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Milben und Pollen, manchmal Latexhandschuhe, Penizillin. Dann die Klassiker: Katze, Hund und Hamster, Bienengift, Nüsse, Milch. Die Liste der Stoffe, auf die ein Mensch allergisch reagieren kann, scheint endlos. Und nicht nur Erwachsenen machen Allergien das Leben schwer, auch viele Kinder sind betroffen.
Die Kühne-Stiftung (vgl. Kasten) investiert nun 20 Millionen Franken in die Allergieforschung, die bisher – nach Meinung der Stifter – von wissenschaftlicher Seite eher stiefmütterlich behandelt wurde. Die Stiftung baut auf interdisziplinäre Zusammenarbeit: Allergologen aus Zürich, Davos und München bündeln ihr Wissen, um sie anderen Wissenschaftlern als auch Betroffenen zur Verfügung zu stellen.
Die Drehscheibe dieses Forschungs- und Präventionszentrums ist in Davos angesiedelt. Hier richtet die Kühne-Stiftung das «Center for Allergy Research and Education (CK-Care)» ein. «Mit der Förderung des Forschungsnetzwerks möchten wir die Heilung von Allergien einen guten Schritt voranbringen», so die Stifterin Christine Kühne.
«Nur» eine Allergie haben in der Schweiz Tausende, vor allem Kinder. Nahrungsmittelallergien erreichen ihren Höhepunkt statistisch im Vorschulalter, bei Asthma liegt er in den Teenagerjahren. Etwa eins von zehn Babys leidet unter Neurodermitis. «Erschreckende Zahlen, die es früher so nicht gab», sagt der Allergologe Roger Lauener, der am Kinderspital in Zürich seit einigen Jahren eine Forschungsgruppe zu Allergien leitet.
Lauener konnte bisher in Zusammenarbeit mit internationalen Forschungskonsortien nachweisen, dass bestimmte Umweltfaktoren vor der Entstehung von Allergien und Asthma schützen: So sind zum Beispiel Bauernkinder besser vor Allergien gefeit, weil sie durch den Kontakt mit Tieren schon früh bestimmten Mikroben ausgesetzt sind, die das kindliche Immunsystem mit einer Fülle schädlicher Keime konfrontieren und einen körpereigenen Schutz aufbauen.
Die Arbeitsgruppe Laueners an der Universitäts-Kinderklinik wurde seit fünf Jahren finanziell von der Kühne-Stiftung unterstützt. Jetzt vertraut die Stiftung ihm gleich zwei neue Forschungsschwerpunkte in Davos an: den Forschungsbereich «Immunepidemiologie allergischer Erkrankungen im Kindesalter» und den Bereich «Therapie und Rehabilitation».
Lauener hat sich ehrgeizige Ziel gesetzt: Am Standort Zürich sollen vor Allergien schützende Umweltfaktoren identifiziert und auf molekularer Ebene charakterisiert werden. Hierzu werden immunologische Untersuchungen an Blutproben durchgeführt, die im Rahmen internationaler epidemiologischer Projekte gewonnen wurden. Hierbei werden Kinder, die unter verschiedenen Umweltbedingungen aufwachsen, longitudinal untersucht, seit der Schwangerschaft der Mutter. Zur Zeit sind diese Kinder rund 5 Jahre alt.
An der Allergieklinik für Kinder und Jugendliche der Hochgebirgsklinik Davos sollen Patienten, die wegen Asthma und Allergien betreut werden, klinisch und immunologisch eingehend charakterisiert und langfristig nachkontrolliert werden, auch mit Mitteln der Telemedizin. Die langfristige Wirkung verschiedener Massnahmen zur Therapie und Rehabilitation soll dann studiert werden.
Münchner Forschungsgruppen werden allergiefördernde Umweltbelastungen untersuchen und nach neuen Wegen in der Therapie und Diagnostik suchen.
Das neue Zentrum in Davos versteht sich auch als Aus-, Weiter- und Fortbildungszentrum. Neue Erkenntnisse der Forschung werden behandelnden Ärzten, Studierenden und Betroffenen zur Verfügung gestellt. So wird unter Leitung von Cezmi Akdis am SIAF ein Austauschprogramm entstehen für Forscher, die ein Projekt im Labor verfolgen und unter Leitung von Roger Lauener an der Hochgebirgsklinik Davos ein Besucherprogramm für klinische Forscher.