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Bilanz der EU-Forschungsprojekte

Forschungsplatz Schweiz erfolgreich in EU-Projekten

Forschungsanträge für EU-Projekte auszufüllen, mögen manche als nervenaufreibend empfinden. Aber die Bilanz zum 6. Forschungsrahmenprogramm der EU und zu den aktuellen ECR-Grants zeigt: Schweizer Forschende nehmen äussert erfolgreich an EU-Forschungsprojekten teil.
Stefanie Kahmen

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Bereits seit 1992 beteiligt sich die Schweiz an der Forschungsförderung der EU. Für deren Ziel, den Wissenschaftsraum Europa zu stärken, standen im 6. Forschungsrahmenprogramm (FRP, 2003-2006) insgesamt 19,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Das 6. FRP ging 2006 zu Ende, die Bilanz ist erfreulich: Schweizer Forschende haben mit insgesamt 793 Millionen CHF mehr Projektmittel in die Schweiz geholt, als die Schweiz an das Rahmenprogramm bezahlt hat (780 Millionen CHF).

Schweizer Forschende gut vertreten

EU-Projekte sind in der Regel Kooperationsprojekte; Forschende aus verschiedenen Ländern arbeiten zusammen. Mit über 1900 Schweizer Beteiligungen am 6. FRP kommt die Schweiz auf den 11. Rang aller Beteiligungen. Mit Blick auf die Fördersummen steigt die Schweiz sogar zwei Ränge höher, auf Platz neun. Dafür gibt es eine einfache Erklärung. Viele Schweizer Forschende waren in den drei mit Abstand am stärksten geförderten Forschungsbereichen aktiv: Informationstechnologien, Life Sciences und Gesundheit sowie Nanotechnologien. Im Bereich Life Sciences und Gesundheit hat die Universität Zürich mit 43 ihrer insgesamt 101 Projektbeteiligungen sogar die meisten Beteiligungen aller Schweizer Hochschulen.

Aber auch in den anderen Förderbereichen sind Schweizer Forschende gut vertreten und so bilanziert das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF): «Trotz ihrer bescheidenen Grösse ist die Schweiz ein Forschungsland mit einem breiten Spektrum, dessen Wissenschaftler gerne mit Partnern aus allen anderen beteiligten Staaten zusammenarbeiten und in nahezu allen Forschungsprioritäten des 6. FRP einen hohen Aktivitätsgrad aufweisen.»

Bisher konzentrierte sich die europäische Forschungsförderung mehr auf die angewandte Forschung – wenig Erfolg versprechend für die grossen geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer der Universitäten. Es ist daher nicht erstaunlich, dass ein Drittel der eingeworbenen europäischen Fördermittel in den ETH-Bereich, aber nur ein Viertel in die Universitäten floss.

Europäische Fördermittel im Vergleich.

Forschung an den Grenzen des Wissens

Umso willkommener ist eine neue Förderlinie im aktuellen 7. FRP (2007-2013). Seit 2007 vergibt der European Research Council (ERC) rund eine Milliarde Euro jährlich für Grundlagenforschung, genauer: für Forschung an den Grenzen des Wissens. Anders als die Kooperationsprojekte werden die ERC Grants an einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben: Starting Grants für junge Forschende erstmals 2007 und Advanced Grants für etablierte Forschende erstmals 2008. Die Grants sind so gut dotiert (bis zu 2 resp. 3,5 Millionen Euro für fünf Jahre) und der Wettbewerb ist so gross (nur 3 Prozent resp. 13 Prozent der Gesuche wurden gefördert), dass ERC Grants in kürzester Zeit ein hohes Prestige erfahren haben.

Die Schweiz ist nach Grossbritannien und Frankreich das Land, in dem am meisten Forschende mit einem ERC Advanced Grant arbeiten.

Attraktiver Wissenschaftsplatz Schweiz

Ist die Bilanz der Schweiz des 6. FRP bereits positiv, so wird sie bei den ERC Grants noch übertroffen. Die Schweiz ist nach Grossbritannien und Frankreich das Land, in dem am meisten Forschende mit einem ERC Advanced Grant arbeiten. Viele kommen aus dem Ausland, was bei einer Professorenschaft mit einem Ausländeranteil von 46 Prozent nicht erstaunt. Europaweit einzigartig aber ist, dass drei Viertel der erfolgreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Schweiz aus dem Ausland kommen. Im Klartext heisst das: der Wissenschaftsplatz Schweiz ist so attraktiv, dass überdurchschnittlich viele herausragende Forschende angezogen werden – ein nationalpolitisch manchmal brisantes, wissenschaftspolitisch aber grandioses Resultat.

Ähnlich spektakulär ist das Verhältnis von erfolgreichen Forschenden zu den Forschenden insgesamt. Hier übertrifft die Schweiz, zusammen mit Zypern, alle übrigen europäischen Staaten um mehr als das Doppelte. Die mit 2,9 Prozent des BIP relativ hohe Investition in Forschung und Entwicklung (F&E) scheint sich also zu lohnen (Daten von 2004). Zwei Prozent der Ausgaben für F&E gehen in die EU-Forschungsförderung, womit sie nach dem Schweizerischen Nationalfonds bereits die wichtigste Empfängerin der direkten Forschungsförderung des Bundes ist. Und das SBF prognostiziert, dass ihr Budget weiter steigen wird.