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Studierende in Zeitnot

Jusstudierende an der Universität Zürich wollen vor allem eines: effizient sein. Deshalb haben sie Laptops, schnelle Internetanschlüsse und nutzen E-Learning. Das zeigt eine Umfrage an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät.
Sabine Witt

Ob zuhause oder an der Uni, E-Learning wird von den Ius-Studierenden rege genutzt.

Hauptsache effizient - dass Jusstudierende so fleissig E-Learning-Angebote nutzen, sich Laptops und zu Hause leistungsfähige Internetanschlüsse zulegen, rührt von ihrem Streben nach Effizienz her. So deutet Urs Leemann, E-Learning-Koordinator der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, die Ergebnisse der schriftlichen Umfrage, die er in Zusammenarbeit mit dem E-Learning Center (vormals ICT-Fachstelle) im Juli 2003 durchgeführt hat.

Das Ziel der Befragung war - ähnlich wie an der Medizinischen Fakultät im Jahr 2002 -, zu erfahren, wie die Studierenden Internet und Computer nutzen und welche Erfahrungen sie mit E-Learning-Angeboten gemacht haben. Die Ergebnisse der Umfrage möchte die Fakultät in ihre weitere Planung der ICT-Aktivitäten einfliessen lassen.

Mobil und ruhebedürftig

Von 2624 angeschriebenen Jusstudierenden haben 908 die Fragebögen mit den 19 Fragen zurückgesendet. Positiv überrascht war Leemann davon, dass über die Hälfte der Studierenden (53%) ein eigenes Laptop und beinah die Hälfte (43%) zu Hause einen schnellen Internetanschluss (Cable, ADSL) haben. So könne man davon ausgehen, dass die Studierenden auch grössere Dateien gut empfangen können und E-Learning-Module entsprechend konzipieren.

Mit den handlichen Computern sind die Studierenden mobil. Entsprechend lauten auch ihre Wünsche nach mehr Wireless-LAN (Local Area Network), dass heisst kabellosen Arbeitsplätzen an der Universität. Hier zeigt sich ein eigenes Problem am Rande: Die Studierenden sind schlecht informiert über die bereits bestehenden Möglichkeiten. An der Universität-Irchel ist die WLAN-Abdeckung bereits recht fortgeschritten, bis Mitte nächsten Jahres soll sie komplett sein, laut Auskunft von Pascal Bachmann, dem Leiter der Informatikdienste. Im Lichthof des Hauptgebäudes gibt es im Moment vor allem denkmalschützerische Verzögerungen. WLAN funktioniert im Universitäts-Zentrum aber in der Mensa. Doch die Mensa wiederum wird von den Studierenden nicht als Arbeitsort goutiert. Wegen des hohen Lärmpegels halten zahlreiche Befragte sie für ungeeignet zum Arbeiten.

Dieses Icon kennzeichnet die Netzwerkarbeitsplätze an der Universität Zürich.

Uni-Access wird wenig genutzt

Wenig erfreulich sind die Antworten für die Informatikdienste (ID) der Universität. 97% der Studierenden gaben an, regelmässig E-Mail zu nutzen, allerdings nur 4% als einzigen den Uni-Access-Account. 19% kombinieren ihn mit einem privaten Anbieter. Jedoch der weitaus grösste Teil (76%) benutzt ausschliesslich die Dienste privater Gratisanbieter.

Um den Uni-Access-Service zu verbessern, bereiten die Informatikdienste momentan den Testbetrieb eines neuen Systems vor. Wichtig von Seiten der Universität sei, so Pascal Bachmann, Leiter der ID, dass man die Universitätsangehörigen über E-Mail erreichen könne. Das heisse aber nicht, dass diese auch das System benutzen müssen. Eine Möglichkeit wäre, die Mails von vornherein auf ein nichtuniversitäres Konto umzuleiten und so zumindest erreichbar zu bleiben.

Eine weitere Frage zielte auf die Nutzung der öffentlichen Computer-Arbeitsplätze ab. Zwei Drittel der Studierenden gaben an, die öffentlichen Arbeitsplätze so gut wie nie zu nutzen. Und 40% der Befragten halten deren Zahl für zu gering. Kritisiert wird von den Studierenden, dass die installierte Software veraltet sei (Windows 95). Hier ist die Lage etwas verzwickter. Die neuen Windows-Versionen lassen keine Authentifizierung zu, erklärt Bachmann. Deshalb haben die Informatikdienste bisher auch nicht auf sie umstellen können.Die Authentifizierung sei aber nötig, um sicherzustellen, dass nur Universitätsangehörige an den öffentlichen Computern arbeiten. Im Moment probiert Bachmanns Team eine Unix-Lösung aus. Das Ziel ist, im kommenden Jahr dann Windows 2000 oder XP in Betrieb zu nehmen.

Um den Kabelsalat zu vermeiden, wünschen immer mehr Studierende WLAN-Möglichkeiten.

Mehr Haushalt mit E-Learning

Auf E-Learning-Angebote reagiert die grosse Mehrheit der Studierenden (83%) positiv. Sie sind in Zeitnot - so kann man die grosse Akzeptanz von E-Learning zumindest deuten. Alleinerziehende Eltern gaben auf den Fragebögen an, dasssie froh sind, wenn sie einen Teil der Aufgaben zu Hause und zeitunabhängig erledigen können. Und ein weiterer Teil der Studierenden kann Studium und Erwerbstätigkeit mit Hilfe von E-Learning besser unter einen Hut bringen.

Sehr positiv wurde auch die Möglichkeit bewertet, Aufgaben im individuellen Lerntempo zu lösen und sie mehrfach wiederholen zu können. Beliebt sind besonders Selbsttests, weil die oder der Studierende dort unbeobachtet Fehler machen kann. Vor einem grossen Plenum ist für viele die Hemmschwelle hoch. Ganz abgesehen davon kann bei hundert Leuten im Saal nicht jeder zum Zug kommen.

Als häufigstes Argument gegen E-Learning wird der mangelnde soziale Kontakt - zu Dozierenden und Studierenden - genannt. Viele Befragte zweifeln zudem daran, genügend Selbstdisziplin und -motivation für das einsame Lernen vor dem Computer zu besitzen. Einhellig werden E-Learning-Angebote als Ergänzungen, aber nicht als Ersatz für konventionelle Lehrveranstaltungen betrachtet.

Das Baukastenprinzip stärken

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät will die Antworten der Befragung bei ihren ICT-Aktivitäten berücksichtigen. Dem Wunsch der Studierenden nach mehr Flexibilität, die wiederum die Effizienz erhöht, möchte man mit mehr modularen Angeboten entgegenkommen. Die Studierenden sollen sich ihr Lernprogramm nach den eigenen zeitlichen und räumlichen Bedürfnissen zusammenstellen können.

Weitgehend ähneln die Ergebnisse der Umfrage denen der Medizinischen Fakultät. Das E-Learning erfährt insgesamt eine sehr gute Resonanz. Hard- und Software-Angebote an der Universität sind in den Augen der Studierenden hingegen verbesserungsfähig.

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