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Was ist gute Lehre?

Daniel Marek ist Stabsstellenleiter des Prorektorats Lehre. Zudem koordiniert er die Arbeitsgruppe «Qualität in der Lehre». Im Folgenden legt er dar, wie aus seiner Sicht die Lehre an der Universität Zürich weiterentwickelt werden sollte.
David Werner

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Herr Marek, was ist gute Lehre?

Die Antwort hängt zunächst davon ab, welche Aspekte der Lehre aus wessen Perspektive genau beurteilt werden. Ein Studierender wird eine Veranstaltung anders einschätzen als ein Fachkollege des Dozierenden oder ein Mitglied eines Aufsichtsgremiums. Man muss zudem unterscheiden zwischen den Kompetenzen des Dozenten, der Gestaltung des Lehrangebots sowie der Wahrnehmung und Nutzung des Angebots durch die Studierenden. Ich denke, entscheidend für die Lehrqualität ist die Wirkung, also: wie viel die Studierenden am Schluss gelernt haben. Dafür sind natürlich nicht die Dozierenden und ihr Lehrangebot allein verantwortlich; eine wichtige Rolle spielen auch die Motivation der Studierenden und die Rahmenbedingungen an der Universität, wie etwa das Raum- oder Bibliotheksangebot.

Stefanie Kasper (Kunstgeschichte, 27): «Im Moment bin ich dabei, meine Lizarbeit zu schreiben, daneben arbeite ich 40 Prozent. Ich versuche, einen Unitag wie einen Arbeitstag zu sehen. Das heisst, ich setze mir ein Ziel, das ich bis zum Ende des Tages auch erreichen kann, und habe nachher einen wohlverdienten Feierabend. Was ich am Anfang meines Studiums geschätzt hätte, wäre ein kontrollierteres, strukturierteres Grundstudium gewesen, um mir eine Arbeitsmethodik anzueignen. Dank den Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt – und nicht an der Uni – habe ich gelernt, mich zu organisieren und auch mit weniger Zeit auszukommen.»

In welche Richtung sollten die Verbesserungen in der Lehre Ihrer Meinung nach zielen?

Erstrebenswert ist die passende Wahl der Lehrform im Hinblick auf die Lehrziele, die Förderung dialogorientierter Lehr- und Lernformen und schliesslich ein Umfeld, das es erleichtert, die Curricula der einzelnen Fächer und die Lehrmethoden jedes Dozierenden ständig zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Wie wichtig ist es, die Studierenden fit für den Arbeitsmarkt zu machen?

Universitäre Bildung ist zunächst auf die Interessen und Neigungen der Forschenden ausgerichtet; sie folgt wissenschaftlichen Leitbildern, die mit den Anforderungen des Arbeitsmarkts unmittelbar nichts zu tun haben. Trotzdem muss man die Zweckmässigkeit universitärer Bildung im Auge behalten. Es ist für eine Universität wichtig, dass die Absolventen eine Stelle finden. Man muss also beide Aspekte berücksichtigen – in jeder Fakultät in jeweils wieder anderem Mischungsverhältnis.

Miguel Raimander (Germanistik, 35): «Ich kam auf dem zweiten Bildungsweg an die Uni und musste erst wieder lernen zu lernen. Dazu habe ich einen Kurs besucht: ‹Lernen mit Lust!› Der hat mir sehr viel gebracht, weil er neue Aspekte aufgezeigt hat, zum Beispiel Visualisierungstechniken, die schon die alten Griechen und Römer benutzten. Einer meiner Freunde beherrschte diese Methode: Der hat sich eine halbe Stunde lang ein Skript angeschaut, dazu Grimassen geschnitten und geblödelt, und konnte sich den Inhalt am Ende besser merken als ich, der sich krampfhaft darum bemüht hatte.»

Gute Lehre ist mit viel Aufwand verbunden. Wie kann man Dozierenden Anreize bieten, Zeit und Energie in gute Lehre zu investieren?

Zunächst kann man sicher darauf setzen, dass es einem Wissenschaftler in der Regel Freude bereitet, andere an seinem Wissen und seiner Begeisterung für sein Forschungsgebiet teilhaben zu lassen. Oft versteht man einen Stoff selbst auch besser, wenn man ihn verständlich darlegen muss. Zweitens kann der zusätzliche Aufwand, den moderne, eher dialogische und mit Fallbeispielen operierende Lehrformen mit sich ziehen, durch mediale Hilfsmittel wieder ausgeglichen werden: Das E-Learning-Center bietet hier Unterstützung. Ein wichtiger Anreiz dürfte drittens sein, dass Lehrqualifikationen bei Berufungen eine immer wichtigere Rolle spielen.

 

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