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Dies academicus 2008

Vom Wissen und Staunen

Zum 175. Mal feierte die Universität Zürich am Samstag ihren Gründungstag. Am traditionellen Dies academicus wurden 13 Persönlichkeiten mit einer Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Ebenfalls verliehen wurde der Lehrpreis.
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Rektor Hans Weder nahm in seiner Dies-Rede den 175. Geburtstag der Universität zum Anlass, die Beziehung der Wissenschaft zur Weisheit zu diskutieren. Die moderne Wissenschaft habe sich von traditionellen Weisheitslehren emanzipiert. Doch, fragte Weder, «ist es weise, Wissenschaft ohne Weisheit zu betreiben?» Weder plädierte für eine kultiviert betriebene Wissenschaft, die nicht allein auf Funktionalität, Zweckrationalität und Beherrschbarkeit des Gegenstandes ausgerichtet sei. Wissenschaft halte noch anderes bereit: Sie könne den Respekt vor dem Geheimnis des Erkannten mehren. «Es ist das Staunen», sagte er, «von dem eine weisheitsfreundliche Wissenschaft lebt.»

«Ist es weise, Wissenschaft ohne Weisheit zu betreiben?» fragte Rektor Hans Weder in seiner Rede zum Dies academicus.

In seinem Bericht zog Weder, der im August die Rektorenkette an seinen Nachfolger Prorektor Andreas Fischer übergeben wird, eine Bilanz seiner achtjährigen Amtszeit, die von weit reichenden Veränderungen geprägt war. Stichworte dazu sind die Autonomie, die das Stimmvolk 1998 guthiess, oder die Bologna-Reform, die eine tiefgreifende Umstrukturierung der Studiengänge zur Folge hatte.

Erfreuliche Entwicklung

Entsprechend lagen die Schwerpunkte in Weders Amtszeit: Anpassen der Organisations- und Führungsstrukturen an die Anforderungen der Autonomie, Reform der Studiengänge, Verbesserung der Betreuungsverhältnisse sowie eine Fokussierung auf herausragende wissenschaftliche Leistungen. «Angesichts des sehr guten Zustandes der Universität Zürich wäre es ein Frevel gewesen, dieses Potenzial nicht ins Zentrum zu rücken», begründete Weder diesen Schwerpunkt. Wer im internationalen Wettbewerb bestehen wolle, müsse überdurchschnittliche Leistungen erbringen.

In seiner Bilanz sah Weder insgesamt eine «erfreuliche Entwicklung». Die Universität Zürich stehe heute da als «eine sehr gute Universität, die in einer ganzen Reihe von Gebieten weltweit zu den führenden Zentren gehört.»

Privatdozierende sind eine Bereicherung für die Universität, ist Prof. Dr. André C. Wohlgemuth überzeugt.

Bereicherung für die Universität

Gedanken zur Zukunft machte sich Professor André C. Wohlgemuth. Als Vertreter der Privatdozierenden stellte er die Frage, ob es diesen Stand in zehn Jahren noch geben werde. Auch wenn heute die Habilitation nicht mehr der einzige Weg zu einer Professur sei, so sprach sich Wohlgemuth gegen ihre Abschaffung aus: « Wenn die Universität das wirklich will, kann sie den Weg der Habilitation auch in Zukunft offen halten. Als Option neben den anderen Karrierewegen.» Privatdozierende, die ihre Tätigkeit an der Universität neben einem Hauptberuf ausübten, seien eine Bereicherung für die Universität. «Die Studierenden profitieren beispielsweise von Veranstaltungen, die einen fundierten Bezug zur Praxis haben», so Wohlgemuth.

Die Universität solle deshalb den Weg der Habilitation auch in Zukunft uneingeschränkt offen halten und den starken Praxisbezug der Privatdozierenden vermehrt als Brückenfunktion zwischen Universität und Gesellschaft nutzen, formulierte Wohlgemuth zwei Wünsche für die Privatdozierenden. «Die grosse Arbeit, die von den Privatdozierenden geleistet wird, gebührend honorieren», lautete ein weiterer Wunsch. Ohne Zweifel sei es attraktiv, an der gut ausgestatteten Universität Zürich arbeiten zu dürfen, doch «there is room for improvement», meinte er diplomatisch.

13 Ehrendoktortitel verliehen

Traditionellerweise wurde an der Stiftungsfeier auch die Ehrendoktorwürde an verdiente Persönlichkeiten verliehen, unter ihnen die pakistanische Menschenrechtlerin und Anwältin Asma Jahangir, der Komponist Hans Zender und der Philosoph Ernst Tugendhat.

Die Ehrendoktorinnen und Ehrendoktoren 2008. Hintere Reihe v.l.n.r: Prof. Hans Zender, Prof. Dr. Hans-Josef Klauck, Ulrich Kihm, Dr. Bruno Oesch, Prof. Roald Hoffmann, Dr. Ursula Brunner; vordere Reihe v.l.n.r: Prof. Dr. Ernst Tugendhat, Prof. Dr. J. Claude Bennett, Robert Frigg, Rektor Prof. Dr. Hans Weder, Prof. Dr. Rosemary Grant, Prof. Dr. Peter Grant. Auf dem Bild fehlen Dr. Asma Jahangir und Prof. Dr. Ye Tingfang

Die Theologische Fakultät verlieh die Würde eines Doktors ehrenhalber an Prof. Dr. Hans-Josef Klauck für seine grossen Verdienste um die Erforschung von Theologie und Geschichte des Urchristentums.

