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Wie man an der Uni Karriere macht

In der Reihe «Akademische Laufbahn - Perspektiven für Nachwuchsforschende» fand letzten Dienstag das dritte und letzte Podiumsgespräch dieses Semesters statt. Organisiert wurde es von den Stellen für Chancengleichheit der Uni und ETH.
David Werner

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von links: Sigrid Viehweg Schmid (Moderation), Martina Koch, Sibylle Hardmeier, Sabina Littmann-Wernli, Silvia Dorn.

Soll man eine Unikarriere möglichst zielstrebig und genau nach Plan verfolgen? Oder ist es besser, sich mehrere Optionen offen zu halten? Das war die Leitfrage der von Sigrid Viehweg Schmid straff moderierten Diskussion. Rückblickend auf ihre eigene akademische Laufbahn fand jede der vier Teilnehmerinnen zunächst dieselbe salomonische Formel: zielstrebig sollte man unbedingt sein, zugleich aber auch flexibel, denn die äusseren Gegebenheiten stimmten selten auf Anhieb mit den eigenen Plänen überein.

Sibylle Hardmeier, Assistenzprofessorin.

So etwa im Falle von Sibylle Hardmeier, Assistenzprofessorin für Politologie an der Universität Zürich. Sie erreichte ihr Karriere-Etappenziel nicht auf dem schnurgeraden Weg: Für ihre Dissertation musste sie schweren Herzens ins Fach Geschichte wechseln, weil sie in ihrem Fach Politologie keine Stipendien bekam. Das sei nicht ohne Risiko gewesen, erinnerte sie sich auf dem Podium: «Mein damaliger Politologie-Professor hat mich damals aus seinem Fachbereich verabschiedet, als sei es für immer. Er hat sich zum Glück getäuscht.»

Silvia Dorn, Ordinaria und Departementsvorsteherin.

Auf Umwegen hat auch Silvia Dorn - Ordinaria für angewandte Entomologie im Institut für Pflanzenwissenschaften an der ETH und Vorsteherin des Departementes Agrar-und Ernährungswissenschaften - die Karriereleiter erklommen. Ihr Motto war stets, sich alle Weg offen zu halten. Sie entschied sie sich nach der Dissertation vorerst für die Privatwirtschaft, weil Mitte der 70er Jahre für Frauen an der ETH kaum Aufstiegsmöglichkeiten bestanden.

Martina Koch, Privatdozentin und selbständige Kulturvermittlerin.

Im Gegensatz zu Silvia Dorn wollte sich Martina Koch nicht definitiv zwischen universitärer Forschung und ausseruniversitärer Karriere entscheiden. Sie ist heute an der Schnittstelle zwischen den Bereichen tätig - als Privatdozentin in den Erziehungswissenschaften und selbständige Kulturvermittlerin. Freilich hat diese Offenheit auch ihren Preis: Ein Ordinariat wird für sie kaum noch möglich sein.

Sabina Littmann-Wernli, Oberassistentin.

Zu den ausseruniversitären Optionen gehört auch, eine Familie zu gründen. Sabina Littmann-Wernli, Oberassistentin am ETH-Institut für Wirtschaftsforschung wollte auf diese Option nicht verzichten. Als sie während ihrer Dissertation das dritte Kind bekommen habe, sei ihre Doktormutter in helles Entsetzen ausgebrochen. Und doch habe sie die Dissertation geschafft, wenn auch mit Verzögerung. Dafür ging dann der nächste Schritt umso schneller: Drei Wochen nach Abschluss der Doktorats-Prüfung hatte sie ihre Oberassistentenstelle.

Zielstrebigkeit und Offenheit, fand die ganze Runde, sollten kombiniert werden. Doch in welchem Mischungsverhältnis? Darüber entstanden im Laufe des Abends dann doch Differenzen.

Die beiden Professorinnen Silvia Dorn und Sibylle Hartmeier betonten die Vorteile geradliniger Lebensläufe im Konkurrenzkampf um die begehrten akademischen Posten. Dagegen wendete Martina Koch ein, Geradlinigkeit sei keine objektivierbare Grösse. Für das Ziel einer reicheren Karrieregestaltung könnte eben ein Zickzackkurs der «geradlinigere» Weg sein. «Frauen», sagte sie, «haben den Vorteil, dass sie das Ausprobieren mehrerer Optionen als Teil ihres individuellen Lebensweges akzeptieren, während Männer sich viel stärker in konforme Karrierevorstellungen verbeissen und entsprechend leiden, wenn sich auf direktem Weg der Erfolg einmal nicht einstellt.»

Sabina Littmann-Wernli schliesslich fand, man müsse sich entscheiden: Wer alles auf ein Pferd setze, der sei sicher schneller. Wer dagegen im Leben andere Dinge als gleichrangig mit der akademischen Karriere ansehe, wie sie selbst, der müsse eben lernen es auszuhalten, überholt zu werden. «Man muss dann die einem noch zur Verfügung stehenden Ressourcengut bündeln und die komparativen Vorteile der Vielseitigkeit nutzen. Dann stellt sich der Erfolg auch auf diesem Weg ein.»

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