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Erste Veranstaltung der OEC ALUMNI

Netzwerk für Alumni

OEC ALUMNI UZH nennt sich die im Januar gegründete Vereinigung der ehemaligen Studierenden der Wirtschaftswissenschaften der Universität Zürich. Als erste Veranstaltung organisierte sie einen Apéro-Talk zur aktuellen Wirtschaftspolitik.
Adrian Ritter

Erfahrungsaustausch und Netzwerken nach Feierabend: Erster Apéro-Talk von OEC ALUMNI UZH im Restaurant Uni-Turm.

Die Hörsaal-Stühle seien einfach zu hart, um nach Feierabend einen gemütlichen Abend darauf zu verbringen, scherzte Dr. Paul Klügl, Vorstandsmitglied von OEC ALUMNI UZH bei der Begrüssung zum Apéro-Talk. Rund 60 Absolventinnen und Absolventen hatten am Dienstag den Weg zur ersten Veranstaltung von OEC ALUMNI UZH gefunden – nicht in den Hörsaal eben, sondern ins Restaurant Uni-Turm.

OEC ALUMNI UZH, «die Vereinigung der Absolventinnen und Absolventen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich», will aber nicht nur Referate und Weiterbildung anbieten. Vor allem sollen der Erfahrungsaustausch und die Kontakte zwischen den Mitgliedern gefördert werden. Zu den geplanten Aktivitäten gehören der Ökonomentag im September sowie monatliche Lunch-Treffen und Apéro-Talks.

Wirtschaftspolitische Hausaufgaben

Für die erste solche Diskussion konnten Gerold Bührer, Präsident von economiesuisse und SP-Ständerätin Simonetta Sommaruga gewonnen werden. Sie diskutierten die Frage: «Wirtschaftspolitik nach den Wahlen: Wo müssen die Prioritäten gesetzt werden?».

Für Gerold Bührer, bis Dezember 2007 FDP-Nationalrat und selber Alumnus der Wirtschaftswissenschaften an der UZH, befindet sich die Schweiz zwar in einer wirtschaftlich erfreulichen Situation. «Aber die grössten Fehler begeht man immer dann, wenn es gut geht, wie der Blick in die Wirtschaftsgeschichte zeigt», warnte er. Er gehe zwar davon aus, dass die Schweiz «auf der Gewinnerseite» bleiben werde, allerdings gelte es, die «wirtschaftspolitischen Hausaufgaben» zu erledigen.

Er skizzierte dazu ein wachstumspolitisches Fünfeck, wozu unter anderem die Sicherung des bilateralen Weges mit der EU, Freihandelsabkommen mit weiteren Ländern, das Hochschulförderungsgesetz, der Abbau von Handelshemmnissen (Cassis de Dijon-Prinzip) und die Sicherung der Energieversorgung gehörten.

Wirtschaftspolitische Diskussion: Gerold Bührer, Präsident economiesuisse (links) und Ständerätin Simonetta Sommaruga, in der Mitte Moderator Beat Gygi (NZZ).

Der Schubladisierung entgehen

Sommaruga stimmte ihm in einigen Punkten zu, setzte aber erwartungsgemäss andere Prioritäten. Die ausgebildete Pianistin berichtete, Bekannte hätten sie vor der Veranstaltung informiert, Ökonomen würden sie schnell als entweder angebots- oder nachfrageseitig orientierte Politikerin einteilen. Um dieser Schubladisierung zu entgehen, werde sie Forderungen aus beiden Bereichen präsentieren. Sie plädierte für eine Stärkung der Kaufkraft der privaten Haushalte, mehr Effizienz bei der Energienutzung, eine Verschärfung des Kartellrechts und die Zulassung von Parallelimporten.

Neuer Anlauf für den EWR?

Als zentraler Diskussionspunkt erwies sich das Verhältniss der Schweiz zu Europa und der EU. Sommaruga sieht einen Bedarf an zusätzlichen bilateralen Abkommen, etwa im Bereich Gesundheit, Umwelt und Sicherheit. Am liebsten wäre ihr ein Beitritt der Schweiz zur EU, was aber realpolitisch derzeit nicht möglich sei.

«Es beunruhigt mich aber, dass die Schweiz mit dem dauernden Nachvollzug von europäischem Recht einen Autonomieverlust erlebt», so Sommaruga. Sie plädierte deshalb dafür, über die Neuauflage eines EWR-Beitritts nachzudenken, um im europäischen Wirtschaftsraum mehr mitbestimmen zu können. 

Bührer lehnt in der derzeitigen Ausgestaltung der EU einen Beitritt der Schweiz ab und argumentierte, auch ein EWR II hätte innenpolitisch wohl keine Chance. Besser sei es, die Kräfte für die noch nötigen bilateralen Abkommen aufzusparen. «Ich sehe im Moment keine Alternative zum bilateralen Weg», so Bührer.

Das Publikum schätzte die Diskussion, wie die Umfrage nach der Veranstaltung ergab. Das Konzept des Apéro-Talk wird begrüsst und Abendveranstaltungen sind auch in Zukunft erwünscht. Viel lieber im Uni-Turm als im Hörsaal, wie aus der Umfrage auch hervorging.