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Physik

Mit Überlicht-Geschwindigkeit durch Wurmlöcher brausen

Die Science-Fiction Helden von Star Trek sind wieder im Kino. Der amerikanische Astrophysiker Lawrence Krauss hat die physikalischen Sensationen der Weltraumserie analysiert. Mit zum Teil erstaunlichen Ergebnissen, wie er in einem fulminanten Vortrag aufzeigte.
Thomas Gull
Star Trek: Astrophysiker Lawrence Krauss ist überzeugt, dass es «dort draussen intelligentes Leben geben muss».

In diesen Tagen wird bei uns der elfte Star Trek-Spielfilm in den Kinos gezeigt. Die Science-Fiction-Kultserie scheint über so etwas wie das ewige Leben zu verfügen: seit 1966 wurden insgesamt 726 Episoden der Fernsehserie gedreht, elf Kinofilme und zahlreiche Bücher realisiert. Zu den Markenzeichen von Star Trek gehören neben progressiven gesellschaftlichen Idealen technische Innovationen, die nicht nur Laien in Erstaunen versetzen.

Die Serie hat deshalb seit ihren Anfängen die Phantasie namhafter Physiker angeregt. Zu ihnen gehört der Amerikaner Lawrence Krauss, dessen Bestseller «The Physics of Star Trek» 1995 erstmals aufgelegt wurde. Seither ist Krauss ein gefragter Mann wenn es um die Frage geht, ob die Star Trek-Fiktionen einmal Realität werden könnten.

«Warp-Speed nine, Mr. Sulu»

Am Mittwochabend war Krauss zu Gast an der Universität Zürich und referierte über die «Amazing Physics of Star Trek». Was der Astrophysiker da eloquent und witzig auftischte, begeisterte und erstaunte nicht nur eingefleischte Star Trek-Fans.

Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit, wie dies die Star Trek-Raumschiffe wie die «Enterprise» tun – eine physikalische Unmöglichkeit? Nicht wenn man Krauss fragt: «In der Schule haben sie uns erzählt, man könne nicht schneller reisen als mit Lichtgeschwindigkeit. Das ist eine Lüge», doziert Krauss, «man kann nicht schneller als in Lichtgeschwindigkeit durch den Raum reisen. Der Raum selber aber kann tun, was immer er will. Einsteins Relativitätstheorie lehrt uns, dass der Raum dynamisch ist, er kann sich ausdehnen und kontrahieren.»

Lawrence Krauss an der Universität Zürich: Physikalische Star-Trek-Phänomene anschaulich erklärt.

Auf dieser Eigenschaft, so Krauss, könnte der berühmte Warp-Antrieb basieren, der es den Star Trek-Raumschiffen erlaubt, mit Überlichtgeschwindigkeit durchs Universum zu sausen. Das geht so: Man steigt ins Raumschiff und stellt den Motor ab. Dann lässt man den Raum hinter sich exponentiell ausdehnen, den Raum vor sich kollabieren, und schon ist man am Ziel. Der einzige Haken ist, dass es für diesen Prozess unvorstellbar viel Energie braucht. Deshalb, so Krauss, werde es in nächster Zukunft keinen Warp-Antrieb geben.

Zeitreisen durch Wurmlöcher

Wie sieht es mit den «Wurmlöchern» aus, die erlauben, Reisen um Milliarden von Lichtjahren abzukürzen? Theoretisch wären solche Wurmlöcher möglich, sie müssten allerdings gestützt werden, damit sie nicht kollabieren, bevor man durchgeschlüpft ist, sagt Krauss.

Ja, und man glaubt es kaum: Wurmlöcher und der Warp-Antrieb würden Zeitreisen möglich machen. Von dieser theoretischen Möglichkeit konnte Krauss sogar Stephen Hawking überzeugen. Es gibt da zwar noch das eine oder andere Problem wie etwa das Grossmutter-Paradox (was wäre, wenn ich in der Zeit zurückreisen würde um meine Grossmutter umzubringen, bevor sie meine Mutter zur Welt gebracht hat?).

Doch Krauss hat auch dafür eine Lösung. Ganz nach seiner Devise: «Die Welt ist, wie sie ist. Wenn uns etwas paradox erscheint, liegt das daran, dass wir falsch darüber nachdenken.»

«Beam me up, Scotty»

Wer solches gehört hat, den erstaunt kaum noch, dass man auch Menschen von einem Ort an einen anderen beamen kann. Allerdings würde es Krauss etwas anders anpacken als die Star Trek-Techniker: Er würde den Menschen scannen und am gewünschten Ort dann neu zusammensetzen.

Leider geht auch das nicht wirklich. Schuld daran ist Heisenbergs Unschärferelation, die besagt, es sei nicht möglich, komplexe Dinge exakt zu kopieren. Die Star Trek-Techniker haben das Problem elegant gelöst, mit dem «Heisenberg Kompensator». Als Krauss sich erkundigte, wie dieser funktioniere, bekam er die Antwort: «Einwandfrei, danke.»

Es gibt Ausserirdische

Schliesslich möchten wir nur noch eines wissen: gibt es Ausserirdische? Krauss geht davon aus, dass es Leben auf anderen Planeten gibt, weil die Voraussetzungen dafür – Sonnenlicht, Wasser und organisches Material, gegeben sind.

Etwas schwieriger wird es bei der Frage nach intelligentem Leben: «Wir haben keine Antwort darauf, weil wir nicht wissen, ob die Entwicklung von Intelligenz ein evolutionärer Imperativ ist», sagt Krauss, «aber auch wenn Intelligenz selten ist – es gibt so viele Sterne und Galaxien, dass es dort draussen intelligentes Leben geben muss.»

Unser Problem als Erdenbürger ist allerdings, dass wir es wahrscheinlich nie erfahren werden. Weshalb? Weil das Universum so ungeheuer gross ist und wir nicht wissen, wonach wir suchen müssen.

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