Ebenfalls einen Ehrendoktortitel der Theologischen Fakultät erhielt Prof. Hans Zender, der mit wegweisenden Kompositionen Brücken zwischen den religiösen und kulturellen Traditionen Europas und Asiens geschlagen hat und als Komponist, Dirigent und Autor in Erinnerung hält, dass die Sinne das Denken in Bewegung setzen.

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät verlieh die Würde einer Doktorin ehrenhalber an Dr. Ursula Brunner. Sie zeichnet damit ihr langjähriges Engagement für die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen durch fundierte Beiträge zur wissenschaftlichen Durchdringung, praktischen Durchsetzung und rechtspolitischen Weiterentwicklung des Umweltrechts aus.

Die Würde einer Ehrendoktorin ging zudem an Dr. Asma Jahangir. Die Rechtswissenschaftliche Fakultät ehrt damit eine couragierte, prominente Juristin, die wie wenige andere die Idee von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten unter besonderer Betonung von kultureller Vielfalt und Autonomie verkörpert und diese zuweilen unter Inkaufnahme grosser Gefahren verteidigt.

Die Medizinische Fakultät ehrte Prof. Dr. J. Claude Bennett mit dem Titel eines Ehrendoktors in Anerkennung seiner grossen Verdienste bei der intensiven Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Experimentelle Rheumatologie am Universitätsspital Zürich sowie für sein Engagement für den Studierendenaustausch der University of Alabama in Birmingham und der Universität Zürich.

Robert Frigg erhielt den Ehrendoktortitel in Anerkennung seiner grossen Verdienste bei der Unterstützung des Labors für Biomechanik der Orthopädischen Universitätsklinik Balgrist bei der Suche und Prüfung von neuen Osteosyntheseverfahren.

Die Vetsuisse-Fakultät verlieh die Würde eines Doktors ehrenhalber an Ulrich Kihm und an Dr. Bruno Oesch. Beide werden für ihre grossen Verdienste um die Bekämpfung der Rinderseuche BSE in der Schweiz geehrt.

Zum Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät ernannt wurde Prof. Dr. Ye Tingfang in Anerkennung seiner grossen Verdienste um die chinesische Germanistik und insbesondere um die Übersetzung und Vermittlung deutschsprachiger Literatur.

Einen zweiten Ehrendoktortitel verlieh die Fakultät an Prof. Dr. Ernst Tugendhat für seine überragenden Verdienste um die philosophische Grundlagenforschung im Bereich von Metaphysik, Sprachphilosophie und Ethik sowie seiner öffentlichkeitswirksamen Beiträge zur rationalen Auseinandersetzung mit grundlegenden politischen und existenziellen Themen.

Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät zeichnete ein Ehepaar mit der Ehrendoktorwürde aus: Prof. Dr. Rosemary Grant und Prof. Dr. Peter Grant wurden in Anerkennung ihrer grossen Verdienste um die Erforschung von Evolution, Genetik, Ökologie und Verhalten von Galapagosfinken geehrt.

Für seine fundamentalen Arbeiten auf dem Gebiet der theoretischen Chemie, die in allen Bereichen der Chemie neue Konzepte von Molekülen und chemischen Reaktionen begründeten, erhielt Prof. Roald Hoffmann die Ehrendoktorwürde der Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät.

Lehrpreis und weitere Auszeichnungen

Der Lehrpreis (Credit Suisse Award for Best Teaching) für das Jahr 2008 wurde verliehen an Dr. Marc-Joachim Wasmer, Assistent und Lehrbeauftragter am Kunsthistorischen Institut für sein Engagement in der Betreuung und Beratung der Studierenden im Rahmen einer Reihe von Proseminaren und Übungen.

Das Forschungsstipendium der Walter und Gertrud Siegenthaler Stiftung 2008 ging an Dr. med. et phil. Jana Pachlopnik Schmid, Hôpital Necker, Paris. Den Wissenschaftspreis der Walter und Gertrud Siegenthaler Stiftung erhielten PD Dr. med. Gregor Hasler, Universitätsspital Zürich, Psychiatrische Poliklinik, und Prof. Dr. phil. Dr. biol. II Christoph Handschin, Universität Zürich, Physiologisches Institut. Der UBS Habilitationspreis für das akademische Jahr 2007/08 wurde verliehen an PD Dr. Peter Schnyder und der Walter Frei-Preis 2008 an Prof. Dr. Dr. H.C. Gottfried Brem.

Jahrespreise 2008 erhielten Dr. Christoph Ammann, Theologische Fakultät; Dr. iur. Marc Splisgardt, Rechtswissenschaftliche Fakultät; Dr. Johannes Mure, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät; Dr. med. Ana Guerreiro, Medizinische Fakultät; Dr. Enni E. Markkanen, Vetsuisse-Fakultät; Dr. Jörg Matthes, Philosophische Fakultät und Dr. Juan-Miguel Escobar-Restrepo, Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät.

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