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Universität Zürich beteiligt sich am Collegium Helveticum

Nicht schneller, dafür origineller

Das Collegium Helveticum wird zur interdisziplinären Forschungseinrichtung mit eigenen Projekten umgestaltet. Neu beteiligt sich die Universität Zürich im selben Masse wie die ETH. Gerd Folkers, neuer Leiter ab Herbst 2004, äussert sich über die Besonderheiten des neuen Konzepts.
Sabine Witt

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Aufbruch zu neuen Ufern am Collegium Helveticum in der Sempersternwarte.

Vieles wird neu am Collegium Helveticum. Am 30. September 2003 gaben die Rektoren der beiden Hochschulen, Hans Weder und Konrad Osterwalder, die Neuausrichtung des Collegiums bekannt. Man habe den altersmässigen Rücktritt von Professorin Helga Nowotny, der letzten Leiterin, zur Neukonzeptionierung genutzt. Bisher beteiligte sich die Universität Zürich an dieserEinrichtung der ETH allein mit Stipendien für Doktorierende, nun wird sie gleichrangige Partnerin. Die Zusammenarbeit werde ähnlich funktionieren wie beispielsweise das gemeinsameSprachenzentrum, hiess es auf der Medienkonferenz.

Neuheit Projektorientierung

Künftig soll an der Sternwarte projektorientiert geforscht werden. Interdisziplinarität bleibt dabei oberstes Ziel. Die Fellows und wissenschaftlichen Mitarbeitenden (Postdocs und Doktorierende) werden eine gemeinsame Fragestellung aus der Perspektive ihrer jeweiligen Disziplin bearbeiten; etwa das Thema Schmerz mit medizinischen, biologischen, psychologischen und linguistischen Ansätzen. Somit bekommt Zürich ein weiteres Forschungszentrum - eines, das wirklich transdisziplinär funktionieren soll. Entsprechend den finanziellen Möglichkeiten wird sich das Zürcher Collegium vorerst nicht mit renommierten internationalen Wissenschaftskollegs, wie etwa in Berlin, vergleichen können. Dafür gehe es aber mit seinem projektorientierten Ansatz einen ganz eigenen Weg, so der neue Leiter, ETH-Professor Gerd Folkers (siehe Interview).

Die beiden Hochschulrektoren, Hans Weder (links), Universität Zürich und Konrad Osterwalder, ETH Zürich.

Weiterhin Veranstaltungen und Gäste

Ein bis zwei Forschungsgruppen zu je einem Thema sind vorgesehen. Die Fellows, das heisst etablierte Forscherinnen und Forscher, sucht der Leiter zusammen mit den beiden Hochschulleitungen vor allem in Zürich. Sie sollen zwanzig Prozent ihrer Arbeitszeit am Collegium lehren und forschen. Nicht schneller, dafür origineller werden die Collegiaten in den interdisziplinären Projekten forschen können,erklärte Folkers auf der Medienkonferenz. Dies soll die Attraktivität des Collegiums ausmachen. Ihre öffentliche Ausstrahlung wird die Institution in der Sternwarte weiterhin mit Hilfe von Veranstaltungen und künstlerischen Gästen pflegen.

Leiter des Collegium Helveticum wird ab Herbst 2004 vollamtlich Pharmazieprofessor Gerd Folkers, bisher Präsident deswissenschaftlichen Beirats. Rektor Weder erhofft sich von ihm «einen neuen Drive». Als Pharmazeut verfüge er bereits über «interdisziplinäre Antennen». Folkers möchte nach eigenen Angaben experimentell zeigen, dass Interdisziplinarität Vorteile bringt, indem neue Lern- und Lehrgebiete entstehen können oder neue Fragen aufgeworfen werden, die Einzeldisziplinen so nicht stellen können.

Gerd Folkers, der neue Leiter des Collegium.

unipublic: Herr Folkers, was hat Sie bewogen, Ihre wissenschaftliche Karriere an den Nagel zu hängen und Leiter des Collegium Helveticum zu werden?

Gerd Folkers: Ich habe in meiner wissenschaftlichen Laufbahn 200 Papers und 8 Bücher geschrieben. Für einen Spagat zwischen Wissenschaft und Management bin ich zu alt. Ich denke, nur wenigen Menschen wird in der Mitte des Lebens solch eine Chance geboten. Darum nehme ich die neue Aufgabe dankbar an. Ausserdem bewege ich mich nicht von der Wissenschaft weg, sondern zu ihr hin.

Schwebt Ihnen mit dem neu ausgerichteten Collegium Helveticum ein Wissenschaftskolleg wie beispielsweise in Berlin vor?

Das ist vor allem eine Budgetfrage. Berlin leistet sich viel mehr Fellows aus dem In-und Ausland. Wir sind vor allem auf die Forschenden des Standorts Zürich angewiesen. Wenn es die Mittel erlauben, werden auch wir uns vergrössern und internationaler orientieren. Ein interessantes Potenzial böte auch die Vernetzung der Kollegs in Berlin, Prag, Budapest, Stockholm, Princeton und Santa Fe.

Was unterscheidet das Collegium in Zürich von ähnlichen Einrichtungen?

Spezifisch für Zürich wird sein, dass die fünf bis sieben Fellows auch in die Entwicklung von Projekten mit einbezogen werden. Zudem haben sie Netzwerkaufgaben. Sie werden in ihren eigenen Laboratorien an den Hochschulen arbeiten, sie können zum Beispiel Institutschefs sein und ihre Netzwerke den Projekten am Collegium Helveticum zur Verfügung stellen. Die Projekte werden quasi auf existierende Forschungsinstitutionen aufgesetzt. Diese Art der projektorientierten Forschung an einem Kolleg ist einzigartig meines Wissens. Man könnte eigentlich auch von einem Laboratorium für Interdisziplinarität sprechen.

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