Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Allergien

Erforschen, was juckt

In Davos entsteht ein neues Allergiezentrum, das von der Kühne-Stiftung mit 20 Millionen Franken finanziert wird. Die Universität Zürich ist mit zwei Forschern massgeblich am neuen Zentrum beteiligt: Roger Lauener, Chefarzt der Allergieklinik für Kinder und Jugendliche an der Hochgebirgsklinik in Davos und Leiter der Allergieforschung an der Universitäts-Kinderklinik Zürich und Cezmi Akdis, Direktor des mit der Universität Zürich assoziierten Schweizerischen Institutes für Allergie- und Asthmaforschung, SIAF.
Marita Fuchs
Gesundheit! Viele Kinder leiden unter einer Allergie.

Milben und Pollen, manchmal Latexhandschuhe, Penizillin. Dann die Klassiker: Katze, Hund und Hamster, Bienengift, Nüsse, Milch. Die Liste der Stoffe, auf die ein Mensch allergisch reagieren kann, scheint endlos. Und nicht nur Erwachsenen machen Allergien das Leben schwer, auch viele Kinder sind betroffen.

Die Kühne-Stiftung (vgl. Kasten) investiert nun 20 Millionen Franken in die Allergieforschung, die bisher – nach Meinung der Stifter – von wissenschaftlicher Seite eher stiefmütterlich behandelt wurde. Die Stiftung baut auf interdisziplinäre Zusammenarbeit: Allergologen aus Zürich, Davos und München bündeln ihr Wissen, um sie anderen Wissenschaftlern als auch Betroffenen zur Verfügung zu stellen.

Die Drehscheibe dieses Forschungs- und Präventionszentrums ist in Davos angesiedelt. Hier richtet die Kühne-Stiftung das «Center for Allergy Research and Education (CK-Care)» ein. «Mit der Förderung des Forschungsnetzwerks möchten wir die Heilung von Allergien einen guten Schritt voranbringen», so die Stifterin Christine Kühne.

Erschreckende Zahlen

«Nur» eine Allergie haben in der Schweiz Tausende, vor allem Kinder. Nahrungsmittelallergien erreichen ihren Höhepunkt statistisch im Vorschulalter, bei Asthma liegt er in den Teenagerjahren. Etwa eins von zehn Babys leidet unter Neurodermitis. «Erschreckende Zahlen, die es früher so nicht gab», sagt der Allergologe Roger Lauener, der am Kinderspital in Zürich seit einigen Jahren eine Forschungsgruppe zu Allergien leitet.

Lauener konnte bisher in Zusammenarbeit mit internationalen Forschungskonsortien nachweisen, dass bestimmte Umweltfaktoren vor der Entstehung von Allergien und Asthma schützen: So sind zum Beispiel Bauernkinder besser vor Allergien gefeit, weil sie durch den Kontakt mit Tieren schon früh bestimmten Mikroben ausgesetzt sind, die das kindliche Immunsystem mit einer Fülle schädlicher Keime konfrontieren und einen körpereigenen Schutz aufbauen.

Forschungsprojekte in Davos und Zürich

Die Arbeitsgruppe Laueners an der Universitäts-Kinderklinik wurde seit fünf Jahren finanziell von der Kühne-Stiftung unterstützt. Jetzt vertraut die Stiftung ihm gleich zwei neue Forschungsschwerpunkte in Davos an: den Forschungsbereich «Immunepidemiologie allergischer Erkrankungen im Kindesalter» und den Bereich «Therapie und Rehabilitation».

Lauener hat sich ehrgeizige Ziel gesetzt: Am Standort Zürich sollen vor Allergien schützende Umweltfaktoren identifiziert und auf molekularer Ebene charakterisiert werden. Hierzu werden immunologische Untersuchungen an Blutproben durchgeführt, die im Rahmen internationaler epidemiologischer Projekte gewonnen wurden. Hierbei werden Kinder, die unter verschiedenen Umweltbedingungen aufwachsen, longitudinal untersucht, seit der Schwangerschaft der Mutter. Zur Zeit sind diese Kinder rund 5 Jahre alt.

Mit den Mitteln der Telemedizin

An der Allergieklinik für Kinder und Jugendliche der Hochgebirgsklinik Davos sollen Patienten, die wegen Asthma und Allergien betreut werden, klinisch und immunologisch eingehend charakterisiert und langfristig nachkontrolliert werden, auch mit Mitteln der Telemedizin. Die langfristige Wirkung verschiedener Massnahmen zur Therapie und Rehabilitation soll dann studiert werden.

Münchner Forschungsgruppen werden allergiefördernde Umweltbelastungen untersuchen und nach neuen Wegen in der Therapie und Diagnostik suchen.

Das neue Zentrum in Davos versteht sich auch als Aus-, Weiter- und Fortbildungszentrum. Neue Erkenntnisse der Forschung werden behandelnden Ärzten, Studierenden und Betroffenen zur Verfügung gestellt. So wird unter Leitung von Cezmi Akdis am SIAF ein Austauschprogramm entstehen für Forscher, die ein Projekt im Labor verfolgen und unter Leitung von Roger Lauener an der Hochgebirgsklinik Davos ein Besucherprogramm für klinische Forscher.