer als neue Direktorin der Zentralbibliothek Zürich (ZB) die Geschicke der zweitgrössten Bibliothek der Schweiz. Nun will sie die ZB mit Volldampf ins digitale Zeitalter führen.
Marita Fuchs

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Susanna Bliggenstorfer in der grafischen Sammlung der ZB.

Der Forschungs- und Studienplatz Zürich hat drei wichtige Bibliotheken mit grossen Beständen. Die Hauptbibliothek der Universität Zürich ist vor allem für die Mediziner und Naturwissenschaftler zentrale Anlaufstelle, während die kantonal geführte Zentralbibliothek (ZB) eher auf die Geistes- und Sozialwissenschaften ausgerichtet ist. Die Bibliothek der ETHZ ist wiederum schwerpunktmässig auf Natur- und Materialwissenschaften festgelegt.

Seit September 2008 leitet Susanna Bliggenstorfer die ZB, verfügt damit über die grösste Handbibliothek der Schweiz, ein Grossbetrieb mit 5 Millionen Medien und 200 Angestellten. Bliggenstorfer ist an der Universität Zürich keine Unbekannte, hat sie doch hier habilitiert und daneben 16 Jahre lang die Geschäfte des Prorektorats Lehre geführt. Sie setzte sich in dieser Zeit massgeblich für den Aufbau der Seniorenuniversität und die Entwicklung weiterer Fachstellen ein. Danach hat sie vier Jahre lang in Bern die Stadt- und Universitätsbibliotheken unter einem gemeinsamen Dach zusammengeführt.

«Bevor ich die Stelle im September antrat, bin ich quasi inkognito hergekommen und habe mich noch einmal in aller Ruhe in meine Lieblings-Leseecke gesetzt» erzählt Susanna Bliggenstorfer, die in der ZB als Romanistikstudentin so manche Stunde vor ihren Büchern verbracht hat. «Ich habe mich sehr gefreut, nun die Geschicke dieser Bibliothek leiten zu können.» Von ihrem Büro im vierten Stock der ZB aus hat sie einen guten Blick auf die Universität und den Predigerplatz. «Ich kann den Orellisaal im Rektorat sehen, so bin ich räumlich noch ganz nah an meinem alten Arbeitsort», sagt sie schmunzelnd.

Die digitale Bücherwelt

Eine Herausforderung ihrer Arbeit sieht Bliggenstorfer im Multimediabereich. Wollten Bibliotheken heute den Anschluss an das mediale Zeitalter nicht verpassen, müssten sie zusammenarbeiten und auch ihre Bestände digitalisieren. Derzeit sind Bibliotheken in aller Welt dabei, digitale Kopien vieler Bücher, Bilder und Tonaufzeichnungen anzufertigen, welche die geistigen Errungenschaften der Menschheit dokumentieren. Gelehrten könnte damit eine riesige Fülle von Informationen direkt an ihrem Arbeitsplatz ohne nennenswerten Zeitverzug zur Verfügung stehen, meint Bliggenstorfer.

Schon bisher hat die ZB z.B. mehr als 1000 handgezeichnete und -gemalte Landkarten digitalisiert. Die wertvollen Manuskriptkarten reichen von einem Weltbild aus dem 10. Jahrhundert, das nach den Vorstellungen des spätantiken Gelehrten Macrobius gezeichnet wurde, über barocke Zürcher Stadtbefestigungspläne bis hin zu Karten des Sinai oder Kameruns, die der Schweizer Forschungsreisende Alfred Kaiser um 1900 erstellt hat.

Zusammenarbeit mit internationalen Katalogdatenbanken

Trotzdem warte der grösste Teil der alten Bestände der ZB noch darauf, digitalisiert und im Web publiziert zu werden, erklärt Bliggenstorfer. Die Vorteile der Digitalisierung lägen auf der Hand: Nach der Umwandlung gedruckter Seiten in binäre Daten dauert ihr Abruf lediglich Sekunden. Ein digitales Dokument, gleich welcher Art, können zudem mehrere Interessenten gleichzeitig einsehen und es kann nach Begriffen durchsucht werden. Schliesslich sind die virtuellen Bestände über das Internet auch all jenen zugänglich, welche die Bibliothek nicht persönlich aufsuchen können. Um dies zu ermöglichen, möchte Bliggenstorfer zusammen mit den anderen Bibliotheken des IDS-Verbunds die Bestände in der internationalen Katalogdatenbank ‚World Cat‘ anzeigen.

Emil Staiger und Elias Canetti in Wikipedia

Die Benutzerinnen und Benutzer der ZB will Bliggenstorfer zum vernetzten Lernen ermutigen. «Ich könnte mir vorstellen, dass unsere Leserinnen und Leser selbst, in einem eigens dafür zu schaffenden Gefäss, Schlagworte vergeben oder Bücher mit ihren eigenen Kommentaren bewerten. Daraus resultiert eine eigene Dynamik des Lernens.» Die ZB ist beauftragt, alle publizierten Werke von Zürchern zu sammeln. Hier nutzt sie ihr Know How schon jetzt im internationalen Rahmen: Einträge im Internet-Lexikon ‚Wikipedia‘ über den Schriftsteller Elias Canetti oder den Germanisten Emil Staiger wurden von der ZB verfasst. «Es werden noch viele andere hinzu kommen», verspricht Bliggenstorfer.

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