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Antibiotika-Resistenz

Tuberkulose neu betrachen

Immer mehr Tuberkulose-Erreger erweisen sich als resistent gegenüber Antibiotika. Die Behandlung der Krankheit könnte verbessert werden, wenn die Resistenz genauer definiert würde, ist Prof. Erik C. Böttger vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der UZH überzeugt. Gemeinsam mit der Stellenbosch University in Südafrika will er diese Aufgabe angehen.
Adrian Ritter

Erik C. Böttger vom Institut für Medizinische Mikrobiologie will die Behandlung von Tuberkulose verbessern.

 

Gemäss Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind im Jahr 2006 weltweit mehr als neun Millionen neue Fälle von Tuberkulose-Erkrankung aufgetreten. Tuberkulose gilt als eine der häufigsten Krankheiten und Todesursachen, vor allem in Asien und Afrika. Eine Behandlung ist zwar möglich, allerdings hat sich der Erreger «Mycobacterium tuberculosis» in den vergangenen Jahren immer häufiger als resistent gegen eines oder mehrere der verwendeten Antibiotika erwiesen.

Die Empfindlichkeit definieren

Nötig ist deshalb die Entwicklung neuer Medikamente gegen Tuberkulose. «Vielen Patientinnen und Patienten könnte aber auch mit herkömmlichen Medikamenten geholfen werden», sagt Erik C. Böttger, Direktor des Institutes für Medizinische Mikrobiologie (IMM): «Dazu brauchen wir aber eine genauere Definition der Resistenz.»

Mit seinem Forschungsteam will er nun Empfindlichkeit und Resistenz exakt definieren. Dabei gilt es zu bestimmen, welche Konzentration der jeweiligen Antibiotika beim Erreger noch Wirkung zeigt. «Nur mit diesem Wissen kann ein angemessenes Antibiotika-Management definiert werden», so Böttger.

Wissen transferieren

Für eine solche «quantitative Resistenzbestimmung» hat das Institut für Medizinische Mikrobiologie an der UZH bereits erfolgreich Vorarbeiten geleistet.

Tuberkulose ist aber nicht einfach ein spannendes Forschungsfeld, sondern eine Krankheit, von der Millionen von Menschen betroffen sind. Deshalb arbeitet Böttger in einem von der «UBS Optimus Foundation» in Höhe von 660'000 Franken unterstütztem Projekt in den kommenden drei Jahren mit der südafrikanischen Stellenbosch University zusammen: «Wir wollen unser Wissen dorthin transferieren, wo es wirklich nötig ist», sagt Böttger mit Blick darauf, dass Südafrika eine der höchsten Tuberkulose-Fallzahlen der Welt aufweist.

Einen geeigneten Partner hat er in Paul D. van Helden, Professor für Molekularbiologie und Humangenetik am «Centre for Molecluar and Cellular Biology» der Stellenbosch University gefunden. An diesem Zentrum und dem damit verbundenen «Centre of Excellence for Biomedical Tuberculosis Research (CBTBR)» sollen die an der UZH entwickelten neuen Tuberkulose-Testverfahren angewandt werden.

Herausforderung Mobilität

Vorgesehen ist nicht nur eine umfassende Datenanalyse von Tuberkulose-Proben. Mit molekularen Methoden soll auch untersucht werden, welche genetischen Veränderungen an der Resistenzentwicklung beteiligt sind.

Nicht zuletzt wollen die Forschenden diese Daten mit den klinischen Behandlungsergebnissen abgleichen. Dazu ist es nötig, über mehrere Jahre hinweg den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten zu überwachen. «Dies stellt eine grosser Herausforderung dar in einem Land mit einer sehr hohen Mobilität seiner Bewohnerinnen und Bewohner», so Böttger.

Zuversichtlich ist er trotzdem: «Ich hoffe, unser Projekt kann zur Initialzündung werden, um gewisse althergebrachte Dogmen und Glaubenssätze der Tuberkulosebehandlung in Frage zu stellen.»