Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Medientraining

Angstfrei zum Interview

In Medientrainings des Schweizerischen Nationalfonds können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Umgang mit Journalisten üben. Der Psychologe Cornelius König hat das Gelernte kürzlich gut gebrauchen können.
Adrian Ritter

Kategorien

Interview: Der Umgang mit Medienschaffenden kann geübt werden.

Im vergangenen April lief das Telefon im Büro von Cornelius König heiss. «20 Minuten», «Aargauer Zeitung», die Sendung «Trend» von Radio DRS und andere wollten vom Oberassistenten am Psychologischen Institut eine Einschätzung zur aktuellen Wirtschaftskrise. König beschäftigt sich in seiner Forschung nämlich unter anderem mit Fragen der Arbeitsplatzsicherheit.

Aus der Ruhe brachten die Journalisten den Wissenschaftler aber nicht. Schliesslich hatte er im März 2008 zwei Tage lang am MAZ (Die Schweizer Journalistenschule) in Luzern geübt: Medienmitteilungen formulieren und vor Mikrofon und Kamera Auskunft geben über die eigene Forschung.

Gegenlesen für alle

«Der Kurs hat sich gelohnt, ich fühle mich seither viel unbeschwerter und sicherer im Umgang mit Medienschaffenden», so König. Nach dem Kurs wusste er, dass das Gegenlesen von Texten nicht nur berühmten Politikern gewährt wird, dass er bei einem Interview versuchen kann, die Fragen vorgängig zugeschickt zu erhalten oder dass es bei einem Radiointerview möglich ist, eine Aufnahme zu wiederholen, wenn man sich verspricht.

Gelernt hat König im Kurs auch, dass es im Umgang mit den Medien unumgänglich ist, sich vorgängig über die zentralen Aussagen klar zu werden, die man vermitteln will, und Sachverhalte so einfach wie möglich zu formulieren.

Cornelius König: Der Psychologe ist in der Wirtschaftskrise eine gefragte Auskunftsperson für Medien, wenn es um Fragen der Arbeitsplatzsicherheit geht.

Beispiele statt Regeln

«Wissenschaftler müssen sich gewissen Regeln des Mediensystems anpassen», sagt Wissenschaftsjournalist Beat Glogger, der für das MAZ die Medientrainings leitet. So lehrt Glogger die Kursteilnehmenden etwa, dass Journalistinnen und Journalisten in ihren Texten und Beiträgen popularisieren, personalisieren, emotionalisieren und lieber Beispiele als generelle Regeln aufzeigen. «Das macht einen journalistischen Beitrag attraktiver. Auch Wissenschaftler lesen in der Zeitung lieber verständliche, attraktive Beiträge», so Glogger.

Manchmal schmerze es als Wissenschaftler, Sachverhalte vereinfachen zu müssen, so die Erfahrung von Cornelius König: «Es gilt, mit sich selber abzumachen, wo die Schmerzgrenze liegt.» Schlechte Erfahrungen mit Medienschaffenden habe er noch nie gemacht. Dies im Gegensatz zu Kursteilnehmenden, die zu umstrittenen Themen wie der Gentechnologie forschen und im Medientraining erzählt hatten, wie die Medien zum Teil tendenziös über ihre Arbeit berichteten.

Genschutzinitiative als Auslöser

Die Abstimmung über die Genschutzinitiative von 1998 war für den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) auch der Anlass gewesen, das Gespräch zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit und die Kommunikationskompetenzen von Wissenschaftlern zu fördern. Seit 2006 gehört das Medientraining zum festen Angebot des SNF und wurde bisher von rund 70 Forschenden besucht.

«Die Trainings haben sich von Anfang an sehr bewährt», sagt Heiner Käppeli, Studien- und Geschäftsleiter am MAZ. Und das Fazit von Cornelius König: «Ich kann das Medientraining sehr empfehlen für Wissenschaftler, die auch die breite Öffentlichkeit über ihr Tun zu informieren wollen.»

Weiterführende Informationen