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Open Access

Open Access: Revolution mit Impact-Faktor?

Die Open Access-Bewegung strebt einen grundlegenden Umbau des wissenschaftlichen Publikationswesens an. Ziel ist der freie und kostenlose Zugang zu wissenschaftlichem Wissen mit Hilfe des Internet. Die Universität Zürich, ein Open Access-Pionier in der Schweiz, organisierte ein Symposium zu diesem Thema welches am 15. Oktober 2004 am Zürcher Universitätsspital stattfand.
Klaus Wassermann

Das Open Access-Podium (von links): Hans F. Hoffmann (CERN), Klaus Lindpaintner, (Hoffmann-La Roche), Heidi Diggelmann (Schweiz. Nationalfonds), Alexander Borbély (Universität Zürich), Werner Stauffacher (Schweiz. Akademie der Medizinischen Wissenschaften), Peter Newmark (BioMed Central) und Jean-Claude Healy (WHO)

Das Publizieren in herkömmlichen Wissenschaftsjournalen ist teuer und kostet viel Zeit. Universitäten geben jedes Jahr hohe Summen für Zeitschriftenabonnemente aus. Aber auch für die Forschenden ist das herkömmliche Publizieren mit unangenehmen Hürden verbunden. So vergehen oft viele Monate zwischen der Einreichung eines Manuskripts und seiner Veröffentlichung. Zeit, die besser in den wissenschaftlichen Gedankenaustausch investiert wäre. Ist der Artikel dann gedruckt, muss das jeweilige Exemplar der Zeitschrift in einer gut erreichbaren Bibliothek zu finden sein, damit man die darin enthaltene Information auch nützen kann.

Das von der Universität Zürich organisierte Symposium «Open Access to Knowledge and Scholarly Communication», welches am 15. Oktober 2004 im Grossen Hörsaal des Universitätsspitals Zürich stattfand, befasste sich mit Alternativen zum traditionellen wissenschaftlichen Publikationswesen. Vertreter von Universitäten, von akademischen Institutionen, von Verlagen sowie Wirtschaftsvertreter waren dazu eingeladen. Diskutiert wurden Möglichkeiten und Konsequenzen der Schaffung und Nutzung von frei zugänglichen Formen der Publikation wissenschaftlicher Forschung im Internet.

Entscheidende Vorteile

Die entscheidenden Vorteile des Open Access-Systems lägen in der Möglichkeit der schnellen Veröffentlichung von Forschungsresultaten, deren offenen Verfügbarkeit und den geringeren Kosten, so die Open Access-Verfechter am Zürcher Symposium. Weltweit entstünden daher immer mehr Zeitschriften, deren Artikel kostenfrei über das Internet abrufbar sind. Finanziert würden diese nicht mehr über Abonnemente, sondern durch die Autoren beziehungsweise durch deren Geldgeber. Wie bei traditionellen Publikationen sichere auch bei diesen Open Access-Journals ein Prozess des «peer-review» die wissenschaftliche Qualität der Arbeiten. Werner Stauffacher, Vizepräsident der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, eröffnete die Podiumsdiskussion mit der Frage, ob das bisherige System für wissenschaftliche Publikationen durch Open Access dem Untergang geweiht sei.

Heidi Diggelmann vom Schweizerischen Nationalfonds im Interview.

Langsamer Prozess

Obwohl das Kernforschungszentrum CERN in Genf, Erfinder des Internet, schon seit 1989 die Resultate seiner Forscher in einem öffentlich zugänglichen Archiv zur Einsicht anbiete, würden auch dort noch immer die Hälfte der Forscher traditionelle Zeitschriften zur Publikation ihrer Arbeit bevorzugen, meinte Hans F. Hoffmann, Direktor für Technologietransfer und wissenschaftliche Datenverarbeitung am CERN. Grund dafür sei die grosse Bedeutung von Publikationen in angesehenen Zeitschriften besonders für die Karriere junger Wissenschafterinnen und Wissenschafter. Laut Peter Newmark, dem redaktionellen Leiter von BioMed Central, einem der derzeit grössten Open Access-Verlage, hätten jedoch neue Zeitschriften, auch die auf Papier gedruckten, anfangs immer Schwierigkeiten, sich zu etablieren. Neben den unübersehbaren Vorteilen von Open Access stelle sich jedoch auch die Frage, ob die Dokumente in digitalen Open Access-Archiven mittel- bis langfristig technisch so zugänglich sein werden wie Papier, so Newmark.

Universität Zürich als Pionier

«In der Schweiz gehört die Universität Zürich zu den Pionieren von Open Access» meint Professor Alexander Borbély, Prorektor für den Bereich Forschung an der Zürcher Universität. In den USA und auch in Deutschland sei die Diskussion über diese neue Art zu publizieren schon weiter fortgeschritten. «Unser Symposium sollte die am akademischen Leben beteiligten Institutionen in der Schweiz mit dem Thema Open Access bekannt machen», so Borbély. Am Zürcher Open Access-Symposium wurde deutlich, dass wichtige akademische Institutionen wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) und die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) bisher noch keine offizielle Position zum Thema Open Access bezogen hatten. «Wir denken aber, dass sich das jetzt, nach unserem Symposium, ändern wird», meint Borbély.

Klaus Wassermann ist freischaffender Journalist in Zürich.