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Peter Fröhlicher

«Ich schätze den Perspektivenwechsel»

Seit kurzem ist Peter Fröhlicher Mitglied des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats (SWTR). Der Ordinarius für französische Literatur an der Universität Zürich (UZH) will sich dafür einsetzen, dass die Fächervielfalt in der politischen Diskussion und in der Gesetzgebung angemessen berücksichtigt wird.
Simone Buchmann

«Die Wissenschaftspolitik muss darauf achten, dass sie nicht alle Fächer über einen Leisten schlägt», fordert der Romanist. Er gibt zu bedenken, dass jede Disziplin eine eigene Forschungstradition hat. «Die institutionellen und politischen Rahmenbedingungen müssen dieser Diversität unbedingt Rechnung tragen.»

Peter Fröhlicher: «Die Politik muss darauf achten, nicht alle Fächer über einen Leisten zu schlagen.»

Der SWTR, der zurzeit dreizehn Mitglieder zählt, ist eine ausserparlamentarische Expertenkommission, die dem Bundesrat in bildungspolitischen Fragen beratend zur Seite steht. Der Rat ist damit ein wichtiges Bindeglied zwischen den Hochschulen und der Politik. In den letzten Jahren hat er sich zu bildungspolitischen Gesetzesvorlagen ebenso geäussert wie etwa zur Reform der ärztlichen Berufsbildung oder zur Forschungszusammenarbeit mit der EU.

Fröhlicher bemängelt, dass die Bildungspolitik die Geistes- und Sozialwissenschaften in den letzten Jahren eher stiefmütterlich behandelt hat. Diese Disziplinen, von denen einige zu den sogenannten Engpassfächern gehören, sollen gezielt gefördert werden. «Die wichtigste Ressource für die Forschung ist die Zeit. Sie muss den Wissenschaftlern wieder in ausreichendem Masse zur Verfügung stehen.»

Sozial- und Geisteswissenschaften besser wahrnehmen

Zudem liegt Fröhlicher daran, dass die Forschung in den Sozial- und Geisteswissenschaften wieder besser wahrgenommen wird. Die Bewertungskriterien bei internationalen Hochschulrankings wie auch bei der Vergabe von Fördergeldern seien vor allem auf die Naturwissenschaften zugeschnitten. «Solche Kriterien können die Leistungen der geisteswissenschaftlichen Disziplinen nicht adäquat wiedergeben.» So solle neben Forschungskooperationen auch die individuelle Forschung, die in den Geisteswissenschaften nach wie vor grundlegend sei, unterstützt werden.

Trotz des Engagements für sein Fach wird sich der Zürcher Romanist im SWTR der Hochschulpolitik im Allgemeinen verpflichtet fühlen. «Es geht mir darum, dass alle Disziplinen die Freiräume erhalten, die sie brauchen, um sich nach der Forschungslogik, die ihnen eigen ist, entwickeln zu können», sagt er.

Perspektivenwechsel

Die neue Aufgabe im SWTR ist für ihn ein spannender Perspektivenwechsel. Die internen Abläufe an der UZH kennt Fröhlicher durch seine Mitarbeit in verschiedenen Gremien sehr gut. Seit mehr als drei Jahren ist er Vorsteher des Romanischen Seminars, er war Mitglied des Fakultätsausschusses und zahlreicher Kommissionen, und jüngst wurde er zum Prodekan gewählt.

Im SWTR geht es nun um übergreifende Zusammenhänge, auf nationaler und teilweise internationaler Ebene. Der Rat hat zwar keine Entscheidungsbefugnis, doch er bringt Argumente in die politische Diskussion ein. Gerade jetzt, wo sich die Hochschullandschaft Schweiz im Umbruch befindet, kann sich ein geschicktes «Agendasetting» zugunsten der Universitäten auswirken. Zudem erhofft sich Fröhlicher, dass er seine Erkenntnisse aus der Arbeit im SWTR in die universitären Gremien einbringen kann: «Wir können nicht nur frühzeitig auf Entwicklungen reagieren, sondern diese auch in einer bestimmten Weise beeinflussen.»