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Joint-Master mit der ETH

Neue exquisite Partnerschaften

Was bisher nicht möglich war - ein Studienabschluss an der UZH und ETH zugleich - rückt in greifbare Nähe. In verschiedenen Fächern sind sogenannte Joint-Master-Programme projektiert. Modelle, die Schule machen könnten.
David Werner

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Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich (UZH) ist eine der Top-Adressen ihrer Art in Europa. An der ETH wiederum wirken einige der besten Finanzmathematiker. Je für sich allein genommen sind beide Seiten in ihrem Bereich stark. Zusammen haben die Schwergewichte nun ein Studienangebot entwickelt, das seinesgleichen kaum finden wird: Einen Master of Science in Quantitative Finance. Ökonomische Kompetenz, kombiniert mit finanzmathematischem Know-how – das ergibt eine Mischung, die akkurat auf die Bedürfnisse der Finanzwirtschaft zugeschnitten ist und entsprechend für qualifizierte, hoch motivierte Studierende international grosse Anziehungskraft ausüben dürfte.

Der Studiengang soll von Vertretern der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der UZH und des Departements Mathematik der ETH partnerschaftlich durchgeführt werden, der Mastertitel soll von beiden Hochschulen gemeinsam ausgestellt werden. Es handelt sich dabei um einen Joint Master, allgemeiner ausgedrückt, um einen Joint Degree. Die Studierenden absolvieren ein einziges Studienprogramm, haben aber am Ende einen von zwei Hochschulen gemeinsam verliehenen Masterabschluss in der Tasche. Ein solches Studienangebot gab es bisher an der UZH noch nicht.

Wachsende Bedeutung

Möglich geworden sind solche Joint Degrees erst durch die Bolognareformen. Die Vergleichbarkeit von Studiengängen und Abschlüssen, wie sie das ETCS-Punktesystem gewährleistet, ist Voraussetzung dafür, dass zwei oder mehr Hochschulen gemeinsam einen Master anbieten können. Die Bedeutung und Verbreitung von Joint Degrees an europäischen Universitäten wird wahrscheinlich in den nächsten Jahren rasch wachsen.

Die UZH ist bei dieser Entwicklung vorne mit dabei. Neben dem erwähnten Master of Science in Quantitative Finance befindet sich auch ein Master of Arts in Comparative and International Studies (ebenfalls zusammen mit der ETH) in fortgeschrittenem Planungsstadium. Noch stehen die Beschlüsse von Universitätsleitung und Universitätsrat zu den Kooperationsverträgen und Rahmenverordnungen teilweise aus. Voraussichtlich aber können die beiden Joint-Masterstudiengänge im Herbst 2009 lanciert werden. Weitere Joint Master sind in Vorbereitung oder werden folgen.

Akzente setzen, Profile stärken

«Joint Degrees», sagt Rektor Andreas Fischer, «sind ein hervorragendes Mittel zur strategischen Vernetzung. Sie können zudem viel zur internationalen Ausstrahlung der UZH als führende Forschungsuniversität beitragen.» Bei allen Vorteilen, so Fischer, sollen Joint Degrees jedoch nicht ad libitum eingeführt werden; sie sind Teil der strategischen Profilbildung der UZH und deshalb nur in Bereichen zu fördern, in denen das entsprechende fachliche und personelle Potenzial vorhanden ist. Auch muss ihr Nutzen in einem Verhältnis zum nicht unbeträchtlichen organisatorischen Aufwand stehen.

Spielarten der Kooperation

Die geplanten Joint-Masterstudiengänge unterschieden sich von bisherigen Spielarten der Kooperation in der Lehre durch den hohen Grad institutioneller Zusammenarbeit, wie Thomas Hidber, Leiter der Fachstelle Studienreformen der UZH, erklärt. Die Joint-Masterstudiengänge basieren auf einer eigens eingerichteten, von den beteiligten Hochschulen zu gleichen Teilen getragenen organisatorischen Plattform. Eine hochschulübergreifende Kuratel regelt die Zulassung zum Masterstudiengang und wacht über dessen Durchführung, die Curricula werden gemeinsam entwickelt und gestaltet, die Studienziele gemeinsam definiert.

Im Gegensatz zu den sogenannten Doppel-Masterprogrammen, die seit einigen Jahren an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät zusammen mit dem King’s College in London, der Universität Maastricht sowie der University of Hongkong angeboten werden, sind die Studierenden beim Joint Master nur an einer der Partneruniversitäten eingeschrieben. Am Ende wird ihnen eine gemeinsam von beiden Hochschulen ausgestellte Abschlussurkunde verliehen.

Internationale Ausstrahlung

Die Joint-Masterprogramme richten sich an überdurchschnittlich motivierte und qualifizierte Studierende; entsprechend streng sind die Selektionskriterien. «Der Master in Quantitative Finance soll ein Aushängeschild der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät werden», sagt Programmleiter Walter Farkas vom Institut für Schweizerisches Bankwesen der UZH.

Als spezialisiertes Masterprogramm steht es nicht automatisch allen Absolventinnen und Absolventen der Bachelorstufe offen. Doch einzelne Lehrveranstaltungen, die von Spitzenleuten aus Forschung und Wirtschaft gehalten werden, sollen für alle Studierenden zugänglich sein: Das Joint-Masterprogramm soll so der ganzen Fakultät zugute kommen.

Enger Kontakt mit der Wirtschaft

Der straff strukturierte Studiengang ist nicht als Konkurrenz zum konsekutiven MA in Wirtschaftswissenschaften gedacht, sondern eher als Ergänzung und Vertiefung in den Bereichen Vermögensverwaltung und Risikomanagement. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf mathematischen Modellierungen und numerischen Bewertungen von Finanzprodukten. Das Kernstück des Studiengangs bildet eine Masterarbeit, die in engem Kontakt mit der Wirtschaft geschrieben werden soll.

Die Vernetzung mit Unternehmen wird überhaupt gross geschrieben. Farkas: «Wir wollen interessante Wirtschaftsleute aus der Praxis in unsere Lehrveranstaltungen einbeziehen und den Studierenden gleichzeitig möglichst attraktive Praktikumsstellen vermitteln.»

Die Idee für das Joint-Masterprogramm entstand im Rahmen des 2004 gegründeten und seither gemeinsam mit der ETH betriebenen Kompetenzzentrums Finanzen. Bisher führte dieses mit grossem internationalem Erfolg einen Weiterbildungsstudiengang (Master of Advanced Studies in Finance) durch – in verschiedener Hinsicht ein Vorläufermodell zum geplanten spezialisierten Joint-Masterprogramm. Dessen Ziel wird es sein, die erprobte Zusammenarbeit mit der ETH noch zu intensivieren.

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